Homepage: Laboratorien unter Tage
Richtfest am Institut für Astrophysik in Babelsberg
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Ein mit Helium gefüllter Ballon zog gestern Vormittag die Richtkrone über dem Forschungsneubau des Astrophysikalischen Instituts (AIP) in Babelsberg hoch. In zehn Monaten soll das Gebäude vollendet sein. „Verstecken und sichtbar machen“, sei das Prinzip beim architektonischen Entwurf gewesen, sagte Stefan Tebroke von der Berliner Architektengesellschaft B+H. „Versteckt“ sind auf jeden Fall die Laboratorien. „Wir haben sie bewusst eingegraben“, erklärte Tebroke. Das sei einmal dem Denkmalschutz geschuldet, habe aber auch Vorteile für die Forschung: Die Laborräume seien vor Umwelteinflüssen wie Wärme, Licht und Temperaturschwankungen geschützt.
Prof. Matthias Steinmetz, Vorstand des AIP, war voll des Lobes über den entstehenden Bau: „Ich finde ihn ganz toll.“ Besonders die großen Laborräume unter Tage würden den Anforderungen entsprechen. Endlich besitze das Institut ausreichende Flächen zur Technologieentwicklung zum Beispiel für astrophysikalische Forschungen in der Antarktis. Und außerdem: „Den Architekten ist es hervorragend gelungen, trotz Eigenständigkeit in der Gestaltung eine gute Einbindung in das denkmalgeschützte Ensemble des AIP zu erreichen.“
Als Grundriss wählten die Schöpfer eine so genannte „Wankelform“, ein an den Spitzen abgerundetes Dreieck, hinter dessen in dunklen Farbtönen gehaltener Fassade sich 2400 Quadratmeter Bruttogeschossfläche verbergen.
Ein Kranz von fünfzig Zentimeter hervor ragenden „Aluminiumschwertern“ umschließe die Fassade, erklärt Tebroke. Diese Gestaltung sei dem Gefieder von Vögeln nachempfunden, habe jedoch auch einen praktischen Sinn für die Temperatur- und Lichtregulation der überirdischen Büroräume. Die Heizung im Winter erfolge aus der Abwärme der Computer- und Rechentechnik. Der Neubau an der Ecke der Straßen An der Sternwarte und Glienicker Allee dürfte nicht nur Labor- und Büroarbeitsplätze für mindestens 30 Mitarbeiter bieten, sondern darüber hinaus eine architektonische Perle für Potsdam werden. Während sich der Bau außen weitgehend zurücknimmt, erstrahlt er innen in Weiß, besitzt sogar eine durch Oberlicht belichtete Treppe, die bis ins Untergeschoss hinabreicht. Im Eingangsbereich ermöglicht ein großes Fenster getreu dem Prinzip „Verstecken und sichtbar machen“ Einblick in die Halle im Untergeschoss.
Wie Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer (SPD) aufrechnete, seien in das AIP in den letzten Jahren 26 Millionen Euro investiert worden. Der Forschungsneubau koste 7,7 Millionen Euro; die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sowie von Bund und Land. Vor zehn Jahren schon hatte das AIP einen Institutsneubau erhalten, außerdem waren das historische Hauptgebäude und die Bibliothek mit dem Medien- und Kommunikationszentrum modernisiert worden.
AIP-Vorstand Steinmetz rechtfertigte die erheblichen Investitionen mit der erfolgreichen Forschungsarbeit des Instituts. „Wir entwickeln Technologien, die einmal Anwendung finden können“, sagte er. Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) erwähnte ein Ranking, bei dem das AIP bei den Publikationen Platz vier aller deutschen Institute erreichte. Ein erheblicher Teil seines Haushaltes sei durch Drittmittel eingeworben worden.
Im gerade entstehenden Neubau werden künftig neue Techniken in der Teleskopsteuerung und Robotik, hochauflösenden Spektroskopie und Polarimetrie, 3D-Spektroskopie und Supercomputing entwickelt. Das Gebäude wird überdies das Zentrum für Innovationskompetenz „innoFSPEC Potsdam“ beheimaten, ein Gemeinschaftsprojekt der Universität Potsdam und des AIP. In einer Mitteilung des Instituts heißt es dazu: „Damit öffnet der Neubau Türen für neue Kooperation der optischen Technologien in Brandenburg, insbesondere im Bereich der Faseroptiken.“ Günter Schenke
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