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Landeshauptstadt: Lärm der Rosinenbomber

Obere Luftfahrtbehörde räumt das Problem ein

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Eiche - In den nächsten Tagen wird im Ortsteil Eiche ein ungewöhnlicher Gast in Willi Kochs Garten sitzen. Er kommt von der gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg und soll prüfen, ob die „Rosinenbomber“ vom Typ DC-3 und die Junkers 52 (Ju 52) bei ihren touristischen Rundflügen die vorgegebenen 600 Meter Flughöhe einhalten. Die von Ortsbeiratsmitglied Koch und dem Umweltaktivisten Bernd-Reiner Paulke vertretene Bürgerinitiative „Mehr Lebensqualität ohne Rosinenbomber“ hat damit einen Achtungserfolg erzielt.

Seit 2004 macht sie dagegen Front, dass die Nostalgieflugzeuge, deren alte Technik Lärm verursacht und die Luft verpestet, aus und in Richtung Berlin die Russische Kolonie, Bornim, den Park Sanssouci und die Ortsteile Eiche und Golm überfliegen. Für „das Vergnügen von je 30 Passagieren“ würden so tausende Potsdamer durch Fluglärm terrorisiert, meint Willi Koch. Seit April führt er eine Liste und hat an 42 Tagen knapp 200 Überflüge registriert, davon 120 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen, 38 Mal innerhalb Mittagsruhe zwischen 13 und 15 Uhr. Obwohl für die veranstaltende kommerzielle Fluggesellschaft Air Service Berlin die Bürgerinitiative offensichtlich keinen Gesprächspartner darstellt, sagt Kochs Liste aus, dass in letzter Zeit die Wochenendüberflüge zur Mittagszeit zurückgegangen sind. Einige Piloten wählen nicht mehr den Eicher Kirchturm als Wendepunkt, sondern ziehen die Schleife über das Waldgebiet des Wildparks. Auch die Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg hat auf die Proteste der Bürgerinitiative reagiert. Sie räumt ein, dass es ein Lärmproblem mit den Rosinenbombern gibt. Air Service Berlin habe dazu eine technische Änderung an den DC-3 beantragt, die zur Lärmreduzierung führen soll. Die Behörde weist darauf hin, dass die Nostalgieflüge nach der für den 31. Oktober vorgesehenen Schließung des Flughafens Tempelhof von Schönefeld aus angeboten werden. Paulke und Koch sehen darin aber nur eine räumliche Verlagerung des Problems. Ziel der Flüge sei nicht, an die Luftbrücke zu erinnern, über die die Rosinenbomber 1948/49 das blockierte Westberlin mit Lebensmitteln versorgten. Vielmehr gehe es um den attraktiven Überflug über den Park Sanssouci. Koch drückte seine Verwunderung aus, dass die sonst so sensible Schlösserstiftung bisher nicht auf diese Störung ihrer touristischen Programme im Welterbepark reagiert hat. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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