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Landeshauptstadt: Landtagsneubau ohne Jugend

Eine Diskussion im Leibniz-Gymnasium zeigt: Der „Stadtschloss“-Bau in der Innenstadt wird bei vielen jungen Leuten noch sehr kritisch gesehen

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Lia Hennings Meinung steht fest: „Der Landtag muss nicht in solch ein pompöses Gebäude, das halte ich für übertrieben“, sagt die Schülerin. Andere junge Leute im Raum stimmen ihr zu: Das „Stadtschloss“, so nennen sie den Bau fast abwertend, bringe keinen echten Vorteil für die Einwohner. Gäbe es nicht schon genug Baustellen in Potsdam?

Auf solche Fragen hat gestern Maria von Pawelsz-Wolf versucht zu antworten. Sie ist als Mitglied der Bürgerinitiative „Mitteschön“ an das Leibniz-Gymnasium im Wohngebiet am Stern gekommen, um sich dort einer Diskussion zum Thema „Stadtschloss“ zu stellen. Die Schule hat Projektwochen, rund 20 Schüler der 12. Klasse beschäftigten sich mit der Neugestaltung der Mitte. Seit Donnerstag haben sie Vorträge gehört oder die Landtags-Ausstellung am Bahnhof besucht. Die Diskussion ist das Projektende.

Gleich zu Beginn nennt Maria von Pawelsz-Wolf – sie könnte die Großmutter vieler Jugendlichen im Raum sein – einige ihrer persönlichen Argumente für den Bau: Die Potsdamer Mitte sei „amputiert“, die Bürger wären mit einem Landtag im Herzen der Stadt ihren Abgeordneten näher, der Bau werde ein Anziehungspunkt für Touristen. Und so weiter Doch die jungen Leute scheinen skeptisch. „Ich fände es besser, das Geld wäre für Schulprojekte da“, sagt Henriette Raddatz, 18 Jahre alt. Schließlich seien junge Leute die Zukunft der Stadt. Maria von Pawelsz-Wolf hält dagegen: „Die 85 Millionen sind nur für den Landtag vorgesehen, entweder für Renovierung oder Neubau – Schulen könnten davon gar nicht gebaut werden.“ Henriette versteht das nicht: „Dann finde ich das Geld eben schlecht eingesetzt.“

Es ist mitunter eine seltsame Diskussion, die in der knappen Stunde geführt wird. Aktuelle Entwicklungen wie eine mögliche Klage der Bau- und Finanzierungsplaner oder die schon angekündigte Erhöhung der Baukosten auf nun insgesamt 120 Millionen spielen keine Rolle. Manche diskutierten Fragen sind schon öffentlich entschieden – doch bei den Schülern noch nicht angekommen.

Vielleicht ist auch deswegen die Ablehnung groß. „Können da die Leute überhaupt rein?“, fragt eine Schülerin skeptisch. Die ablehnende Haltung scheint unter Potsdamer Jugendlichen verbreitet zu sein. Zumindest legen dies Indizien nahe wie das immer noch andauernde Engagement einer Initiative wie „bildungsta(d)tschloss“, die im Internet schon zahlreiche Unterstützerbeiträge gesammelt hat. Bei Demos gegen den Landtagsbau waren in der Vergangenheit vor allem junge Leute zu sehen. Dass hier noch ein Defizit der Schlossbefürworter liegt, räumt auch Maria von Pawelsz-Wolf ein: „Natürlich hätten wir uns bei unseren großen öffentlichen Treffen mehr junge Leute gewünscht.“ Neben ihr sind auch andere Mitglieder von „Mitteschön“ gekommen, um für ihr Anliegen zu werben. Eine Frau sagt: „Leider haben die Stadt und das Land gerade junge Leute nicht mitgenommen – das müssen wir jetzt übernehmen.“ Zumindest in Schüler Martin Rüdiger könnten die „Mitteschön“-Initiatoren einen Lichtblick sehen. Er sagt, dass das „Schloss“ schon wertvoll sei und deswegen „ruhig“ wieder aufgebaut werden könne. Doch eines sei ihm dabei wichtig: „Der Rest von Potsdam darf nicht vergessen werden.“ Da klatschen die Schüler besonders laut.

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