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Von Kay Grimmer: Lebensader und Stromherz

Die PNN-InfrastrukTour führte zu Orten, die ein Leben in Potsdam erst angenehm machen

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Fahrradhelm ab, Sturzhelm auf, Ohrstöpsel in die Gehörgänge. Trotz gelbfarbener Schutzhülle um die beiden Gas- und Dampfturbinen im Heizkraftwerk Süd dröhnt es mächtig am ersten Punkt der InfrastrukTour am Samstagvormittag. „Ohne die Abkapselung würde der Lärm schwer zu ertragen sein, die Turbinen sondern pfeifende, extrem hochtönende Geräusche ab“, erklärte der stellvertretende Heizkraftwerksleiter Volker Thein der kleinen PNN-Radler-Gruppe, die sich am Wochenende über jene Einrichtungen informieren wollten, die ein angenehmes Leben in der Stadt erst möglich machen.

Am südwestlichen Rand der brandenburgischen Landeshauptstadt schlägt das Wärme- und Stromherz Potsdams. Seit 1995, als das neue Heizkraftwerk Süd mit einer innovativen Kraft-Wärme-Kopplung in Betrieb ging, werden von hier rund 90 Prozent des jährlichen Strombedarfs der Stadt geliefert. 84 Megawatt erzeugen die Generatoren. „Parallel wird in den zwei gut 26 Meter langen Turbinen die Fernwärme für gut 60 Prozent der Potsdamer Haushalte produziert“, erzählt Thein. Beeindruckend ist die Leitwarte im Kraftwerk. Fünf Videoleinwände und über 20 Monitore liefern ein sekundenaktuelles Bild der Netze, sieben Mitarbeiter pro Schicht überwachen die einzelnen Versorgungsbereiche.

Unter dräuenden Regenwolken ging es unter fachkundiger Aufsicht erfahrenerer Guides vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) auf den Drahteseln entlang der Nuthe zum Betriebshof des Verkehrsbetriebs in Potsdam. Der Leiter der Arbeitsförderung, Jörg Zennig, war sichtlich stolz über das Depot, das seit 2001 die Basis für den Nahverkehr in Potsdam darstellt. 33 Niederflurbusse, 38 modernisierte Tatra-Bahnen und 16 Niederflur- Combinos finden in den Hallen und Carports auf dem nahezu 20 fußballfelder- großen Gelände Platz, informierte Zennig. Werkstätten und Waschanlage befinden sich ebenso auf dem Gelände wie die Leitstelle, von der die sieben Tramlinien, neun Buslinien und eine Seilfähre überwacht werden.

Quer durch Babelsberg erreichten die PNN-Radler eine der wichtigsten Lebensadern der Stadt: die Humboldtbrücke. Rund 55000 Autos nutzen die Havel- Überquerung täglich – selbst während der Bauarbeiten, über die Bauoberleiter Jörg Titel informierte. „Wir haben ja im Grunde am offenen Herzen operiert“, beschrieb er die Situation. „Wir sind übrigens nicht böse, wenn die Polizei im Baustellenbereich Geschwindigkeitskontrollen durchführt.“ Raser würden eine ständige Gefährdung für die Bauarbeiter darstelle, so der Bauoberleiter. Titel warb gleichfalls für seinen Berufszweig. „Wir haben einen echten Mangel an Bauingenieuren“, hofft er mit der „ingenieurtechnischen Bauleistung“ der Brückensanierung Nachwuchs für den Baubereich zu begeistern. Lob für das Bauwerk kam auch vom ADFC. Fahrradclub-Mitglied Ulf Hildebrand beglückwünschte den Bauoberleiter für die gelungenen Fahrradwege und Rampen. „Die sind für Fahrradfahrer sehr gut, auch die Beleuchtung der Brücke ist gelungen.“

Über den Knotenpunkt des Potsdamer Nahverkehrs, den Hauptbahnhof, den täglich bis zu 60 000 Potsdamer und Touristen nutzen, fuhr die PNN-Radgruppe dem Ziel des samstäglichen Ausflugs entgegen: dem Wasserwerk in der Leipziger Straße. Sechs Brunnen auf dem Gelände des Waserwerks und 20 weitere Brunnen Richtung Caputh speisen die Tanks im Werk in der Leipziger Straße, erklärt Michael Neitzel von der Energie und Wasser Potsdam GmbH. Insgesamt reichen 88 Brunnen aus, um den Wasserbedarf der Potsdamer zu stillen. Nicht jeder Brunnen wird dabei ständig angezapft, denn „eine zu starke Wasserförderung lässt den Salzgehalt im Grundwasser steigen“, so Neitzel. Das Potsdamer Wasser, macht er deutlich, sei von sehr guter Qualität. „Wir benötigen keine aufwändigen Filter, lediglich ein Quarz-Kies-Gemisch ist nötig, um Schadstoffe wie Eisen und Mangan aus dem Wasser zu holen.“ Nach einer Sauerstoffanreicherung werde das Wasser teils zu den Kunden, teils in einen Hochbehälter gepumpt, der auf dem Brauhausberg steht. „Solche Behälter seien notwendig, um den Wasserdruck im Netz zu halten, erklärt Neitzel, „wenn urplötzlich mal alle Potsdamer gleichzeitig den Wasserhahn aufdrehen.“

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