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Landeshauptstadt: Kurfürstlicher Brunnen entdeckt

Nach Grundwasserabsenkung wird Inhalt geborgen / Suche nach Standort der Mittelalterburg

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Wenn es wie im Märchen zugeht, „dann werden wir eine goldene Kugel finden und ein Froschskelett“, witzelt Nicola Hensel. Die junge Archäologin hat auf dem Grabungsfeld am Alten Markt gemeinsam mit ihren Kollegen einen Brunnen freigelegt. Das wäre eigentlich nichts Besonderes, denn Brunnenreste fanden die Forscher auch an anderen Stellen. Doch die waren bürgerlicher Herkunft, dieser jedoch versorgte nicht die Bewohner eines Bürgerhauses mit Wasser, sondern stand im Innenhof des Renaissanceschlosses, das im Auftrag des Große Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg ab dem Jahre 1660 entstand. Bereits 1598 hatte Kurfürst Joachim Friedrich für seine Frau Katharina ein nicht vollständig fertiggestelltes Vorgänger- Gebäude errichten lassen, den Katharinenbau.

Die genaue Datierung der Bauzeit der nun gefundenen Brunnenanlage anhand des verwendeten Holzes steht noch aus. Die beiden bürgerlichen Brunnen ähnlicher Konstruktion, ebenfalls vom Grabungsfed Alter Markt, stammten Nicola Hensel zufolge bereits aus der Zeit zwischen 1580 und 1584.

Ob eine Prinzessin ähnlich wie in Grimms Froschkönig ihr wertvolles Lieblingsspielzeug hineinfallen lies, werden die Forscher erst nach einer aufwändigen Grundwasserabsenkung feststellen können. „Wir sind gespannt, was drin ist“, sagt die Archäologin. Der Ziegelstein-Überbau war irgendwann abgetragen und der Brunnen zugeschüttet worden, sei es, weil das Grundwasser versiegte oder das Stadtschloss-Areal, wie so häufig in seiner Geschichte, umgestaltet wurde. In den anderen Brunnen fanden sich sogar Pferde-Skelette, hier hofft Nicola Hensel auf „etwas Schönes, vielleicht Edelmetall“. Noch nicht geklärt ist, was es mit der viereckigen Einrahmung des Brunnens mit Spundhölzern auf sich hat. War es ein Wasserbecken oder sind es die Reste der Abstützung während des Brunnenbaus? Wäre Letzteres der Fall, so Nicola Hensel, dann hätten die Bauarbeiter aber ungewöhnlich sorgfältig gearbeitet, zweifelt die Archäologin selbst ein wenig an dieser Theorie.

Zu den großen Fragen an die Baugeschichte des Stadtschloss-Areals gehört Nicola Hensel zufolge die nach dem Standort einer mittelalterlichen Burg. Es gibt schriftliche Zeugnisse aus dem 14. und 15. Jahrhundert, in denen von Ausbesserungsarbeiten an der Potsdamer Burg die Rede ist. Bislang sei es Lehrmeinung gewesen, das eine Turmburg im Mittelalter Teil der Ringmauer gewesen ist. Nicola Hensel: „Das war nicht so.“ Bislang seien lediglich die Grundreste eines einzelstehenden Turmes aufgetaucht. „Bis jetzt haben wir die Mittelalterburg nicht gefunden“, erklärt die Absolventin der Freien Universität Berlin. Gelegenheit dazu haben die Forscher noch, wenn der Rest der Kreuzung am Hotel Mercure untersucht wird. Werden sie aber auch dort nicht fündig „wird man sie wohl an der Heiliggeistkirche suchen müssen“.

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