Landeshauptstadt: Kunststoffmüll im Kompost
Recyclinghof Glindow und Kiesgrube Michelsdorf im Visier des LKA / Betreiber widerspricht Vorwürfen
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Werder (Havel) / Kloster Lehnin - Hat das Land Brandenburg seinen nächsten Müllskandal? Diesmal sind ein Recyclinghof bei Glindow und die Kiesgrube in Michelsdorf (Kloster Lehnin) die Schauplätze: Auf dem Recyclinghof sollen Kunststoffabfälle angenommen und mit Kompostabfällen vermischt worden sein, um sie unerlaubt in der Michelsdorfer Kiesgrube einzubauen. Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft ermitteln zum Verdacht der „umweltgefährdenden Abfallbeseitigung“. Der Betreiber der Anlagen, Reinhard Gertner, widersprach gegenüber den PNN den Vorwürfen.
Laut Landeskriminalamt wurde in kompostiertem Material ein „sehr hoher Kunststoffanteil“ festgestellt. Dessen Umfang und Gefährdungspotenzial seien bislang unklar, sagte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt gestern den PNN. Nach ersten Schätzungen könnte es sich um mehrere Tausend Kubikmeter Abfälle handeln. „Gefahren und Schädigungen der Umwelt sind derzeit nicht auszuschließen“, so Reinhardt. In dem Kiessandtagebau wurden per Löffelbagger bisher 15 Proben entnommen. Zurzeit würden sie im Labor untersucht – falls eine Grundwassergefährdung nachgewiesen wird, werde das Landesamt für Bergbau Schutzmaßnahmen einleiten, so Reinhardt.
Seit Dienstag hatten 35 Beamte des Landeskriminalamtes die Geschäftsräume und Wohnadressen Gertners und seiner beiden Kompagnons durchsucht. In acht Objekten in Michelsdorf, Geltow, Glindow und Wenzlow wurden unter anderem 40 Aktenordner und mehrere Computer beschlagnahmt. Falls sich der Vorwurf bestätigt, drohen den Beschuldigten Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.
„Es wird mehrere Wochen dauern, um die Zusammensetzung der Abfälle genau zu bestimmen“, so Reinhardt. Der Fall sei bei den Ermittlungen in einem anderen Müllskandal bekannt geworden. Der Recyclinghof der Firma Gertner & Fettback GmbH in Glindow wurde erst vor zweieinhalb Jahren eröffnet. Kunden können hier gegen Entgelt Bauschutt, Gartenabfälle und Schrott abliefern, wie Geschäftsführer Reinhard Gertner, der in Schwielowsee auch Gemeindevertreter ist, zur Eröffnung erklärt hatte. Die abgelieferten Abfälle würden komplett zu Recyclingmaterialien aufbereitet werden.
Der Recyclinghof ist das zweite Standbein des Geltower Unternehmens, das Gertner mit einem Geschäftspartner besitzt. Es ist im Abbruch, im Recycling, der „mobilen Bauschuttaufbereitung“, dem Erdbau, dem Erdstofftransport, der Bodensanierung und dem Kabelleitungsbau tätig. Auf der Internetseite der Firma heißt es: „Die Anwendung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes wird nicht nur als Rechtsvorgabe, sondern auch aus ökologischen und ökonomischen Gründen angewandt.“ Mit einem zweiten Geschäftspartner ist Gertner Gesellschafter der Michelsdorfer Kiesgrube. Sein Antrag, auch in Bliesendorf einen Kiestagebau betreiben zu dürfen, wurde von der Kommune erst Anfang diesen Jahres abgelehnt.
Reinhard Gertner erklärte gestern auf PNN-Anfrage, dass es sich bei den staatsanwaltlichen Ermittlungen um „reine Routineprüfungen“ handele. „Jeder Entsorger wird derzeit untersucht, bei anderen Kollegen wurde nach dem gleichen Schema vorgegangen“, so Gertner. Er betonte, dass er nicht zu den Entsorgern gehöre, die „mit krimineller Energie gefährliche Abfälle entsorgen“. So sei er auch nicht von Standort-Schließungen oder Kontensperrungen betroffen. „Wenn dennoch Unregelmäßigkeiten festgestellt werden, dann bringen wir das in Ordnung.“ Henry Klix
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