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Landeshauptstadt: Lajos in der „Baumschule“

Pilotprojekt: 13- bis 17-jährige Schüler als Partner

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In den letzten drei Jahren hat Lajos Reck 654 Stunden seiner Freizeit dafür verwandt, um mit den Kleinen der Kita „Baumschule“ in der Geschwister-Scholl- Straße Sport zu treiben, Musik zu machen, zu spielen, ihnen vorzulesen, aber auch beim Bettenmachen und in der Küche zu helfen. Der 17-jährige Schüler ist damit der Leuchtturm der 2006 gestarteten „aktion:sozial“, die am Samstag im Jugendclub 18 Am Stern mit einer Feier und der Übergabe der „Engagementnachweise“ abgeschlossen wurde.

In dem Bundesprojekt, das außerdem in Frankfurt (Main) und Saarbrücken lief, wurden 13- bis 17-jährige Jungen dafür gewonnen, in Kindertagesstätten, Schulhorten, Behinderteneinrichtungen und Altenpflegeheimen ehrenamtlich tätig zu werden. Das Paritätische Bildungswerk Brandenburg hatte dafür die Trägerschaft übernommen. Dem als Projektkoordinator eingesetzten Sozialpädagogen Daniel Georgi gelang es, 63 Jungen, darunter auch aus Migrantenfamilien, und sieben erwachsene Mentoren für diese ungewöhnliche Art der Freizeitbetätigung zu begeistern, die den Verzicht auf liebgewonnene Gewohnheiten erforderte. Die meisten haben durchgehalten und insgesamt 9259 Stunden lang Kindern und Senioren Gesellschaft geleistet. „Sie glauben gar nicht, wie sich unsere alten Damen freuen, wenn sich so ein junger Mann ihnen zuwendet“, verrät eine Pflegerin aus dem Käthe-Kollwitz-Heim.

Staatsekretär Winfrid Alber aus dem Sozialministerium entdeckte an dem Projekt viele Vorzüge. Es eröffne Jungen neue Freizeitmöglichkeiten, bringe unterschiedliche Generationen einander näher und führe schon in jungen Jahren ins Ehrenamt. Wichtig sei es ebenso für die Berufswahl, denn auf sozialem Gebiet müsse die Zahl männlicher Mitarbeiter deutlich erhöht werden. Bildungswerk-Geschäftsführerin Marie-Luise Klein nutzte diese Lobesworte, um dem Staatssekretär den Wunsch nach einer Fortsetzung des Projekts mit auf den Weg zu geben.

In einer anonymen Befragung hat Koordinator Georgi ermittelt, dass 86 Prozent der Jungen rundum Spaß an ihrer Tätigkeit hatten, auch weil sie ihren Einsatzbereich und die Programme mitbestimmen durften. Hoch schätzten fast alle die monatlichen Treffen und Unternehmungen mit den Mentoren ein. Sie hätten einen Einblick u.a. in den schweren Berufsalttag der Altenpfleger gewonnen und gelernt, Konflikte unter Hortkindern zu lösen. Ihr Einfühlungsvermögen für die Probleme anderer Menschen sei gewachsen. Nur wenige fühlten sich zum „Mitarbeiter unterer Stufe“ degradiert. Jeder zweite Junge kann sich nun vorstellen, später in einem Sozialberuf zu arbeiten. E. Hoh

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