Landeshauptstadt: Kutschstallhof wird wiederbelebt Menzel erhebt Vorwürfe gegen die Stadt
Alte Schmiede und Manege laden ab der Saison 2006 die Touristen ein / Ausstellung für Schlossaufbau
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Der leere Innenhof des Kutschstalls am Neuen Markt wird sich ab der Saison 2006 mit Leben füllen. Dies kündigte gestern Jens Groener von der Beratungsfirma Witzler und Partner an, die im Auftrag von Prof. Hasso Plattner auf dem Areal die Nutzung für die Alte Schmiede, die ehemalige Manege und die Remise Süd vorbereitet. In die Schmiede und einen Teil der Manege (Reitbahn), in die dafür eine Empore eingezogen wurde, soll eine Gaststätte einziehen. Die Remise Süd werde im Obergeschoss für Wohnungen, sonst für Büros genutzt. Die als Ladenfläche für touristische Anbieter vorgesehenen knapp 300 Quadratmeter in der Manege werden zunächst zur Büronutzung angeboten. Ihre Umwidmung in Läden könne problemlos erfolgen, wenn sich geeignete Interessenten finden, so Groener.
Er widersprach auch der beim Rundgang von Oberbürgermeister Jann Jakobs in der vorigen Woche geäußerten Befürchtung, für die Gaststätte lasse sich schwer ein geeigneter Betreiber finden. „Wir haben bereits einen Betreiber, bis zur Vertragsunterzeichnung sind allerdings einige Details zu klären.“ Mit dem Abschluss rechne er noch in diesem Jahr. Die Befürchtung, dass die beiden auf dem Neuen Markt bestehenden Lokale „Speckers Gasthof“ und „Zur Waage“ der neuen Einrichtung das Wasser abgraben, hält wie Groener auch der Direktor des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Gert Streidt, für unbegründet. „Sie verfolgen ein anderes Konzept, als den Touristen nach dem Ausstellungsbesuch eine schnelle Mahlzeit, Kaffee und Kuchen anzubieten.“ Er freut sich über die angekündigten Freiluftplätze, die wesentlich zur Belebung des Kutschstallhofes beitragen würden. Für die Nutzung der Ladenfläche hält er der historischen Bestimmung der Gebäude entsprechend ein Angebot „Rund um das Pferd“ für aussichtsreich – eine Branche, die bisher in Potsdam schwach vertreten sei. Nach der Generalreparatur und Restaurierung des 1787 bis 1790 durch Hofbaumeister Andreas Ludwig Krüger für die königlichen Pferde errichteten Kutschstalls als Museum, der nördlichen Remisen, die nun von wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Zentrum für Zeithistorische Forschung genutzt werden, sowie dem Bau einer Tiefgarage sind Schmiede und Manege die letzten beiden Gebäude, die auf dem Kutschstallhof erneuert werden. Damit hat Prof. Plattner die Teltower Projektbetreuungsfirma PHF beauftragt. Wie Projektleiterin Jessica Geh erläuterte, sollen die Arbeiten im März 2006 abgeschlossen werden. Die Manege, in der die Kutschpferde wieder fit gemacht wurden, ist bereits bis auf den „Feinschliff“ fertiggestellt. Dazu gehört die Erneuerung der Holzbanden und der Halterungen für die Vierbeiner. Dagegen musste die alte Schmiede wegen des schlechten Bauzustandes in Abstimmung mit der Denkmalpflege abgerissen werden. Sie wird nun rekonstruiert. „Dabei wurden alle noch intakten Bauelemente wieder verwendet, die wir zuvor Stück für Stück gekennzeichnet haben“, berichtet Jessica Geh.
Wie bekannt, verzichtet Plattner auf den in seiner Konzeption enthaltenen Wohn- und Büroneubau „Haus an Platz“ an der Nordseite des Kutschstallhofes. Das wird der Belebung des Hofes eher entgegen kommen als ihm schaden. An dieser Stelle soll eine Freiluftausstellung mit einem Giebelfeld, zwei Säulen und anderen Teilen des abgerissenen Stadtschlosses aufgebaut werden, die auf die Wiederaufbaupläne für das zentrale Bauwerk in der historischen Mitte hinweist.
Groß Glienicke - Andreas Menzel, Mitglied des Ortsbeirates von Groß Glienicke (Bündnis 90/Grüne), hat schwere Vorwürfe gegen die Stadt Potsdam erhoben. Dabei geht es um die finanziellen Zusagen, die Groß Glienicke im Zuge der Eingemeindung gemacht worden sein sollen. Menzel hatte der Stadt vorgeworfen, diese nicht einzuhalten, und sich an das Innenministerium gewandt. Die Antwort, die er nun bekommen habe, fußt nach Meinung Menzels auf einer Darstellung eines Bereichsleiters der Potsdamer Kämmerei. Von diesem sei ein „objektive unbefangene Darstellung“ wohl nicht zu erwarten, da er zuvor Kämmerer des Amtes Fahrland war, meint Menzel. Er habe nun Antrag auf Akteneinsicht in Potsdam gestellt, mögliche rechtliche Schritte müssten geklärt werden. Das Schreiben aus dem Innenministerium wertete Menzel als „keine Antwort“. Darin heißt es, Potsdam habe seine Zusagen eingehalten. Die Stadt behandle Anträge nach Geldern für die Förderung des Gemeindelebens prioritär. PNN
Erhart Hohenstein
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