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Besorgt. Linke-Fraktionschef Scharfenberg (r.) und H. Berthold (l.) vom Club 18 wollen die Kürzungen verhindern.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kürzung bedroht soziale Träger in Problemvierteln

Der Bund will das Programm „Soziale Stadt“ zusammenstreichen: Das trifft auch Einrichtungen in Potsdam

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Die geplante Kürzung von Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ des Bundes gefährdet Sozialträger auch in Potsdam. „Wir sind in unserer Arbeit von diesen Mitteln in allen Bereichen abhängig“, sagte Friedrich Reinsch, der am Schlaatz das Haus der Generationen und Kulturen leitet. Mit etwa 50 000 Euro finanziert sich das Haus beinahe zur Hälfte über das Programm „Soziale Stadt“. Die andere Hälfte wird vom kommunalen Wohnungsbauunternehmen ProPotsdam bereitgestellt.

Das Haus ist ein Treffpunkt für die Bewohner der Plattenbausiedlung. Hier finden kulturelle Veranstaltungen statt. Es gibt Sprachkurse für Zugezogene aus dem Ausland. Außerdem werden Menschen in schwierigen Lebenslagen psychologisch beraten und Hilfe bei der Organisation von Projekten der Anwohner geboten. „Vieles davon wird es nicht mehr geben, wenn die Unterstützung durch die Bundesmittel wegfällt“, so Reinsch. Da die festen Kosten bleiben, hätte das Haus kaum noch Spielräume für seine Aufgaben.

Das Programm „Soziale Stadt“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung soll die Entwicklung benachteiligter Wohnquartiere fördern. Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung beschlossen, damit ab dem Jahr 2013 nur noch Investitionen zu fördern und nicht mehr laufende Kosten. Der Bundestag hat den Plänen noch nicht zugestimmt.

Hans-Jürgen Scharfenberg, Fraktionschef der Linken in der Stadtverordnetenversammlung, hält die Kürzungen für einen Fehler. „Damit wird gefährdet, was über Jahre aufgebaut wurde“, sagte er gestern bei einem Besuch mehrerer sozialer Einrichtungen in den Stadtteilen Schlaatz, Stern und Drewitz. Noch könne auf die Entscheidung des Bundes eingewirkt werden, so Scharfenberg. Die Potsdamer Parteien sollten zu einer gemeinsamen Position finden und Druck auf die Bundestagsabgeordneten ausüben.

Auch im „Club 18“ treiben die Kürzungen Mitarbeiter Henry Berthold die Sorgenfalten auf die Stirn. Hier geht es zwar mit 4400 Euro pro Jahr um weniger Geld aus der Bundesförderung. Für die Einrichtung, die längst mehr ist als ein Jugendklub, wäre es trotzdem ein Einschnitt. Neben Jugendlichen besuchen Kinder und Senioren den „Club 18“. Aus den Bundesmitteln werden auch die Sachkosten für die Beratung, Ausflüge und Vorträge der Seniorengruppe gestützt. „Es wäre besser, wenn der Bund nicht nur in Beton investiert, sondern auch in Menschen“, sagte Berthold. Aber die Stadt Potsdam müsse sich überlegen, was passiert, wenn das Förderprogramm tatsächlich ausläuft.

Im Drewitzer „Projektladen“ in der Konrad-Wolf-Allee hat sich Carsten Hagenau schon auf das Ende der Bundesförderung eingestellt: „Wir suchen nach anderen Möglichkeiten.“ Der „Projektladen“ soll eine Anlaufstelle sein, in der die Anwohner Räume und Wissen für eigene Projekte nutzen können. In seinem Etat macht das Geld aus dem Programm „Soziale Stadt“ etwa zehn Prozent aus. Der Hauptteil der Finanzierung kommt aus dem Europäischen Sozialfonds und von ProPotsdam.Marco Zschieck

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