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Landeshauptstadt: Leere um die Humboldtbrücke

Beim 9. „Tag der Bauwirtschaft“ im Rathaus spielten die Brücken der Stadt die Hauptrolle

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Innenstadt - Warum sind auf der größten Potsdamer Baustelle, der Humboldtbrücke, keine Arbeiter zu sehen? Das fragen sich Tausende von Passanten die trotz laufender Bauarbeiten täglich den Havelübergang überqueren. „Ganz einfach“, sagt Klaus D. Abraham, „sie befinden sich im Inneren.“ Der Diplomingenieur ist Geschäftsführer der VIC Unternehmensgruppe, der Verkehrs- und Ingenieurbau Consult GmbH. Abraham war Donnerstagabend einer der Vortragsredner beim „9. Tag der Bauwirtschaft“, zu dem der Oberbürgermeister ins Stadthaus eingeladen hatte. Von 240 geladenen Gästen war etwa die Hälfte gekommen. Im Stehen hörten sie im Plenarsaal die Vorträge von Abraham und Wolfgang Verch über die Faszination Potsdamer Brücken und die Probleme bei deren Bau.

Auf das Bautempo bei der Humboldtbrücke angesprochen, sagt Abraham anschließend im Gespräch, dass es auch schneller gehen könnte, aber das Geld nur scheibchenweise zur Verfügung stehe. Eine Summe von 35 Millionen Euro könne das Land für den Ausbau der Nuthestraße L 40, so die offizielle Bezeichnung, nicht auf einen Schlag aufbringen. „Es gibt im Land Brandenburg noch andere Straßen und Brücken mit Sanierungsbedarf“, so der Experte.

Anders als beim so genannten Brückenwerk 13, der Eisenbahnüberführung am Hauptbahnhof, handele es sich bei der Humboldtbrücke nicht um einen Neubau, sondern um eine Sanierung bei laufendem Verkehr. Abraham lobt den Mut der Entscheidungsträger zum Neubau der Eisenbahnbrücke, die 2004 fertig wurde und meint, dass noch „die nachfolgenden Generationen dafür dankbar sein“ werden.

Nach den Planungen für die L 40 soll die Straßenbahn im Jahre 2009 auf ihrem neuen Gleisbett am südlichen Rand der Nuthestraße fahren. Gleichzeitig findet der Ausbau der Humboldtbrücke statt. 670 Meter Stützwände und 400 Meter Lärmschutzwände müssen gebaut und eine 8100 Quadratmeter große Brückenfläche saniert werden. Erst im Jahre 2012 ist mit dem Abschluss des Gesamtvorhabens zu rechnen.

Allerdings gibt es noch einige Fragezeichen. Wie Abraham hervorhebt, gab es für die Humboldtbrücke einen Gestaltungswettbewerb, um dem „Eingangstor Potsdams“ ein ansprechendes Gesicht zu geben. Für das andere Ende, der Kreuzung an der Berliner Straße, steht eine Gestaltungslösung jedoch aus. Nicht nur die Verkehrsführung, ob ober- oder unterirdisch, ist nicht entschieden, sondern auch das Aussehen des gesamten Raumes.

Der Landschaftsarchitekt Roberto Pirzio-Biroli, bekannt durch die Neugestaltung des Potsdamer Nordraumes, spricht vom „namenlosen größten Platz Potsdams“, der zu einer menschenfeindlichen Verkehrsfläche verkommen ist. Er hält eine stadt- und landschaftsplanerisch begleitete Neugestaltung für dringend erforderlich.

In dem von der Stadtverwaltung zum Ausbau der L 40 herausgegebenen Faltblatt heißt es: „Besondere Beachtung wird bei allen Maßnahmen den Belangen des Städtebaus und der Umwelt geschenkt.“ Der Kreuzungsbereich Berliner Straße bleibt jedoch unerwähnt.

Von den mehr als 60 Brücken, die es in Potsdam gibt, zeigte Abraham Beispiele guter Gestaltungen, zum Beispiel beim Bauwerk über die Nuthe in der Friedrich-Engels-Straße. „Eine anspruchsvolle Gestaltung muss nicht immer viel Geld kosten“, meint der Ingenieur. Allerdings hat die Stadtverwaltung den Siegerentwurf beim Wettbewerb für die Humboldtbrücke bereits aus Kostengründen zusammengestrichen. Und eine anspruchsvolle Gestalt des Kreuzungsbereiches Berliner Straße dürfte nach Meinung von Fachleuten nicht gerade billig zu haben sein.

Günter Schenke

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