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Von Kay Grimmer: Land gegen Gitter an Stasi-Gefängnis

Kulturamt, städtische Denkmalpflege und KIS für das Wiederanbringen der Fenstergitter nach Sanierung

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Innenstadt - In Potsdam herrscht offenbar Einigkeit darüber, die Fenstergitter an der Außenfassade des einstigen Stasi-Gefängnis in der Lindenstraße 54 nach erfolgter Sanierung des Hauses wieder anzubringen. Das teilte die Direktorin des Potsdam-Museums, Jutta Götzmann, am Donnerstagabend dem Kulturausschuss mit. So seien die städtischen Beteiligten an der Sanierung, der Kommunale Immobilien-Service KIS, das Kulturamt und die städtische Denkmalpflege mittlerweile einig, dass sämtliche Fenstergitter wieder an die Außenfassade des Hauses angebracht werden sollen, um die umfassende Geschichte des Hauses zu illustrieren. Lediglich die übergeordnete Landes-Denkmalbehörde soll die Zustimmung zur Montage der Gitter an die Barockfassade noch immer verweigern.

Hintergrund ist der Konflikt um die derzeit laufende Sanierung des Barockgebäudes mit der wechselvollen Geschichte. Einst war es 1737 als Kommandantenpalais errichtet, später Ort der ersten Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Zu Nazi-Zeiten tagte hier unter anderem das Erbgesundheitsgericht, nach dem II. Weltkrieg war das Haus erst KGB-, dann über lange Jahre Stasi-Gefängnis. Zurzeit wird unter anderem die Fassade des stark sanierungsbedürftigen Hauses rekonstruiert. Während der Arbeiten wurde bekannt, dass die Fenstergitter – äußerliches Zeichen für die Gefängnis-Historie – wegen der Denkmalschutzbestimmungen nicht mehr angebracht werden dürften.

Museumsdirektorin Götzmann begründete die Verweigerungshaltung der Landes-Denkmalbehörde mit dem Denkmalschutz des Hauses. „Nach denkmalrechtlichen Regelungen von 2001 dürften die Gitter gar nicht angebracht werden.“ In einem ersten Kompromiss wurde sich darauf geeinigt, einen Teil der Gitter zumindest im Eingangsbereich wieder anzubringen und den Rest an Innenhof-Fenstern zu montieren. „Die Lindenstraße 54 hat eine wesentlich ältere Geschichte als nur bis zur DDR-Zeit“, so Götzmann. Zudem sei das Haus nicht wegen seiner Gefängnis-Vergangenheit denkmalgeschützt, sondern als „Kommandantenhaus“ aus dem 18. Jahrhundert. Götzmann empfahl, den Denkmalschutzstatus auch um die jüngere Geschichte zu erweitern – dann wären auch veränderte und nachträglich hinzugefügte Gebäudebestandteile geschützt.

Die Mehrheit der Ausschussmitglieder bekannte sich für das Wiederanbringen der Gitter. „Das Haus benötigt von außen sichtbare Zeugnisse seiner jüngeren Geschichte“, sagte die sachverständige Einwohnerin Elisabeth Schöneich. Wie sie verwahrten sich die meisten gegen den Kompromissvorschlag, die meisten Fenstergitter im Innenhof des Hauses anzubringen. Museums-Direktorin Jutta Götzmann sagte, sie lege Hoffnung in den nächsten Gesprächstermin am 16. Dezember, um die Landes-Denkmalbehörde in ihrer Haltung noch umzustimmen.

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