Von Peer Straube: Lebensmittel, Möbel, Drogerie und Bank
Schilfhof-Kaufhalle wird zu einem Handels- und Dienstleistungszentrum / Pro Potsdam wird Eigentümer
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Schlaatz / Waldstadt - Noch in diesem Jahr soll der Umbau der leer stehenden Kaufhalle am Schilfhof im Schlaatz zu einem kleinen Handels- und Dienstleistungszentrum beginnen. Das kündigte Daniel Egenter vom Projektentwickler Egenter & Czischka gestern bei der Stadtteilwanderung von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) an. „Kernstück“ des Projekts ist die Ansiedlung eines privat betriebenen, 350 Quadratmeter großen Lebensmittelmarktes mit kleinem Backshop. Auf knapp 450 Quadratmetern mietet sich die Drogeriekette Schlecker ein, 230 Quadratmeter hat sich die Sparkasse gesichert. Größter Mieter ist der Verein Rückenwind, der auf knapp 1000 Quadratmetern gebrauchte Möbel und Kleidung feilbieten will. Die Investitionssumme bezifferte Egenter auf 1,5 bis zwei Millionen Euro, die die städtische Pro Potsdam stemmen soll, die das Gebäude nach der Sanierung erwirbt. Im Frühjahr 2011 soll es eröffnet werden.
Die jüngste Geschichte der zu DDR- Zeiten errichteten Halle ist eine von Querelen. Die Lebensmittelkette Rewe hatte den unrentablen Energiefresser aufgegeben, um am verkehrsgünstig gelegenen Horstweg einen neuen Markt zu bauen. Die Stadt hatte Rewe die Baugenehmigung allerdings nur unter der Bedingung erteilt, am Schilfhof einen kleinen Nahversorger zu erhalten. Die Pläne von Egenter & Czischka, den Nahversorger mit dem Bau eines Studentenwohnheims zu verbinden, scheiterten jedoch an der Finanzierung. Daraufhin war die Pro Potsdam eingesprungen. Jakobs ließ gestern keinen Zweifel daran, dass das Engagement des städtischen Unternehmens eine „absolute Ausnahme“ sei, lediglich dem „immensen Druck der Bürger“ geschuldet und der Notwendigkeit, „zentrale Funktionen“ im Stadtteil zu erhalten, damit dieser nicht „von innen heraus“ stürbe. „Zentrum-Ost ist ein Beispiel, dass es auch anders geht“, sagte Jakobs. Dort konnte Rewe nach zähen Verhandlungen überredet werden, einen neuen Markt am Humboldtring zu bauen und den Handelsstandort zu sichern.
Im August sollen alle Mietverträge für die Schilfhof-Halle unterzeichnet werden, kündigte Egenter an. Weil man nicht neu baue, könne man auch günstig vermieten – für zwei bis 2,50 Euro pro Quadratmeter. Den Sanierungsbeginn stellte Egenter für Oktober in Aussicht.
Zuvor hatte Jakobs die erste Betriebskita Potsdams nach der Wende, die von der Hoffbauer-Stiftung betriebene Einrichtung „Geolino“ im Wissenschaftspark „Albert Einstein“ auf dem Telegrafenberg besucht. Derzeit werden dort 22 Kinder von Forschern betreut, doch werden die Kapazitäten in dem denkmalgeschützten Gebäude erweitert, sodass ab Herbst 44 Kinder Platz finden.
Im Jugendclub „Hanns Eisler“ in der Waldstadt II informierte sich Jakobs über die Arbeit des Trägers Breitband e.V, der im Stadtteil auch noch den Kinderclub „Otto Nagel“ betreibt. 163 Jugendliche hätten den Club im Juli besucht, die Angebote seien breit gestreut – von Beratung für Jugendliche, Familiencafé bis zum kostenlosen Bandprobenraum, erklärte Vereinschef Jürgen Knape.
Erfolgreich läuft seit anderthalb Jahren auch das Gemeinschaftsprojekt der Dekra Akademie und der Hartz IV-Behörde Paga im Industriegebiet Drewitz. Unter dem Label „Toys Company“ sammeln dort Langzeitarbeitslose gebrauchtes Spielzeug, reparieren und säubern es – anschließend wird es kostenlos an sozial bedürftige Familien und Einrichtungen verteilt. Zwei bis drei Familien kämen täglich, so Projektleiter Ralf Reuter. Einen regelrechten Ansturm habe es vor Weihnachten gegeben – von Nikolaus bis Heiligabend seien 3500 Spielzeuge abgeholt worden, so Reuter. Wer Spielzeug abgeben will: Sammelboxen stehen unter anderem im Weberpark, in der Staatskanzlei, in der Stern-Bibliothek, im Bürgerhaus am Schlaatz und im Markt-Center.
Weitere Stationen des Rundgangs waren ein Awo-Gruppenwohnprojekt für obdachlose Jugendliche und der Integrationsgarten am Schlaatz.
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