zum Hauptinhalt

Homepage: „Kuschelig voll“

Uni-Studenten legen Wanka Erfahrungsberichte vor

Stand:

Unerwartete Lektüre bekam gestern Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) in der Sitzung des Akademischen Senats der Universität Potsdam. Die beiden studentischen Senatsvertreter Martin Seiffert (Jusos) und Jürgen Stelter (Grün-Alternative Liste) nahmen die Diskussion zur Situation der Uni Potsdam zum Anlass, eine 70-seitige Broschüre mit Erfahrungsberichten von Studierenden, Mitarbeitern und Dozenten der Uni Potsdam zu überreichen. Die Broschüre mit dem Titel „Ich fürchte wir haben ein Problem“ gibt einen Einblick in die Situation an der Potsdamer Uni – vorrangig sind es Problemschilderungen.

Sechs Wochen nach dem Aufruf im Dezember waren den Studierenden bereits 43 Berichte geschickt worden. „Ich halte das für einen sehr guten Rücklauf“, so Stelter. Viele Studierende beklagen in ihren Statements strukturelle Schwierigkeiten beim Studium. Besonders die Lehramts- und Magisterstudierenden haben laut Stelter überdurchschnittlich häufig (mehr als 40 Prozent) schon einmal ernsthaft über einen Studienabbruch nachgedacht. „Besonders am Standort Neues Palais werden überfüllte Vorlesungen bemängelt“, berichtet der GAL-Abgeordnete. 70 Prozent der befragten Studierenden fühlen sich demnach am Neuen Palais beengt, am Campus Griebnitzsee sind es immerhin noch 50 Prozent. Auch außerhalb der Vorlesungsräume würden an allen Uni-Standorten Platz zum Lernen oder für Ruhepausen vermisst. Auch die Ausstattung mit Computerarbeitsplätzen und Lehrausstattung würden rund 60 Prozent nicht ausreichend finden.

Trotzt der Kritik an den geschilderten Zuständen gibt es auch Lob, wenn die Studierenden zu den Lehrenden befragt werden. „In jeder Fakultät stimmt eine Mehrheit der Aussage zu, dass das Lehrpersonal auch außerhalb der Vorlesungen bei Fragen erreichbar ist“, fasst Stelter zusammen. Am ausgeprägtesten sei dieses Lob (75 Prozent) an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Trotz des Lobes, die kritischen Darstellungen überwiegen. Und Stelter betont, dass in den Berichten auch deutlich werde, welchen psychischen Druck bestimmte strukturelle Gegebenheiten an der Uni bei den Betroffenen auslösen können. Manch ein Student trägt die Situation aber auch mit Humor. Dass in manchen Seminaren über 100 Studierende anwesend sind, quittiert Christian Schäfer, drittes Semester Französisch und Geschichte auf Lehramt, wie folgt: „Kuschelig voll ist es in nahezu allen meinen Kursen“. Ein Politik-Student sieht Sicherheitsvorschriften ad absurdum geführt: „Hier ist doch eh kein Sauerstoff, wie soll also Feuer entstehen?“

Dass Kurse durch Überfüllung den Charakter von Vorlesungen erhalten, bemängelt Susanne Eckler, die Geschichte und Germanistik studiert. „Eine anregende Diskussionsatmosphäre ist das nicht“, findet sie. Yasmin Poslek, Studentin der Soziologie im neunten Semester fühlt sich durch die neuen Studienstrukturen dazu gezwungen, „durch das Studium durchzurasen“. Der Student Antonius Golly kommt zu der Einschätzung, dass kein Vergabeverfahren gerecht oder gut sein könne, sondern nur ein größeres Kursangebot. Die Astronomin Susanne M. Hoffmann fasst ihre Analyse der Misslage knapper: „Kernproblem: fehlendes Geld“

Mitinitiator Martin Seiffert sieht das ähnlich. Veränderungen und Verbesserungen würden eine solide finanzielle Ausstattung voraussetzen. In den Statements würden auch Verbesserungsvorschläge gemacht. Das Wissenschaftsministerium nehme die Broschüre sehr ernst, sagte Jürgen Stelter den PNN. Es seien noch Exemplare nachgefordert worden. Zudem habe das Land Entlastung beim Platzmangel der Geisteswissenschaftler angekündigt. Jan Kixmüller

Die Broschüre im Internet: www.pep.uni-potsdam.de

Jan KixmüllerD

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })