Landeshauptstadt: Lassalle, Ebert, Schröder
Wanderausstellung zur Geschichte der Sozialdemokratie macht Station im Stadthaus
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So voll sieht man das Foyer des Stadthauses selten: Mehr als 100 Potsdamer waren am Montag zur Eröffnung der Ausstellung „150 Jahre deutsche Sozialdemokratie“ in das Haus in der Friedrich-Ebert-Straße gekommen – zumeist politisch interessierte SPD-Sympathisanten älterer Jahrgänge. Noch bis zum 8. November können sich Besucher im Rathaus auf insgesamt 44 Tafeln und an zusätzlichen Medienstationen im Eingangsbereich und im Hochparterre-Foyer über die Geschichte der Sozialdemokratischen Partei in Deutschland informieren – vom Barrikadenkampf während der 1848er Revolution über die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins durch Ferdinand Lassalle in Leipzig im Mai 1863, die Weimarer Republik mit dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert und den Widerstand gegen das NS-Regime bis zu Willy Brandts Ostpolitik, der Parteineugründung in den ostdeutschen Bundesländern nach der politischen Wende 1989 und der heutigen Politik der SPD.
Konzipiert wurde die Wanderausstellung, die erstmals im September im Paul-Löbe-Haus des Bundestages in Berlin gezeigt wurde, vom „Archiv der sozialen Demokratie“ der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Geplant sind deutschlandweit 24 Stationen, darunter die Frankfurter Paulskirche, Leipzig und Heidelberg, wie Stiftungsvorstand Roland Schmidt sagte. Zur Eröffnung sprach neben Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Die beiden SPD-Politiker würdigten unter anderem die Rolle Potsdams bei der Wiedergründung der Partei im Wendeherbst 1989.
Mit der Ausstellung könne „die lange Geschichte der Sozialdemokratie auch hier im Osten wiederentdeckt“ werden, sagte Platzeck vor den zahlreich erschienenen Gästen. Denn wichtige Meilensteine der 150-jährigen Parteigeschichte hätten sich auf ostdeutschem Gebiet ereignet – Platzeck erinnerte an die Programmdebatten in Eisenach, Gotha und Erfurt und an die ersten Reichstagsmandate, die die Partei seinerzeit in Sachsen errang. Gleichzeitig lobte er den aktuellen Beschluss der Potsdamer Stadtverordneten, Otto Braun, der von 1930 bis zur Absetzung der Regierung 1932 sozialdemokratischer Ministerpräsident des Freistaates Preußen war, mit einem eigenen Platz zu ehren: Das Stadtparlament hatte im September beschlossen, den neu entstehenden Platz zwischen neuem Landtagsgebäude, Langer Brücke und der Alten Fahrt nach Braun zu benennen.
Dass eine parteigebundene Ausstellung derart prominent in einem öffentlichen Gebäude gezeigt wird, hält Dieter Jetschmanegg (SPD), der Leiter des Oberbürgermeisterbüros, nicht für problematisch: Auch Ausstellungen anderer politischer Stiftungen würden bei entsprechender Relevanz befürwortet, sagte der OB-Bürochef den PNN. Auch in anderen Städten werde die SPD-Schau in Rathäusern oder Parlamenten gezeigt, sagte Stiftungsvorstand Roland Schmidt. jaha
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