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Homepage: Kurze Wege und vorbildliche Förderung

Die Biotechnologie kommt in der Region Berlin-Brandenburg nur gemeinsam voran

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Gemeinsam geht es besser. Dass die Bundesländer Berlin und Brandenburg in der Entwicklung von Biotechnologie aufeinander angewiesen sind, zeigte jüngst in Berlin die Veranstaltung „Zehn Jahre Bioregion“. Organisatoren waren die Branchennetzwerke „Biotechnologieverbund Berlin-Brandenburg e.V.“ (BBB) und „BioTop“. Beide Vereinigungen begreifen sich als „Zweiländerinitiativen“. Jedes Jahr veranstalten die Verbände eine „Bio-Bilanz“. Einigkeit besteht darin, dass nur die Region Berlin-Brandenburg zusammen als Forschungs- und Unternehmensstandort im internationalen Wettbewerb bestehen kann. „Man muss als Region eine kritische Masse erreichen“, sagte Arno Krotzky, Geschäftsführer einer Berliner Biotechnologiefirma. In den USA würde nur die gesamte Region als Standort wahrgenommen, sagte Krotzky.

Mathias Schroedter, Geschäftsführer einer Firma für medizinische Produkte in Kleinmachnow, stellte die Entwicklung seiner Firma dar. Vor zehn Jahren wurde er mit zwei Kommilitonen und seinem Doktorvater Gründer. Die Zeit sei von „Aufbruchstimmung und Euphorie“ geprägt gewesen, sagte er. Die unternehmerischen Schwierigkeiten der Biotechnologiebranche habe man damals eher unterschätzt, so Schroedter. Doch das Risiko hat sich gelohnt: Heute beschäftigt Schroedter in Kleinmachnow 70 Angestellte und hat 1250 Quadratmeter Laborfläche. Die enge Verbindung von Wissenschaft und Unternehmertum sei nicht nur branchentypisch, sondern auch eine Besonderheit der Region. Große Unternehmen sind in Berlin-Brandenburg eher selten. Dafür spielen die Hochschulen eine wichtige Rolle. So fing auch Mathias Schroedter im Biotechnologiepark Luckenwalde an. Als die Firma größer wurde, ging man nach Kleinmachnow. „Wir wollten in Brandenburg bleiben“, sagte Schroedter. Kurze Wege in den Ministerien, qualifizierte Mitarbeiter und eine vorbildliche Förderung durch das Land seien wichtige Argumente für den Standort. Andere Unternehmer teilten diese Meinung. Die Region biete der forschungsintensiven Branche die Möglichkeit, attraktive Standorte mit niedrigen Kosten zu verbinden.

Die Zusammenführung von Wissenschaft und Unternehmertum wird als „Cluster-Bildung“ bezeichnet. So versuche man derzeit, den „sehr forschungsorientierten“ Campus Golm für die Existenzgründung zu öffnen, sagte Fred Lisdat, Professor für Biosystemtechnik in Wildau. Dies geschehe in Potsdam mit dem Gründerzentrum „Go:In“. Auch in anderen „Clustern“, wie dem Biotechnologiestandort Berlin-Buch, spielen Existenzgründung, Firmenansiedlung und Öffentlichkeitsarbeit nach zehn Jahren Entwicklung eine verstärkte Rolle. Wissenschaftler und Unternehmer müssen in der Region Berlin-Brandenburg also zusammenfinden. Das ist nicht immer einfach. Die Unternehmen hätten andere Bedürfnisse als die Hochschulen, sagte Firmenchef Schroedter. So verlangen die Firmen nach qualifizierten Mitarbeitern, die die Hochschulen nicht automatisch liefern wollen. Inzwischen kümmern sich Unternehmen und Hochschulen gleichermaßen um den Nachwuchs. Entscheidend sei auch, qualifizierte Mitarbeiter in der Region zu binden, so Reinhard Uppenkamp von der Berlin Chemie. Dies gelinge nur in einem auf regionaler Ebene vernetzten „Cluster“. So könnten Arbeitnehmer zwischen Hochschule und Wirtschaft wandern, ohne die Region verlassen zu müssen.

Die „triple helix“ aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist das Erfolgsgeheimnis der Bio-Region. Seit dem Jahr 1996 seien mehr als 120 Unternehmen gegründet und über 100 000 Quadratmeter Laborfläche geschaffen worden, bilanzierte Wolfgang Krüger vom Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg. Am Anfang der „Bio-Region“ stand eine gemeinsame Bewerbung Berlins und Brandenburgs um den „BioRegio“ Preis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Dabei sei das Interessensgeflecht zweier Bundesländer sogar ein Vorteil gewesen, erinnerte sich Hartmut Grübel vom Bundesforschungsministerium. Man solle Konflikte als kreatives Potenzial sehen, meinte Grübel. Sein Motto: „Innovation im Konsens ist blanker Nonsens.“ Mark Minnes

Mark Minnes

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