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Brandopfer. In der Kita Sternschnuppe hat es im Winer gleich zwei Mal gebrannt. Jann Jakobs (r.) informierte sich dort gestern über die Sanierungsmaßnahmen.

© A. Klaer

Kinderbetreuung in Potsdam: Lage in Kitas bleibt angespannt

Noch immer fehlen 66 Betreuungsplätze in Potsdam. Zum Jahresende könnte sich die Situation allerdings verbessern: Zwei neue Tagesstätten sollen dann fertig werden.

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Potsdam - Nach wie vor ist die Situation bei den Potsdamer Kitaplätzen angespannt: Die Plätze sind knapp, das Personal auch. „Ganz klar, im Herbst wird es erst noch einmal ,knirsch’“, erklärte der Sozialbeigeordnete Mike Schubert (SPD) am gestrigen Donnerstag bei einer Tour über aktuelle Kita-Baustellen. Mindestens 66 Plätze fehlen noch zum Beginn des neuen Kitajahres. So vielen Familien konnte bisher kein Platz angeboten werden, obwohl sie sich bei der Stadt registriert haben. „Derzeit führen die Kollegen des Kita-Tipps Einzelgespräche mit diesen Eltern, um individuelle Lösungen zu finden“, betonte Schubert. Sechs Eltern haben bisher außerdem bei der Stadt Verdienstausfall geltend gemacht, da sie wegen fehlender Kitaplätze keiner Arbeit nachgehen konnten. Die Ansprüche würden noch geprüft. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kündigte bei der Kitatour an: „Wir werden unsere Investitionen in den Kitabereich in den kommenden Jahren weiter erhöhen.“

Die vorhandenen Engpässe werden noch verstärkt durch den Fachkräftemangel, aber auch durch unvorhergesehene Ereignisse wie die Brände in der Kita Sternschnuppe. Deren Folgen sind in den Räumen der Tagesstätte noch immer unüberseh- und unüberriechbar. Gleich zwei Mal hat es in der Kita Am Stern gebrannt, im Februar und März, die Ermittler gehen von Brandstiftung aus. Insbesondere der erste Brand hat enorme Schäden angerichtet: Er ging nachts von zwei Brandherden aus, alle Türen waren geöffnet, weshalb sich Feuer und Rauch rasch verbreiteten. Monatelang mussten die Kinder in umliegenden Kitas betreut werden. Anfang Juli sind 90 von 200 Kindern wieder zurückgekehrt, weitere 50 bis 60 sollen in den kommenden Wochen folgen.

Arbeiterwohlfahrt und Versicherung uneins über Schadenssumme

Der Brand hat die Sanierungsmaßnahmen am Haus, die seit 2011 laufen, zurückgeworfen. Einige bereits fertiggestellte Bereiche mussten noch einmal erneuert werden. Noch immer streitet sich der Träger, die Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit der Versicherung und deren Sachverständigen. „Wir feilschen da leider um jedes Detail“, erklärte die Geschäftsführerin der Awo Potsdam, Sabine Frenkler. Der Sachverständige hatte den Schaden auf 180 000 Euro beziffert, die Awo schätzt ihn mehr als doppelt so hoch. Seit der mutmaßlichen Brandstiftung wird das Haus durch einen Sicherheitsdienst bewacht.

Trotz der Schwierigkeiten soll die Sanierung bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Im September soll der nächste Bauabschnitt fertig werden, sodass dann auch wieder einige Betreuungsplätze zusätzlich nutzbar werden. 3,4 Millionen ist das Budget für die gesamte Sanierung.

Die Kita Sternschnuppe ist eine von mehr als zehn Potsdamer Tagesstätten, die derzeit durch den Kommunalen Immobilienservice (Kis) modernisiert werden. 7,7 Millionen Euro investiert der Kis dafür in 2017. Überall wird im laufenden Betrieb saniert. Das heißt, der Umbau wird in einzelne Bauabschnitte aufgeteilt, sodass der Kitabetrieb in den verbleibenden Räumen weiterlaufen kann. Der Vorteil ist, dass so nicht die ganze Kita in einen Container oder in oft nicht vorhandene Ausweichräume umziehen muss. Der Nachteil: Die Sanierung dauert so sehr lange.

Kita am Schlaatz wird seit acht Jahren gebaut

Der Kis hat vor etwa zehn Jahren mit der Erneuerung der ersten Bestandsgebäude begonnen. Mehr als 40 Kitas stehen nach Angaben der Bereichsleiterin Investitionen des Kis, Dorothea Junghans, auf dem Programm, etwa die Hälfte sei schon geschafft. „Bis in etwa zehn Jahren dürfte das alles durchsaniert sein. Aber dann muss man wahrscheinlich mit den ersten Kitas schon wieder anfangen, das ist eine Art Dauerbeschäftigung“, so Junghans.

Auch im Fall der Kita Kinderland Am Schlaatz wird schon seit acht Jahren gebaut, bis Ende 2018 soll alles fertig sein. Bei der Sanierung geht es nicht nur darum, Wände, Schallschutz und Sanitäranlagen zu erneuern, sondern auch das Konzept anzupassen. Rund die Hälfte der Kinder haben hier Migrationshintergrund, viele Eltern können kaum Deutsch, manche sind Analphabeten. Dem will die Kitaleitung durch ein Farbleitsystem und Schilder in vielen verschiedenen Sprachen Rechnung tragen. Auch hier sind die durch die Sanierung demnächst hinzukommenden Plätze bereits besetzt.

2000 neue Kitaplätze bis 2021 geplant

Die Gründe für die hohe Nachfrage an Betreuungsplätzen in Potsdam sind bekannt: Die Frauenerwerbsquote ist hoch, zugleich wächst die Stadt. Deshalb werden im Stadtgebiet auch mehrere ganz neue Kitas gebaut. Bis 2021 sollen durch Erweiterungen und Neubauten insgesamt rund 2000 zusätzliche Betreuungsplätze entstehen, je etwa die Hälfte im Kita- und im Krippenbereich.

Schon in diesem Jahr sollen die ersten davon zur Verfügung stehen. Insbesondere zwei neue Einrichtungen sollen noch 2017 fertiggestellt werden: der Kindergarten Kinderwelt am Campus Filmpark mit 136 Plätzen und eine Einrichtung des Evangelischen Jugendfürsorgewerks in der Teltower Vorstadt mit 143 Plätzen. Insgesamt gibt es derzeit 118 Kindertageseinrichtungen in Potsdam, in denen 16 225 Kinder betreut werden.

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