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Landeshauptstadt: Land versagt Hilfe bei Palliativstation

Bergmann-Klinikum: 2008 Abteilung zur lindernden Behandlung Schwerstkranker / Neuer Klinikums-Chef

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Potsdams städtisches Klinikum „Ernst von Bergmann“ wird vom Land Brandenburg nicht bei der Gründung einer Palliativstation unterstützt. Dennoch wird das Großkrankenhaus im kommenden Jahr aus eigener Kraft eine Station mit zehn bis zwölf Betten zur lindernden Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen einrichten, erklärte der scheidende Klinikums-Geschäftsführer Wilhelm Kahle gestern bei der Vorstellung seines Nachfolgers, des jetzigen Betriebsdirektors des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Steffen Grebner. Kahle wird Verwaltungsdirektor, Grebner übernimmt die Klinikumsleitung am 1. Juni.

Ausgerechnet eine vom Land Brandenburg initiierte Studie hatte das Fehlen einer stationärer Palliativmedizin in Potsdam bemängelt. Die Etablierung einer Palliativabteilung im Bergmann-Klinikum sei aber angesichts der demografischen Entwicklung „richtig und sinnvoll“, bekräftigte die Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller. Die Zahl der Hochbetagten steige, die eine stationäre palliative Betreuung bräuchten, so die Beigeordnete: „Doch das Land zieht nicht mit.“

Kahle zufolge werde die neue Station 2008 in den Räumen der jetzigen Intensivstation nach Fertigstellung des neuen Operationszentrums in der Charlottenstraße eingerichtet. „Wir wollen diese Leistung im Rahmen der Inneren Medizin anbieten“, so Kahle. Da das Land die Förderung verweigere, bedeute dies laut Kahle: „Wir finanzieren vor.“ Wie Pflegedirektorin Helga Kuler ergänzte, gebe es viele Mitarbeiter aus den Bereichen Hämatologie und Onkologie (Krebstherapie), die sehr interessiert seien an einer Palliativarbeit. Kahle zeigte sich zuversichtlich, dass das Land sich dem Patientenwunsch und auch dem Patientenaufkommen in der neuen Station nicht entziehen könne und diese in den Krankenhausplan aufnehmen werde. Weiterhin kündigte der ärztliche Direktor Prof. Hubertus Wenisch an, dass nach der Eröffnung der vier neuen Operationssäle im Neubau und im Zuge der Modernisierung der vorhandenen acht Operationssäle zwei moderne OP-Container vorübergehend im Hof aufgestellt werden. „Sie sind vollklimatisiert“, so Prof. Wenisch.

Der künftige Klinikumschef Grebner nannte Potsdam auch hinsichtlich seiner 20 000 Studenten „eine sehr junge und wachsende Stadt“. In der Sportmedizin und der Krankheitsvorbeugung sehe er da neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für das Klinikum. Als Ziel seiner Arbeit nannte er eine Verbesserung des wirtschaftlichen Erlöses, um mehr in eine bessere Medizin investieren zu können. Neue Geschäftsfelder, etwa im Senioren- oder im Präventionsbereich, müssten erschlossen werden. Hinsichtlich der im Unternehmensvertrag festgelegten Gewinnabführung an die Stadtkasse sagte Grebner, er werde sich dafür einsetzen, dass „viel im Unternehmen bleibt“. Wie Elona Müller informierte, sei der Prozentsatz, der an die Stadt abzuführen ist, nicht festgelegt. Die Höhe der Summe, die an die Stadt als Gesellschafter abzuführen ist, werde mit dem Klinikum verhandelt.

„Aber man muss erst den Bären erledigen, dann kann man das Fell verteilen“, ergänzte Grebner. Der 42-jährige Diplom-Wirtschaftsingenieur ist verheiratet; er kann auf vielschichtige berufliche Erfahrungen verweisen. So hat er in Mailand (Italien) eine Tochtergesellschaft der Dräger AG aufgebaut und war deren Marketingleiter Deutschland. Seit 2003 ist er im Klinikum Hamburg-Eppendorf gleichzeitig Betriebsdirektor und stellvertretender kaufmännischer Direktor.

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