Landeshauptstadt: Kutschstall im Dezember zur Hälfte fertig
Warten auf Plattner-Bauten: Baubeginn verzögert / Areal soll Kultur- und Wissenschaftszentrum werden
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Warten auf Plattner-Bauten: Baubeginn verzögert / Areal soll Kultur- und Wissenschaftszentrum werden Von Sabine Schicketanz Innenstadt. Die Entwicklung des Kutschstall-Areals am Neuen Markt geht seiner Vollendung entgegen – allerdings zunächst nur zur Hälfte. Rund 14 Millionen Euro hat die Tourismusforum Potsdam GmbH (TFP), eine Tochter der Brandenburger Landesinvestitionsbank (ILB), bisher investiert, um Kabinetthaus, Kutschstall, Schlossstraße 11, Magazinverwalterhaus, Reithalle, Pferdelazarett und Remise Nord wiederherzustellen und neu zu errichten. Rund 80 Prozent der Gelder kommen aus EU-, Bundes- und Landesfördertöpfen, den Rest hat die ILB als „Kultur- und Tourismusförderung“ aus dem eigenen Etat beigesteuert. Doch wer gestern bei der ersten offiziellen Baustellenführung den Hof hinter dem Kutschstall betrat, konnte nicht nur Gebäude im Bau, sondern auch verfallende Häuser und noch komplett leere Flächen sehen. Während der nördliche Teil der Remise bereits am 17. Dezember bezogen werden soll, steht der Baubeginn für den südlichen Teil noch aus. Gleiches gilt für das „Haus am Platz“. Nur notdürftig gestützt werden zurzeit die historischen Gebäude von Manege und Schmiede. Für alle hat SAP-Mitbegründer Hasso Plattner private Investitionen angekündigt, auf die das TFP und die künftigen Mieter aber noch warten müssen. „Ursprünglich sollten die Gebäude parallel errichtet werden“, so TFP-Chef Jörg Wollenberg. Doch Plattner habe leider nicht wie geplant entschieden – wofür man natürlich Verständnis habe. Für September sei aber der Baubeginn für die Manege angekündigt, im Oktober soll mit der südlichen Remise begonnen werden, sagte Architekt Hannes Werner vom Berliner Büro Braun & Voigt. Was aus dem Kutschstall-Ensemble werden soll, wenn es fertig gestellt ist, steht jedoch schon jetzt fest: Ein Zentrum der Wissenschaft und Kultur, das auch architektonische Impulse gibt und ein Anziehungspunkt für Touristen bildet. Neben dem Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), das im Kutschstall zuhause ist und hier am 12. Dezember 2003 offiziell eröffnen wird, ziehen kurz danach das Forschungszentrum Europäische Aufklärung (FEA) und die Bibliothek des FEA und des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF), das im Kabinetthaus untergebracht ist, in Remise Nord, Reithalle und Pferdelazarett ein. Plattners „Verzögerungstaktik“ hängt laut TFP-Chef Wollenberg besonders mit einem Hindernis zusammen: mit der Polizeiwache in der Werner-Seelenbinder-Straße. Diese sollte eigentlich schon längst umgezogen sein, doch die Pläne der Stadtverwaltung haben sich verschoben. Erst 2006 solle jetzt der Umzug über die Bühne gehen, so Wollenberg. Für Plattner sei das ein Problem. Schließlich wolle er in der Remise Süd Wohnungen einrichten lassen, doch die ließen sich mit Balkon-Blick auf den Hof der Feuerwehr nur schwer vermieten. Diese Konstellation führe dazu, dass der „Schwarze Peter“ nun zwischen Stadtverwaltung und Hasso Plattner hin- und hergeschoben werde. Auch habe der Unternehmer und Investor sein Nutzungskonzept immer wieder umstellen müssen. Das „Haus am Hof“ habe zunächst Geschäfte und Wohnungen aufnehmen sollen, diese Pläne hätten sich nun zerschlagen, so Architekt Werner. Was mit der Fachwerk-Schmiede geschieht, sei unklar. Für die Manege, die einstige Reithalle, sei eine Nutzung als Restaurant vorgesehen. Ob es dabei bleibe, sei nicht klar. Keine offenen Fragen gibt es bei der Nutzung der Tiefgarage – hier ist nur die Zufahrt problematisch. „Wir haben der Feuerwehr einen Stellplatz abgekauft“, so TFP-Chef Wollenberg. Über diesen Stellplatz müssen die künftigen Nutzer der öffentlichen Garage mit 72 Stellplätzen zumindest bis zum Umzug der Feuerwehr durch deren Gebäude hindurch fahren, um ihr Auto unter der Erde abzustellen. Schon beim Bau der Tiefgarage hatte es erhebliche Probleme gegeben, erinnert sich Wollenberg. Kaum waren die Spundwände in den Boden gerammt, bewegte sich plötzlich das Fundament des Kutschstalls. Dies habe die Denkmalpflege verängstigt, sechs Monate Baustopp und „extreme Mehrkosten“ folgten. Jetzt sei alles in Ordnung: „Das Fundament ist gesichert und wieder auf der alten Höhe.“ Für Verzögerungen hatte auch gesorgt, das entgegen der Informationen des Munitionsbergungsdienstes beim Baggern auf der hinteren Fläche, angrenzend am Feuerwehr-Grundstück, viele Granaten und andere Munition gefunden wurden. „Da musste dann per Hand geschachtet werden“, so Wollenberg. Für das Kutschstall-Areal gelte eben das Motto „Was lange währt, wird endlich gut“, meinte der Chef des Forschungszentrums für Europäische Aufklärung, Prof. Günther Lottes. Schließlich wurde schon vor mehr als fünf Jahren über die Sanierung des 1787 bis 1789 von Gontard-Schüler Ludwig Andreas Krüger errichteten Kutschstalls gesprochen. Auf die endgültige Fertigstellung inklusive der Plattner-Bauten muss aber auch jetzt noch gewartet werden.
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