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Landeshauptstadt: Kunsthalle – Vision oder nur Luftblase

Kulturausschussvorsitzender: Stadtverordnetenversammlung hat Signal gesetzt

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Kulturausschussvorsitzender: Stadtverordnetenversammlung hat Signal gesetzt Ein guter Manager sagt: „Wir haben ein Problem, wo ist die Lösung?“ Ein Bürokrat hingegen meint: „Wir haben eine Lösung, wo liegt das Problem?“ Oberbürgermeister Jann Jakobs gehörte für mich bisher zur ersten Kategorie. Jetzt habe ich meine Zweifel. Seit der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 1. Dezember, als es darum ging, einen Antrag zur Förderung der bildenden Kunst in Potsdam durchzubringen und hierbei insbesondere die Errichtung einer Kunsthalle voranzutreiben, vorzugsweise in der bald frei werdenden Fachhochschule. Unterstützt von einigen Büchsenspannern seiner Partei und einem unverständlicherweise ablehnenden Votum des Finanzausschusses kämpfte der Oberbürgermeister vehement dagegen. Er argumentierte, die Fachhochschule gehöre nicht der Stadt: Richtig, aber Eigentumsfragen haben uns und die Stadtverwaltung bislang noch nie bei Zukunftsplanungen gestört. Er wetterte, es würden unnötig unrealistische Hoffnungen geweckt. Tatsache ist, dass die bildende Kunst in Potsdam noch im Schatten der anderen Künste steht und Nachholbedarf hat, und Tatsache ist es ebenfalls, dass in unserer Stadt sehr viele Bürgerinnen und Bürger diesem Zustand ein Ende bereiten wollen. Sie sind zurecht davon überzeugt, dass hierzu eine Kunsthalle gehört, wie sie in anderen Städten vergleichbarer Größe, und in Landeshauptstädten zumal, längst stehen. Sie engagieren sich nicht zuletzt dafür, die Bewerbung um die Kulturhauptstadt 2010 aussichtsreicher zu machen. Selbstverständlich werden wir nie mit den großartigen Gemäldesammlungen in Berlin, Dresden, Leipzig, München und anderswo konkurrieren können. In Potsdam wird die bildende Kunst des 20. Jahrhunderts und die gegenwärtige Moderne angesagt sein, und dafür braucht es keinen pompösen Neubau. Dass sich Brandenburg/Havel großzügigerweise mit seiner Kunsthalle als Ersatz ins Gespräch gebracht hat, ist gut gemeint, hilft aber nicht weiter. Wir verzichten ja auch nicht auf das Hans Otto Theater und die Kammerakademie, nur weil in Berlin Theater und Orchester existieren. Der in die Ausschüsse verwiesene Antrag, der die bildende Kunst voran bringen soll, ist bewusst weit gefächert und er soll ein Signal setzen. Im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt-Bewerbung wird ständig von Visionen gesprochen. Hier ist eine. Aber eine mit einem reellen Hintergrund. Nicht zuletzt durch die gute Vorarbeit des Forums für bildende Kunst. Und da nun auch noch Herr Vandenhertz im Ausschuss für Kultur einen ersten Entwurf für eine Kunsthalle in der bald frei werdenden Fachhochschule am Alten Markt vorgelegt hat, gab es hier ein klares Ja zu diesem Projekt. Eine Kunsthalle kostet, auch eine bescheidene in einem bereits „gebrauchten“ Gebäude, da gibt es kein Vertun, und da Potsdam schon seit langem nichts mehr im Sparstrumpf hat und froh sein muss, wenn es die teuere Ausgestaltung und Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek und des Alten Rathauses einigermaßen hinbekommt, wird es eines Finanzierungmodells bedürfen, das neue Wege geht. Dies wird im Antrag dargestellt, wenn auch nur in ersten Andeutungen. Abgesehen davon, dass das letzte Wort immer die Stadtverordnetenversammlung haben wird, sprich, dass gebremst werden kann, wenn die Sache irreal und kostenspielig zu werden droht. Und wenn es denn nichts mit der Fachhochschule wird, zum Beispiel, weil das Land anderes mit ihr vorhat oder das geplante „Denkhaus" das gesamte Gebäude benötigt, wäre dann alles umsonst? Ich denke nicht. Man wird ganz sicher auf vielen Vorarbeiten aufbauen können. Hauptsache, die Angelegenheit kommt erst einmal in Schwung. Einer meiner früheren Vorgesetzten hat, wenn ein schwieriges Problem zu lösen war, immer in die Runde geblickt und gesagt: „Mir fällt nichts ein. Wenn jedoch einem von Ihnen etwas einfällt, dann wird mir bestimmt gleich etwas Besseres einfallen." Das wird dann bestimmt auch mit einem neuen Standort für die Kunsthalle geschehen. Einfälle und Lösungen gibt es immer, vorausgesetzt man will sie. Zum Abschluss noch dieses: Ich will mir lieber nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn die Stadtverordnetenversammlung auf Grund der Verunsicherung durch den Oberbürgermeister den Antrag hätte scheitern lassen. Wie die begossenen Pudel hätten wir vom Kulturausschuss vor den Kunstbeflissenen unserer Stadt gestanden. Aber es ist ja zum Glück noch einmal gut gegangen! Unser Autor Eberhard Kapuste ist CDU-Stadtverordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Kultur

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