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Neubaupläne auf dem Telegrafenberg: Leben in der Erdkruste

Das Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) plant auf dem Telegrafenberg einen Neubau für ein GeoBioLab. Gut elf Millionen Euro sollen investiert werden.

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Potsdam - Auch in mehreren Kilometern Tiefe unter der Erdoberfläche gibt es Leben. Dort herrschen ungemütlich hohe Temperaturen, der Druck ist groß – und Sonnenlicht gelangt bis dahin freilich auch nicht. Und doch ist die Erdkruste selbst in drei Kilometern Tiefe nicht ein vollkommen toter Raum. Mikrobielles Leben ist hier zu Hause.

Labore, Büros und Serverräume sollen in den Neubau

Das mag sich ein wenig nach einem Aprilscherz anhören – ist aber keiner. Vielmehr handelt es sich um ein spannendes Forschungsgebiet für Wissenschaftler. Am Potsdamer GeoForschungsZentrum (GFZ) auf dem Telegrafenberg beschäftigt man sich seit mehreren Jahren mit dem mikrobiellen Leben tief in der Erdkruste. Nun soll dieser Forschungszweig für 11,5 Millionen Euro ein eigenes Gebäude mit einer Nutzfläche von 1450 Quadratmetern auf dem Berg erhalten. Labore und Büros möchte man in dem GeoBioLab unterbringen. Außerdem ist in dem Neubau ein großer Serverraum geplant. Etwa 50 Menschen sollen in dem Haus künftig arbeiten. Das neue Institutsgebäude soll am westlichen Rand des Wissenschaftsparks „Albert Einstein“ errichtet werden, südwestlich vom Hauptgebäude des GFZ.

„Man weiß seit ungefähr 20 Jahren, dass tief in der Erdkruste mikrobielles Leben existiert“, sagt Professor Dirk Wagner, Leiter der Sektion Geomikrobiologie am GFZ. Die Potsdamer Wissenschaftler seien bei der Erforschung der sogenannten tiefen Biosphäre der Kontinente in Deutschland recht alleine. Doch die Arbeitsmöglichkeiten der Forscher um Wagner sind momentan noch durch fehlende Labore beschränkt. „Im Moment machen wir das, was möglich ist“, sagt Wagner. Momentan kann beispielsweise noch nicht an Materialproben unter kontrolliertem Druck und höheren Temperaturen gearbeitet werden. Im neuen Gebäude soll das anders werden.

Die Wissenschaftler wollen tiefere Erdschichten erforschen

Vier Teilbereiche gibt es, an denen man im GFZ zur tiefen Biosphäre forscht. „Ich spreche immer gern davon, dass wir vier Werkzeugkisten haben“, so beschreibt es Wagner. Zunächst sind da die molekularbiologischen Methoden. Hier dreht sich alles um die DNA der Mikroorganismen. Als Zweites gibt es die Prozessstudien. Dabei geht es um die Geschwindigkeiten von biologischen Prozessen der Erdkruste. Ein drittes Forschungsfeld ist die Isolation und Kultivierung von Mikroorganismen aus Extremhabitaten, die sich tief in der Erde befinden. Hinzu kommt die geomikrobiologische Modellierung. Hier versucht man, mikrobielle Netzwerke aufzuklären, um damit das Gesamtsystem besser zu verstehen.

Baubeginn für das neue Gebäude soll 2017 sein, sagt Martin Pestke, Technik-Leiter am GFZ. Für das Jahr 2018 rechnet er mit der Fertigstellung. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner. Über dem Kellergeschoss des Neubaus wird es eine Souterrainebene und darüber vier weitere Geschosse geben. Mit einer in Ocker gehaltenen Fassade soll sich das Haus harmonisch in die vorhandene Bebauung auf dem Telegrafenberg einfügen. Während der große GFZ-Neubau aus den 1990er- Jahren noch die Klinkerarchitektur der historischen Bauten in der Nachbarschaft aufgegriffen hatte, verzichtet der Entwurf für das neue Haus darauf. Stattdessen soll es eine Vorhangfassade aus Keramikplatten geben, erklärt Pestke. Der große Serverraum des Hauses wird künftig einer von dann nur noch zwei zentralen Serverräumen des GFZ werden. Die gewaltige Wärme, die an den Prozessoren entsteht, soll in das Nahwärmenetz eingespeist werden. „Das wird so viel sein, dass man nicht nur die Labore und Büros des Gebäudes heizen kann“, so Pestke.

Voraussichtlich der letzte Neubau auf dem Telegrafenberg

Eine weitere Expansion des GeoForschungsZentrums ist auf dem Gelände des Wissenschaftsparks kaum noch möglich. Wie bereits berichtet hat das GFZ in diesem Jahr das ehemalige Gebäude des Umweltministeriums in der Albert-Einstein-Straße übernommen. In etwas fernerer Zukunft möchte sich das GFZ auch in Nachbarschaft des „Kreml“ auf dem Brauhausberg ansiedeln. Dies dürfte aber noch mindestens drei Jahre dauern, sagt Pestke. Dazu gebe es noch keine konkreten Pläne.

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