Landeshauptstadt: Landtagsschloss im Zeit-Korsett
Planungen für den Neubau: Zwei Jahre dauern die Arbeiten, um den Schlossgrundriss frei zu machen
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Innenstadt – Frühestens im Sommer 2009 kann mit dem Bau des Landtagsschlosses am Alten Markt begonnen werden. Diesen Zeitplan bestätigte Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer noch Ende November 2007. Mit dieser Terminstellung hat sich das Land als Bauherr ein enges Korsett angezogen. Das liegt nicht nur daran, dass nach dem 20 Millionen-Euro-Geschenk von Hasso Plattner „das Vorhaben neu definiert“ werden müsse, sondern vor allem an den immensen Aufwendungen für die Freimachung des Baufeldes und die Verkehrsführung.
Die sechs Bewerberkonsortien brauchen dem Vernehmen nach noch bis zum April, um die Pläne zu überarbeiten. Bis September dürfte das siebenköpfige Bewertungsgremium aus Fachpreisrichtern und Kommunalpolitikern sich Zeit lassen, um sein Gutachten abzugeben. Mit der Erteilung des Generalauftrages ist dann erst Anfang 2009 zu rechnen. 2011 soll das Landtagsschloss laut Aussagen von Speer schon fertig sein – eine enge Planung.
Die nächsten zwei Jahre dürften die komplizierten Arbeiten in Anspruch nehmen, um den Baugrund vorzubereiten. Immerhin müssen dazu zwei Brücken über die Alte und Neue Fahrt gebaut, umfangreiche Gleis- und Straßenverlegungen in Angriff genommen sowie der Untergrund von Leitungssystemen befreit und neue Trink- und Abwasserleitungen sowie Fernwärme, Gas und Elektro verlegt werden.
Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 24. Oktober 1990, der die „behutsame Wiederannäherung an das charakteristische, gewachsene historische Stadtbild“ forderte, hat zwar die Voraussetzungen für den Bau des Landtagsschlosses geschaffen, muss jedoch mit den gewachsenen Unzulänglichkeiten der Verkehrsführung leben. Das Nadelöhr zwischen Stadtschloss und Hotel Mercure bleibt die ungelöste Problematik im gesamten Projekt. Der Beirat Potsdamer Mitte, ein ehrenamtliches Gremium aus Fachleuten und Kommunalpolitikern, hatte bereits 1991 festgestellt, dass es für die südliche Innenstadt „keine ideale Verkehrslösung“ gibt. Die Führung der Breiten Straße zwischen Langer Brücke und Dortustraße durch einen Tunnel lehnt der Beirat ab und formuliert dann: „Der die Innenstadt in Süd-Richtung querende Kfz-Verkehr muss bereits südlich der Langen Brücke abgefangen werden.“ Doch für diese innerstädtische Entlastungsstraße (ISES) besteht derzeit keine Aussicht. Der Beirat meint jedoch: „Die Verlängerung der ISES über die Lange Brücke hinaus sollte als langfristige Option offen gehalten werden.“ Im Moment wäre ein solches Vorhaben für Potsdam wohl zu viel des Guten, denn mit der Wiederherstellung der Mitte und der Rekonstruktion der Humboldtbrücke/Nuthestraße ist die offenbar die Grenze des Leistbaren erreicht.
Der Bau der Straßenbahnbrücke, der in diesem Jahr erfolgt, schafft die Voraussetzung, die Straßenbahngleise für die Freimachung des Schlossgrundrisses zu verlegen. Nach einer Machbarkeitsstudie von Herbert Staadt (Staadt Plan Ingenieur GmbH) können im Zuge der Baufeldvorbereitung bestehende Mängel bei der Verkehrsführung abgestellt werden. Sie betreffen vor allem die Knoten Friedrich-Ebert-Straße / Breite Straße und Friedrich-Ebert-Straße / Am Kanal / Yorckstraße sowie die Breite Straße. Die noch in diesem Jahr beginnenden Arbeiten sind durch ein Planfeststellungsverfahren besiegelt. Sie führen zu erheblichen Veränderungen in der Stadtmitte, ohne das Kardinalproblem, den Umfang des Nord-Süd-Verkehrs über die Lange Brücke, lösen zu können.
Die Straßenverbindung Langen Brücke - Breite Straße mit vier Fahrstreifen und der Straßenbahn auf der nördlichen Seite ist das Kernstück der Veränderungen. Die Straße führt haarscharf an der Stadtwand des Hotel Mercure vorbei und die Tram-Trasse ebenso haarscharf am Hauptbau des Schlosses. Die Friedrich-Ebert-Straße wird zur Anliegerstraße reduziert und die Verbindung zur Breiten Straße gekappt. Die Anbindung an Letztere erfolgt über die Schlosstrasse. Ein gesondertes Verwaltungsverfahren muss noch Verlegung der Bundesstraße in die Babelsberger Straße und Friedrich-List-Straße regeln.
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