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Barrierefrei feiern. M. Molkentin organisiert das Festival am Wasserturm.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Laute Gitarren, schwere Maschinen Bei „Rock am Wasserturm“ feiern Menschen mit und ohne Handicap

Hermannswerder - Die Festivalsaison neigt sich zwar langsam dem Ende zu, doch wer von Musik unter freiem Himmel nicht genug bekommen kann, sollte sich den Samstag vormerken: Zum elften Mal lädt das „Rock am Wasserturm“-Festival (RAW) auf die Halbinsel Hermannswerder. Anders als sonst findet das RAW nicht im Juli, sondern im August statt.

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Hermannswerder - Die Festivalsaison neigt sich zwar langsam dem Ende zu, doch wer von Musik unter freiem Himmel nicht genug bekommen kann, sollte sich den Samstag vormerken: Zum elften Mal lädt das „Rock am Wasserturm“-Festival (RAW) auf die Halbinsel Hermannswerder. Anders als sonst findet das RAW nicht im Juli, sondern im August statt. „Das ist einfach entspannter“, sagt der 35-jährige Matthias Molkentin vom Rock am Wasserturm e.V., der das Konzert zusammen mit der Hoffbauer-Stiftung organisiert. In der Hochsommerzeit gebe es viele andere Veranstaltungen und alle zwei Jahre auch noch Fußballevents: „Da ist es immer schwierig, Leute für Festivals zu begeistern.“

Ansonsten bleibt bei der ehrenamtlich organisierten Veranstaltung das meiste beim Alten: Die sechs eingeladenen Bands – darunter die Potsdamer Pop- und Rockbands King Kong And The White Woman und TNT – erhalten keine Gage, sondern nur eine Unkostenpauschale. Eröffnet wird das Ganze traditionell mit der musikalisch unterlegten Einfahrt einer Gruppe Biker in voller Montur, die sich seit Bestehen des Festivals um die Sicherheit kümmern. Diese gehören keinem Verein an, sondern werden jedes Jahr neu zusammengestellt.

Das hat sich seit Jahren bewährt, ebenso wie die Möglichkeit, dass junge und alte Besucher mal auf den schweren Maschinen mitfahren können. Diese Idee war gleich beim ersten RAW-Festival 2002 entstanden, und kam von den Bikern selbst. „Das war ein reines Zufallsprodukt, aber es kam sehr gut an“, erzählt Molkentin: „Einmal ist sogar ein Vater auf mich zugekommen und hat mir unter Freudentränen erzählt, dass sein kleiner Sohn heute das erste Mal in seinem Leben auf einem Motorrad gefahren sei.“

Das RAW hat noch eine Besonderheit, die auf den ersten Blick jedoch kaum auffällt: Das Festival ist komplett barrierefrei. Der Ursprungsgedanke war, ein Festival zu schaffen, das von behinderten wie nichtbehinderten Menschen gleichermaßen besucht werden kann. Viele Festivals verfügen etwa nicht über behindertengerechte Toiletten, aber es gibt auch subtilere Hürden: „Zum Beispiel sind viele Tresen oft zu hoch für Rollstuhlfahrer“, sagt Molkentin.

Was auf dem Rasen gilt, gilt auch auf der Bühne: In den letzten Jahren gehörten immer wieder Bands – zum Beispiel Self oder Mc Loud – zum Programm, deren Mitglieder teilweise Behinderungen hatten. Auch in diesem Jahr nimmt mit Anton aus Sachsen-Anhalt eine Pop-Band mit behinderten Musikern teil.

Mit mittlerweile 600 bis 700 Besuchern jährlich hat sich das RAW zu einer kleinen, aber feinen Festival-Institution in Potsdam mausern können. Bei der ersten Auflage waren es immerhin etwa 300 gewesen, auch dank Frank Hohn, dem Chef der Hoffbauer-Stiftung, der die Idee von Anfang an engagiert unterstützt habe, so Molkentin: „Wir waren damals etwa zwei, drei Leute, die das Ganze organisiert haben, zusammen mit vielen Freunden. Es war sehr spannend, aber unsere Nächte davor waren schon ziemlich kurz. Nach dem Festival war ich auch erst mal froh, dass es vorbei war.“ Doch natürlich ging es im nächsten Jahr weiter, und die Idee konnte sich bewähren. Am Samstag ist es nun wieder so weit: Ganz entspannt, ohne Fußball-EM, Olympia oder Hochsommerstress. Erik Wenk

Samstag 12.45 bis 22.00 Uhr auf Hermannswerder. Eintritt acht Euro.

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