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Landeshauptstadt: Laufsteg nach Sanssouci

Ab nächste Woche: Mit sauberen Schuhen ins Weinbergschloss – der Sand bleibt draußen

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Ab nächste Woche: Mit sauberen Schuhen ins Weinbergschloss – der Sand bleibt draußen Von Erhart Hohenstein  Waren die Touristen weg – kamen die Handwerker: In den vergangenen Wochen arbeiteten immer montags, wenn Schloss Sanssouci Ruhetag hat, Maurer des Schirrhofs der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten an der neuen „Sauberlaufzone“. Am kommenden Montag wird sie fertig gestellt. Dieser an der Kasse beginnende und vor dem Besuchereingang endende, etwa zehn Meter lange Laufsteg soll künftig dafür sorgen, dass die Touristen das Welterbedenkmal mit sauberen Schuhen betreten. Er besteht aus einer so genannten Mopke-Pflasterung – also hochkant gestellten Klinkerziegeln – und in die Laufstrecke eingefügten Borstenabtretern. Sie besitzen Anschlüsse an die Regenentwässerung und können zum Säubern herausgenommen werden. Die Strecke wird durch mobile Pfosten mit dazwischen gespannten Bändern markiert, wie man sie von Flughäfen her kennt. Der offensichtlich bis ins letze Detail ausgeknobelte Vorschlag kommt aus der Projektgruppe, die zum Schutz der wertvollen historischen Fußböden in den Schlössern gebildet wurde. Die Anregung dazu gab Steinrestaurator Stefan Klappenbach. Er weist seit Jahren auf die Schäden hin, die durch den von den Touristen hereingetragenen Sand an den Naturstein-, aber auch den Holzfußböden angerichtet werden. Durch das Schlurfen mit den für den Schlossbesuch vorgeschriebenen Pantoffeln werden sie auf Millimeterstärke abgeschliffen und schließlich zerstört. Da die Touristen ab nächste Woche auf dem „Zwangsweg“ über die Sauberlaufzone mit weitgehend sandfreien Schuhen das Weinbergschloss betreten, wird diesem Effekt entgegen gewirkt. Die Pantoffeln, deren Abschaffung ebenfalls erwogen wird, können also erst einmal beibehalten werden. „Zunächst werden wir in einer Probephase den Erfolg der neuen Regelung testen“, erklärte Stefan Klappenbach. „Wenn sie sich bewährt, könnte sie auch auf andere Schlösser übertragen werden.“ Die Zukunft der Pantoffeln, von denen bisher jährlich 300 bis 500 Paar nachbestellt werden, bleibt also offen. Sie sind bereits auf einem um 1870 entstandenen, kürzlich wiederentdeckten Foto des Raffaelsaals in der Orangerie zu erkennen, haben also eine über 130-jährige Tradition. Auch die Problematik des Abschleifens der Fußböden ist seit langem bekannt. In den Kellern des Neuen Palais wurde eine kastenförmige Maschine aufgefunden, die der Pantoffelreinigung diente. Hier wurden die Überschuhe hinein geworfen und mittels zweier elektrisch betriebener Lederriemen „ausgeklopft“. Sehr effektiv kann diese Methode nicht gewesen sein, da sie ja jeweils erst nach dem Schlossbesuch zum Einsatz kam. Seinen Nutzen muss nun erst einmal der neue Weg beweisen

Erhart Hohenstein

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