Landeshauptstadt: Landtags-Entwürfe werden barock
Nach Plattners Spende für die historische Fassade gibt Fachjury grünes Licht zum Nachbessern
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Innenstadt - Für die Rückkehr des Stadtschlosses auf den Alten Markt ist eine weitere Hürde genommen: Die aus namhaften Architekten und Experten bestehende Fachjury gab am Mittwochabend nach PNN-Informationen auf ihrer internen Sitzung grundsätzlich grünes Licht, damit im laufenen Vergabeverfahren die von sechs Konsortien eingereichten Entwürfe für den künftigen Landtag „historisch“ nachgebessert werden.
Nach der vertraglich vereinbarten zweckgebundenen Schenkung von 20 Millionen Euro durch SAP-Gründer Hasso Plattner soll der Bau dabei die Knobelsdorff-Fassade des zu DDR-Zeiten gesprengten Stadtschlosses erhalten. Damit können die Beschlüsse von Parlament und Stadtverordnetenversammlung doch noch eingehalten werden, hieß es. Dieses Verfahren hatte nach Bekanntgabe der Plattner-Spende am Vortag bereits Finanzminister Rainer Speer (SPD) angekündigt. Im Vorfeld der Sitzung hatte es dennoch gewisse Unsicherheiten gegeben, ob die Fachjury dem auch folgt. Da das Vergabeverfahren förmlich läuft, muss alles rechtlich korrekt sein. Da alle sechs Konsortien gleiche Chancen erhalten, die Entwürfe nachzubessern – auch bislang war ein solches „Dialogverfahren“ geplant – hält das Land dem Vernehmen nach das Risiko von Schadenersatzklagen für „beherrschbar“. Allerdings wird, wie es hieß, vergaberechtlich eine andere Frage in den Vordergrund rücken – nach welchen Kriterien im Frühsommer 2008 der Zuschlag für das „85plus20“-Millionenprojekt erteilt wird, wenn Außen alle Entwürfe wie das Stadtschloss aussehen. Bislang hatte keiner die Knobelsdorff-Fassade.
Viel mehr als diese Grundlinie sickerte von der Jury-Sitzung im Gebäude der ILB, die den ganzen Tag bis in die Nachtstunden hinein andauerte, auch nicht durch. Zuvor hatte es allerdings noch zwei Änderungen in der Jury gegeben. Die Architekten Jo Coenen aus den Niederlanden und Matthias Sauerbruch könnten ihre Aufgabe in dem 13-köpfigen Gremium aus verfahrens- und vergaberechtlichen Gründen nicht wahrnehmen, erklärte das Finanzministerium. Für sie rücken die Architekten Kirsten Schemel (Fachhochschule Münster) und Gernot Schulz (Fachhochschule Bochum) nach.
Weitere Mitglieder sind neben Speer auch Landtagspräsident Gunter Fritsch, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und der Londoner Architekt David Chipperfield.
Nachdem bereits erste Stimmen laut geworden sind, die neben der Außenfassade noch „mehr Schloss“ etwa auch die Rekonstruktion des Treppenhauses oder der Innenfassaden wollen, bat Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern um Mäßigung. „Man sollte die Kirche im Dorf lassen.“ Schöne Schlösser von Innen könne man im Land Brandenburg genügend bewundern. Unterdessen haben der Verein Potsdamer Stadtschloss und die Bürgerinitiative Mitteschön Plattners Spende gewürdigt. Er habe den „ Durchbruch für den Wiederaufbau des Stadtschlosses“ möglich gemacht, und damit „Wunsch der Mehrheit der Potsdamer Bürger erfüllt“. Es werde dadurch auch zu erheblichen privaten Folgeinvestitionen rund um den Alten Markt kommen.
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