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Landeshauptstadt: Lautloser Flug

„Science Camp“ des Exploratoriums fast ausgebucht / Experimentierprogramm für Schulklassen geplant

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Noch hat sie keinen Namen. Gerade mal acht Wochen alt ist die Schneeeule. Als Ilka Simm-Schönholz den Jungstar ihrer Greifvogelshow ankündigt, beginnen die Kinder zu tuscheln, als würde gleich ihre berühmte Verwandte, die Harry-Potter-Gefährtin Hedwig, persönlich erscheinen. Mit einem Schlag scheint die anstrengende Wanderung in der Sommerhitze durch die Ravensberge zum Falkenhof vergessen. Helle Aufregung dann, als das Tier die weißen Schwingen ausbreitet und lautlos eine Runde dreht.

Exkursionstag beim „Science Camp“ des Exploratoriums. Gut zwanzig Kinder kamen gestern Nachmittag in den Falkenhof – nach einer Wanderung auf der Suche nach „Aliens unter uns“. Der Exkursions-Titel bezog sich allerdings nicht auf die geheimnisvolle Schneeeule. Im Mittelpunkt der Wanderung mit Kompass und Karte durch die Ravensberge standen stattdessen eingewanderte Pflanzen und Tiere, wie Exkursionsleiter Boris Smalla erklärt. „Wir suchen Pflanzen, die wegen der Klimaerwärmung neu hier sind“, fasste der neunjährige Lais aus Wilhelmshorst zusammen. Kastanienbäume und Springkraut fanden die Nachwuchsforscher zum Beispiel im Landschaftsschutzgebiet Ravensberge, aber auch Robinien: „Der Baum stammt aus Nordamerika und dient als Bienenfutter“, erklärte Boris Smalla, Biologe und Exploratoriums-Mitarbeiter.

Die Ausflüge in die Welt der Wissenschaft sind eine beliebte Ferienbeschäftigung: Insgesamt 146 Kinder besuchen in diesem Jahr das „Science Camp“, das das Exploratorium bereits zum zweiten Mal anbietet, wie Exploratoriums-Sprecherin Teresa Döring sagt. Mit bis zu 30 Kindern pro Tag sei das zweiwöchige Ferienprogramm fast ausgebucht. Im neuen Schuljahr werde es eine Neuheit geben: Experimentierkurse, die zu den Grundschullehrplänen passen (siehe Kasten).

Die Ferienforscher kommen unterdessen nicht nur aus Potsdam. Konstanze Kobel-Höller beispielsweise ist gestern morgen aus Berlin in die Wetzlarer Straße gekommen, um ihren Sohn Linus bei Smalla und seinem Team „abzugeben“. Die 37-jährige Mutter lobt vor allem die Abwechslung beim Exploratoriums-Ferienprogramm: „Dass die Kinder auch mal raus kommen, finde ich schön.“ Die „wissenschaftliche Mitmachwelt“ kenne sie bereits seit dem Beginn des Projektes vor gut zwei Jahren: „Ich kannte das Konzept schon aus San Francisco, da heißt es ja auch “Exploratorium““, erzählt sie. Ihr Sohn Linus hat sogar seinen neunten Geburtstag in Potsdam gefeiert – mit einigen Freunden. „Wir haben Raketen gebastelt und Glibberschleim“, erinnert er sich. Auch vom Experimentierkurs, den er regelmäßig besucht, schwärmt Linus, der bald die vierte Klasse besuchen wird: „Wir lassen Vulkane ausbrechen und züchten Kristalle.“

Auch der neunjährige Lais ist nicht zum ersten Mal im Exploratorium: „Mir gefällt, dass man viele Sachen ausprobieren kann“, begründet der Wilhelmshorster. „Er war schon im letzten Jahr hier und war so begeistert davon“, erzählt seine Mutter Annett Laurisch. Und die achtjährige Sophie will morgen gleich noch einmal ins „Science Camp“ kommen, auch wenn sie bei der gestrigen Wanderung geschafft am Falkenhof ankam: „Die Füße tun mir weh.“ Die Schmerzen waren beim Anblick der namenlosen Schneeeule allerdings wieder vergessen. Das lautlose Fliegen, erklärt Ilka Simm-Schönholz, gelingt den Eulen wegen ihrer fein ausgefransten Federn: „Unten wie Seide, oben wie Samt.“

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