Sport: Kurztrip nach Moskau
Turbine Potsdam bereitet sich mit mehreren neuen Spielerinnen auf die Bundesliga-Saison vor, in der Platz 1 bis 3 offizielles Ziel ist
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Für körperlich schwerere Nebentätigkeiten sind in Sportmannschaften die Jüngsten in der Regel die erste Wahl. Bei Turbine Potsdam ist das nicht anders. Beim gestrigen offiziellen Mannschaftsfototermin des Frauenfußball-Bundesligisten im Luftschiffhafen waren die Bänke zu kurz – also schleppten Tabea Kemme, Marie- Luise Bagehorn, Christin Carl und Anne- Felicitas Sarholz neue aus der nahen Leichtathletik-Halle heran. Die vier U17- Spielerinnen rücken für die neue, am 7. September beginnende Meisterschafts- Saison aus dem eigenen Nachwuchs in Potsdams Bundesliga-Kader, ebenso wie Monique Braun aus Turbines 2. Mannschaft, Carolin Schumski vom Zweitligisten FC Neubrandenburg und Viola Odebrecht, die vom SC 07 Bad Neuenahr in ihren alten Heimatverein zurückkehrte.
„Es ist schön, wieder hier zu sein“, gesteht Odebrecht, die von 1998 bis 2005 für Turbine gespielt hatte, in jener Zeit Nationalspielerin (29 Spiele/1 Tor) wurde, mit dem Nationalteam 2003 den Weltmeistertitel gewann sowie mit Turbine zweifache Deutsche Meisterin, dreifache DFB-Pokal-Siegerin und UEFA-Cup-Gewinnerin wurde. Vor drei Jahren ging sie zum Auslandsstudium an die Florida States University Tallahassee (USA), dann spielte sie – nach einem Abstecher bei Valur Reykjavik – ab Herbst 2006 beim Bundesligisten FCR Duisburg und in der vergangenen Saison für Bad Neuenahr. „In diesen drei Jahren hat sich hier viel getan. Hier ist eine komplett andere Mannschaft entstanden, in der ich mich erst zurechtfinden muss“, so die 25-Jährige, die kürzlich eine Wohnung in der Nähe des Luftschiffhafens bezogen hat und die von sich sagt: „Ich bin inzwischen ruhiger geworden. Aber auf dem Platz schreie ich immer noch so viel.“
Auch deshalb ist Turbines Cheftrainer Bernd Schröder froh über die Rückkehr seiner einstigen Führungsspielerin, die jetzt an der Deutschen Sporthochschule Köln ihr Studium mit der Diplomarbeit beendete. „Der Trainer will mich gern in der Rolle der Spielmacherin sehen. Außerdem soll ich neben Jenny (Mannschaftskapitän Jennifer Zietz/d. Red.) eine Führungsrolle übernehmen“, erklärt Viola Odebrecht. Was Schröder unterstreicht. „Viola soll der kreative Kopf der Mannschaft sein“, erläuterte der Coach gestern.
In der kommenden Bundesliga-Saison strebt Bernd Schröder mit Turbine Potsdam Platz 1 bis 3 an. Wobei er weiß, dass er damit die Messlatte für seine insgesamt weiterhin sehr junge Truppe sehr hoch hängt. „Einige andere Vereine sind personell individuell stärker“, räumt er ein. „Unsere Stärke liegt in der Mannschaft.“ Seine Personalplanungen für die neue Saison hat er noch nicht abgeschlossen: „Wir suchen weiter nach Verstärkung für Abwehr und Mittelfeld.“ Am Sonntag kehrten Schröder und Turbine-Manager Bernd Kühn von einem dreitägigen Trip aus Moskau zurück. „Es gibt gute Verbindungen und wirtschaftliche, kulturelle und sportliche Interessen zwischen dem Land Brandenburg und dem Moskauer Gebiet“, erläutert der 65-Jährige, der sich am Samstag auf einem Nebenplatz des Moskauer Luschniki-Stadions das russische Pokalfinale zwischen dem letztjährigen UEFA-Cup-Viertelfinalisten WFC Rossiyanka und Perm anguckte. Rossiyankas Co-Trainerin ist Tanja Jegorowa, die 1995 vier Monate bei Schröder in Potsdam gespielt hatte. „Wir haben“, meint der Coach vieldeutig, „ein interessantes Spiel und für uns sehr interessante Spielerinnen gesehen“
Potsdams aktueller Bundesliga-Kader trainiert seit einer Woche im Luftschiffhafen, allerdings ohne seine deutschen Weltmeisterinnen Anja Mittag und Babett Peter (siehe unten) sowie Norwegens Nationalspielerin Leni Larsen Kaurin, die bereits zu den Olympischen Spielen in China weilen. „Wir absolvieren bis zum Saisonbeginn jeweils drei Einheiten pro Tag“, so Schröder. Stefanie Draws ist dreieinhalb Monate nach ihrer Kreuzbandoperation bemüht, wieder im Mannschaftstraining Fuß zu fassen. „Ihr großes Ziel ist es, ab Mitte November mit der U20-Nationalmannschaft bei der WM-Endrunde in Chile zu spielen“, sagt ihr Trainer. Das gleiche gilt für die ebenfalls von einem Kreuzbandriss genesene Monique Kerschowski. Diese U20-Weltmeisterschaft und die U17-WM-Endrunde ab 28. Oktober in Neuseeland bringen Turbines Meisterschafts-Fahrplan im Herbst gehörig durcheinander, weil für beide zahlreiche Potsdamerinnen nominiert werden dürften. „Wir werden im November keine Bundesligaspiele austragen können“, meint Schröder, „und daher versuchen, im September und Oktober mit englischen Wochen schon einen entsprechenden Vorlauf zu schaffen.“
Im Rahmen der Vorbereitung auf das neue Spieljahr tritt Turbine am kommenden Samstag bei einer Frauen-Auswahl des oberfränkischen Landkreises Kro- nach an, ehe am Sonntag ab 14 Uhr in Ferch der nun vom Potsdamer Sven Thoß trainierte Zweitligist 1. FC Lok Leipzig Testspiel-Gegner ist. Am 15. August kicken die Potsdamerinnen in Eisleben gegen den Frauen-Regionalligisten Magdeburger FFC, eine Woche später in Altentreptow gegen eine Männer-Auswahl des Kreises Demmin. Und vom 29. bis 31. August trifft Turbine beim 3. Dragon-Sport-Cups im münsterländischen Haltern auf die Bundesliga-Kontrahenten FCR Duisburg, SG Essen-Schönebeck, VfL Wolfsburg und Hamburger SV, auf Bundesliga-Aufsteiger Herforder SV, den Zweitligisten Wattenscheid 09 sowie den belgischen Erstligisten und Pokalsieger Twente Enschede.
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