Homepage: Leben um die Synagoge
Vorschlag der Mendelssohn-Stiftung für Synagogen-Neubau mit Studentenwohnheim und Institutsgebäude
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Der Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums (MMZ), Prof. Julius H. Schoeps, ist bekannt dafür, gerne etwas anzustoßen. So haben ihn die aktuellen Pläne für den Neubau einer Synagoge an der Potsdamer Schlossstraße auf eine Idee gebracht. Was könnte auf den jeweiligen Randgrundstücken entstehen, das zur Synagoge passt und zu einer Belebung der Umgebung beiträgt? Sicherlich würden studentische Einrichtungen Leben bringen, etwa Studentenwohnheime und eine wissenschaftliche Einrichtung.
Aus einer ersten Vision hat Schoeps, der zugleich auch Vorsitzender der Mendelssohn-Stiftung ist, einen umfassenden Plan für ein dreiteiliges Bauensemble gegossen. Flankierend zu der Synagoge auf dem Eckgrundstück gegenüber des Filmmuseums könnten nach dem Abriss des dortigen Plattenbaus unter finanzieller Beteiligung der Mendelssohn-Stiftung Studentenwohnungen und ein Gebäude für das MMZ entstehen. In Zukunft sicherlich eine attraktive Lage, vis-à-vis zum wiederaufgebauten Stadtschloss-Landtag und in unmittelbar Anbindung zu Synagoge und Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde.
„Wir sind interessiert an der Belebung des Neuen Marktes, das wäre ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt des Konzeptes“, so Schoeps. Er wolle mit dem Konzept etwas anstoßen, es sei ein Angebot an alle. Die Idee sollte nicht als statisch verstanden werden, über Einzelheiten und Positionen könne gesprochen und verhandelt werden. Einzige Voraussetzung für Schoeps: Dass die Jüdische Gemeinde sich zum Prinzip der Einheitsgemeinde bekenne.
100 Studentenapartments entlang der in Zukunft verkehrsberuhigten Friedrich-Ebert-Straße mit Blick auf das Schloss, 1200 Quadratmeter für die europäisch-jüdischen Studien des MMZ mit Hörsaal und Bibliothek und dazwischen eine dreigeschossige Synagoge mit knapp 800 Quadratmetern. Und weil Schoeps nicht einfach eine Idee ohne Hand und Fuß in die Welt setzen will, hat er auch schon einen Finanzplan aufstellen lassen. Gesamtinvestition knapp über acht Millionen Euro, wovon die Moses Mendelssohn-Stiftung, in deren Trägerschaft auch das MMZ ist, 15 Prozent (1,2 Millionen) übernehmen würde. 3,8 Millionen ließen sich aus öffentlichen Baudarlehen und drei Millionen mit Bankdarlehen finanzieren.
„In der Kombination als dreiteiliges Bauensemble wird das finanzierbar“, schätzt Schoeps. Es gehe ihm dabei nicht um Eigentum: lastenfreies Erbbaurecht sei das Ziel, das Gelände bliebe so im Besitz des Landes. Es gäbe keine Belastung des Haushaltes der Stadt oder des Landes. „Die Idee war auch, dass die Nutzung des zweiten Gebäudes leichter zu bewerkstelligen sei, wenn das MMZ dort einzieht, für das eine laufende Miete bereits gewährleistet ist“, so Schoeps. „Unser Konzept ist machbar, das sind keine übertriebenen Pläne“, betont er. Das MMZ, ein Forschungsinstitut in Anbindung an die Universität Potsdam, braucht seit Jahren mehr Platz. Durch einen Neubau könnte das Institut zum gleichen Mietpreis wie jetzt 200 Quadratmeter mehr erhalten, rechnet der Direktor Schoeps vor.
Es sei auch eine Verbindung mit anderen baulichen Ideen denkbar, dass etwa jemand anderes die Synagoge baut und dort mehr Geld reinschießt. „Wichtig ist nur, dass ein Gesamtkonzept entsteht.“ Zu der geplanten Ausschreibung des Bauvorhabens, sagte Schoeps, das dies eine begrenzte Ausschreibung sein müsste, die das Kostenvolumen eingrenze. Die Studentenwohnungen sollen dann zu einer günstigen Miete angeboten werden. Betreiber wäre die Mendelssohn-Stiftung, die bereits Erfahrungen mit Studentenwohnheimen in Bayern hat. Geplant sei auch, einen Teil von den Wohnheimplätzen als Teilstipendien an Studierende zu vergeben, die Uni Potsdam könnte die Stipendien vergeben.
Vor zwei Wochen hat Schoeps das Konzept mit Plänen und Finanzierung unter anderem an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer, die Jüdische Landesgemeinde und den Synagogenverein geschickt. „Die Anteilnahme und die Tatsache, dass Ideen im Umfeld dieses Projektes entwickelt werden, wird sehr begrüßt“, sagte Jakobs gegenüber den PNN zu dem Konzept. Der Neubau der Synagoge sei ein wichtiges Zeichen aus Potsdam. „Dafür sind nun die erforderlichen Verfahren inklusive der erforderlichen Ausschreibungen durchzuführen, in diesem Rahmen werden die verschiedenen Vorschläge dann zu prüfen sein“, erklärte der OB.
Die Jüdische Gemeinde Potsdam will eine Stellungnahme zu dem Konzept erst in der nächsten Woche abgeben, wenn Horst Mentrup vom Bauverein Neue Synagoge aus dem Urlaub zurück ist. Auch Finanzminister Rainer Speer wollte sich derzeit noch nicht zu dem Vorschlag äußern. Aber nicht nur das Finanzministerium will Schoeps mit seinem Konzept ansprechen: „Wenn es neben öffentlichen Fördergeldern noch weitere Mittel gäbe, um das Ganze noch attraktiver zu machen, dann bitte schön!“
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