Landeshauptstadt: „Lappalie“ löste Schlägerei aus

Innenstadt – In den Ermittlungen zu einer Massenschlägerei am 1. Mai sieht die Potsdamer Staatsanwaltschaft „bislang“ keinen politisch motivierten Hintergrund: Dies sagte gestern Christoph Lange als Sprecher der Ermittlungsbehörde den PNN. Deswegen werde der Fall in der Abteilung für „normale“ Gewaltstrafdelikte behandelt und nicht im Dezernat für politisch motivierte Straftaten.

Die Schlägerei am helllichten Tag in der Brandenburger Straße erregte in Potsdam großes Aufsehen. Es hatte acht Verletzte gegeben. Bis zu 40 teils stark betrunkene Männer einer als römische Legionäre verkleideten Herrentagsgesellschaft und die kurdischen Mitarbeiter eines als beliebt geltenden Döner-Standes waren in Streit geraten. Im Verlauf der Schlägerei soll es laut Zeugen Rufe wie „Scheiß Türken“ gegeben haben. „Aus unserer Sicht gab es spontane Unmutsäußerungen, aber keine politische Motivation dafür“, sagte Lange. Die Imbissbetreiber, linke Gruppen, der Ausländerbeirat und der Verein Opferperspektive hatten von einer rassistisch motivierten Tat gesprochen.

Gleichzeitig sprach Lange über ein „Touristenvideo“, das zur Aufklärung beitragen soll. Zusammen mit den Zeugenaussagen ergebe sich, dass sich die Schlägerei wohl aus einer „Lappalie“ – ein umgestoßenes Eisschild – entwickelt habe, so Lange: „Da gab ein Wort das andere, die Situation schaukelte sich von beiden Seiten hoch.“ Noch keine Angaben machte der Staatsanwalt darüber, gegen welche Personen aus der Herrentagsgruppe und von dem Döner-Imbiss nun weiter ermittelt werde – dies werde zur Zeit geprüft.

Unterdessen ist in dem Internetportal YouTube ein zweites Video des Geschehens aufgetaucht. Es zeigt die „Legionärsgruppe“ Sauflieder gröhlend über die Brandenburger Straße an dem Döner vorbei ziehen. Nach einem Schnitt ist die Schlägerei im Gange, die Situation unübersichtlich, sieben „Legionäre“ rennen auf den Döner zu. Dort endet der knapp eine Minute dauernde Film. Henri Kramer