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Homepage: Lebensrettend Ernährungswissenschaftler entwickelt schnellen Test für Vitamin-A-Mangel

Etwa 100 Millionen Kinder leiden weltweit an einem Vitamin-A-Mangel, sagt Professor Florian J. Schweigert vom Institut für Ernährungswissenschaft der Potsdamer Universität.

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Etwa 100 Millionen Kinder leiden weltweit an einem Vitamin-A-Mangel, sagt Professor Florian J. Schweigert vom Institut für Ernährungswissenschaft der Potsdamer Universität. Der Grund sei Mangelernährung: allgemein zu wenig hochwertige Nahrung, zu wenig Vitamin A, auch zu wenig Fett in der Nahrung, das für die Verarbeitung des Vitamins nötig sei. Die Folgen sind gravierend: Blindheit, Lungenkrankheiten, Infektionen und Durchfallerkrankungen, die nicht selten zum Tod führen.

Seit einigen Jahren versucht man, mit gentechnisch verändertem Reis, dem so genannten „goldenen Reis“, der Beta-Carotin produziert und eine goldgelbe Färbung aufweist, etwas gegen den Vitamin-A-Mangel in den Entwicklungsländern, vor allem Asiens und Afrikas zu tun. Das Hauptproblem ist aber auch hier, dass das Vitamin nur in Verbindung mit Fetten vom Körper aufgenommen werden kann.

Eine einfache und verhältnismäßig preiswerte Abhilfe ließe sich in Tablettenform leisten. Da bei einer Zufuhr von hochangereicherten Nahrungsergänzungsmitteln jedoch die Gefahr einer Überdosierung besteht, muss vorher überprüft werden, ob im Körper überhaupt Vitamin-A-Mangel herrscht. Das bedeutet bisher, es muss Blut abgenommen werden, das dann in ein Labor geschickt wird, das sich meistens nur in einer größeren Stadt findet, um dort untersucht zu werden. Durch Zentrifugation oder Filtration müssen dort zunächst die störenden Blutzellen (Erythozyten) abgetrennt werden. Das ist arbeitsintensiv und teuer. Doch das könnte sich nun bald ändern.

Schweigert zeigt stolz ein kleines Glasröhrchen, das ein durchsichtiges Chemikaliengemisch enthält. In dieses Röhrchen wird das vorher entnommene Blut gespritzt. Es dauert nicht lange, dann sind die lipophilen Blutbestandteile separiert. Das Blut muss nicht mehr zentrifugiert werden. Für diese Entwicklung, die keine Weiterentwicklung sei, sondern ein komplett neuer und natürlich patentierter Ansatz, hat Schweigert vor kurzem den Technologietransfer-Preis der Technologie Stiftung Brandenburg erhalten. Die Vorteile der Methode seien vielfältig. Mit dem Wegfall der Zentrifugaltrennung würde auch die Hälfte der Kosten einer Blutuntersuchung entfallen, sagt Schweigert. Ein Arbeitsschritt ersetze vier bis fünf bei der alten Methode. Statt 40 bis 50 Proben könne ein Prüfer nun 200 bis 300 Proben pro Tag bewältigen. Auch sei die Störanfälligkeit geringer. Der größte Vorteil sei aber, dass die neue Methode eine Laboranalyse vor Ort erlaube. Man könne den Mangel sofort feststellen und therapieren.

Mit Schweigerts Technik lässt sich nicht nur der Vitamin-A-Haushalt im Körper untersuchen. Auch Eisenmangel, der etwa zu Blutarmut führt, ist in Entwicklungsländern ein verbreitetes Problem. Und in den Industriestaaten sind es ernährungsassoziierte Krankheiten wie Diabetes, Adipositas (Fettleibigkeit) oder Krebs, die sich durch eine Untersuchung des Ernährungszustands des Körpers eindämmen ließen. Und dann ist da noch die Landwirtschaft: Schweigerts Methode wird zur Bestimmung des Beta-Carotin-Status von Kühen benutzt, der Bedeutung für die Milchmenge hat. Ein ökonomisch wichtiges Nebenprodukt der Forschung.

Das so verdiente Geld kann Schweigert dann wieder in die Finanzierung seines eigentlichen Anliegens stecken: die Bekämpfung von durch Mangelernährung hervorgerufene Krankheiten in Entwicklungsländern. Sebastian Ehrlich

Sebastian Ehrlich

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