INTERVIEW: „Langfristig könnten die Kosten für die Müllentsorgung sinken“
Herr Kruschat, wäre eine Biotonne für Potsdam vorteilhaft?Ja.
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Herr Kruschat, wäre eine Biotonne für Potsdam vorteilhaft?
Ja. Zunächst einmal ist es prinzipiell besser, Müll nach seinen verschiedenen Bestandteilen zu trennen. Denn umso einfacher kann man Müll dann auch wieder nutzen. Jeder Mensch produziert pro Jahr etwa 500 Kilogramm Müll, davon sind 80 bis 150 Kilogramm Biomüll.
Wie ließe sich der Biomüll nutzen?
Zum Beispiel in Biogasanlagen. Das ist doppelt sinnvoll, weil für diese Art der Biogaserzeugung keine zusätzliche Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen notwendig ist, weil ein Reststoff genutzt wird. Bei 100 Kilo Biomüll und 160 000 Potsdamern könnte so eine Menge umweltfreundliche und klimaneutrale Energie gewonnen werden. Dafür müssten die Stadtwerke langfristig investieren.
Zunächst aber würden die Biotonnen für die Potsdamer Mehrkosten mit sich bringen, oder?
Das stimmt. Aber grundsätzlich sind für die Einführung der Tonne die Logistik und die Infrastruktur vorhanden. Man muss die neue Tonne ja nur hinstellen. Langfristig spart der Einsatz Kosten: So kann mit Biogas Geld verdient werden. Dazu gibt es weniger Probleme bei der Entsorgung – jetzt landen die Bioabfälle schließlich zusammen mit allem anderen Müll in der schwarzen Tonne. Langfristig könnten die Kosten für die Müllentsorgung sogar sinken.
Es gibt die Sorge, dass sich in heißen Sommern gefährliche Keime in solchen Tonnen bilden. Ist das so?
Auch in der schwarzen Tonne liegen die Nahrungsmittelreste mit anderen Stoffen zusammen – und es stinkt genauso, wie auch eine Biotonne riechen würde. Vermeiden lässt sich das, indem der Müll regelmäßig abgeholt wird. Andere Städte zeigen, dass die Biotonne funktioniert. Und auch in Potsdam gibt es die Biotonne zumindest schon für Gastronomen.Die Fragen stellte Henri Kramer
Axel Kruschat ist 42 Jahre alt und der brandenburgische Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
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