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Landeshauptstadt: „Längst Multikulti“

Kinderreporter bauen Brücken an Grundschule 20

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Kinderreporter bauen Brücken an Grundschule 20 Drewitz - Wie viele Knochen haben Tiere? Wie sind Sie auf den Beruf gekommen? Und wird er auch mal langweilig? Tierärztin Ute Mathews beantwortet geduldig die Fragen der Kinder-Reporter von der Grundschule 20 in Potsdam-Drewitz, spricht in das ihr vor die Nase gehaltene Mikrofon. Nur manchmal stutzt sie kurz. Beispielsweise bei der Frage, ob sie Single ist – die große Neugier der Kinder macht nicht einmal vor privaten Themen halt. Der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Kinder-Reporter, Medienpädagoge Jan Pawek, hat mit Valentina, Natali, Franziska, Jutta und Sebastian die Fragen vorbereitet. Einmal in der Woche treffen sich die Sechstklässler, suchen nach Themen und beraten, wie sie umzusetzen sind. Dabei treffen kindliche Neugier und journalistische Arbeitsweise zusammen. Angeschoben wurde das Projekt vom Schulförderverein. „Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass bei Schulveranstaltungen viele Eltern fehlen, weil sie nicht so gut deutsch können“, erzählt Rektorin Elvira Eichelbaum. Dagegen sollte etwas getan werden. Schließlich „sind wir längst Multikulti“. Von den mehr als 300 Grundschülern stammen rund 50 aus 13 anderen Nationen. Den Kindern fällt es relativ leicht, in zwei oder mehr Sprachen zu kommunizieren. Anders geht es den Eltern, die im Alltag nicht so häufig Deutsch sprechen. Mit den Schüler-Reportern sollen die Erwachsenen in die Kommunikation einbezogen werden. „Es war von Anfang an vorgesehen, die Artikel der Kinderreporter in mehreren Sprachen erscheinen zu lassen. Nach dem Russischen gibt es jetzt auch die Möglichkeit, ins Arabische zu übersetzen“, freut sich die Rektorin. Andere Sprachen sollen folgen. Außerdem erscheinen die Beiträge auch in der Stadtteilzeitung für Stern und Drewitz. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft werben inzwischen schon unter den jetzigen Fünftklässlern um Nachwuchs. Gefragt ist vor allem sprachliche Begabung. Möglich wurde das Projekt durch die Hilfe der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam. Durch eine Spende konnte zum Beispiel die Digitalkamera angeschafft werden, mit der die Kinder ihre Texte selbst bebildern können. „Die Schülerreporter sind ein Projekt, das die Integration ausländischer Mitbürger erleichtern und Vorurteile bei Kindern abbauen oder sie gar nicht erst entstehen lassen kann“, sagt Ingo Ruppert, Geschäftsstellenleiter der MBS in Drewitz. Zum Schreiben nutzt die Gruppe das schuleigene Computerkabinett. Eines der nächsten Themen, mit denen sich die jungen Journalisten beschäftigen, könnte das Auto sein. Hat fast jeder, braucht fast jeder – und wenn es mal kaputt ist? Dann stehen zwischen den Mitarbeitern der Werkstatt und den Hilfe suchenden Autofahrern oft sprachliche Barrieren. Bis diese beseitigt werden können, muss aber erst einmal der Text mit Ute Mathews zu Papier gebracht werden. Sie beantwortet gerade die letzte Frage der Grundschüler: Ja, zu ihren Patienten gehören auch exotische und seltene Tiere. Und Single, ergänzt sie schmunzelnd, sei sie auch nicht, sondern verheiratet und Mutter. bou

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