Landeshauptstadt: Land klagt gegen Land Waisenhaus-Stiftung: Barockhaus droht zu verfallen
Für das leer stehende Barockgebäude Lindenstraße 28/29 hat der vom Eigentümer, der Stiftung Großes Waisenhaus, für 2007 angekündigte Ausbau zu einem Hotel noch immer nicht begonnen. Wie Geschäftsführer Jürgen Pankonin mitteilte, verweigert das Landesbildungsministerium als Aufsichtsbehörde weiterhin seine Zustimmung zu dem Vorhaben, weil die Wirtschaftlichkeit fehle und das Betreiben eines Gewerbebetriebs nicht dem Stiftungszweck entspreche.
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Für das leer stehende Barockgebäude Lindenstraße 28/29 hat der vom Eigentümer, der Stiftung Großes Waisenhaus, für 2007 angekündigte Ausbau zu einem Hotel noch immer nicht begonnen. Wie Geschäftsführer Jürgen Pankonin mitteilte, verweigert das Landesbildungsministerium als Aufsichtsbehörde weiterhin seine Zustimmung zu dem Vorhaben, weil die Wirtschaftlichkeit fehle und das Betreiben eines Gewerbebetriebs nicht dem Stiftungszweck entspreche.
Die Stiftung bestreitet dies. Sie erklärt, dass für das Vorhaben von der Investitions- und Landesbank (ILB) bereits eine Förderzusage über 900 000 Euro vorliegt und seitens der Stadtverwaltung die Baugenehmigung. Die Fronten haben sich so verhärtet, dass die Stiftung durch eine Klage beim Verwaltungsgericht die Entscheidung ihrer Aufsicht zu kippen versucht.
Das Projekt war 2006 vorgestellt worden. Damals wollte die Waisenhaus-Tochter GFB mbH, die in Brandenburg mehrere Jugendheime betreibt, dafür in Zusammenarbeit mit der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (Paga) eine Jugendfirma gründen. Das für junge Leute, Behinderte und Radwanderer gedachte Hotel sollte wesentlich von angehenden Bauarbeitern der GFB-Lehrwerkstätten ausgebaut werden und Jugendlichen aus den Heimen Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten bieten. Für dieses Modell konnte jedoch die Finanzierung nicht gesichert werden. Der Ausbau des Hauses stellte unerwartet hohe baufachliche Anforderungen. Deshalb konnten GFB-Auszubildende nicht im geplanten Umfang eingesetzt werden. So muss der mit Insektiziden kontaminierte Dachstuhl von einer Spezialfirma saniert werden.
Daraufhin stellte die Waisenhausstiftung ihr Vorhaben auf ein gewerblich betriebenes Garni Hotel vornehmlich für Fahrrad- und Wassertouristen um. Der Bedarf für ein solches Stadthotel sei nachgewiesen, sonst hätte die ILB auch die Förderung nicht zugesagt, erklärte Pankonin. Mit der Ausbildung und Beschäftigung von Jugendlichen aus dem Heimen werde zudem der soziale Aspekt des Ursprungsvorhabens gewahrt. Er sehe außerdem Möglichkeiten, das Hotel für die Pausenversorgung der benachbarten Voltaireschule mit zu nutzen. Der Geschäftsführer machte darauf aufmerksam, dass mit einer weiteren Verzögerung die Fördermittel verloren gehen und das Baudenkmal dem Verfall preisgegeben wird. Er drückte seine Hoffnung aus, dass es in letzter Minute zu einer gütlichen Einigung kommt. Davon gehe auch das Bildungsministerium aus, erklärte Sprecher Stephan Breiding gestern den PNN. Keineswegs sei es an einer Auseinandersetzung zwischen zwei Landeseinrichtungen interessiert. Die Haltung der Stiftungsaufsicht beruhe auf rechtlichen Bedenken. Er rechne Anfang 2009 mit einer Lösung. Das 1753 von Jan Boumann errichtete zweistöckige Barockhaus diente ursprünglich als Kaserne für die königliche Garde. Ab 1822 diente es dem Militärwaisenhauses als Lazarett. Von 1979 bis 1997 befand sich hier die Redaktion der PNN, danach diente es als Suppenküche der Volkssolidarität. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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