Landeshauptstadt: Legionellen im Leitungswasser
Erhöhte Werte in Drewitzer Häuserblock: Semmelhaack lässt Duschköpfe mit Filter einbauen
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Drewitz – Gefährliche Bakterien im Trinkwasser: In den Haushalten der Paul-Wegener-Straße 1 bis 5a in Drewitz wurde im Leitungswasser eine erhöhte Anzahl von Legionellen festgestellt. Die Mieter waren Ende der vergangenen Woche über die Belastung informiert worden. Die Hausverwaltung, die Semmelhaack GmbH, hatte daraufhin sämtliche Duschköpfe in den etwa 40 betroffenen Haushalten durch Duschköpfe mit Filtern ersetzen lassen. Laut Arne Parchent, Prokurist bei Semmelhaack, bestehe für die Mieter derzeit keine Gefahr bei der Nutzung des Wassers. Auch das städtische Gesundheitsamt wurde informiert: „Die Werte sind nicht im gesundheitsbedrohlichen Bereich, daher muss kein Nutzungsverbot der Duschen ausgesprochen werden“, so Stadtsprecher Jan Brunzlow.
Legionellen sind Bakterien, die über Leitungswasser übertragen werden können. Kontaminiertes Wasser zu trinken, ist dabei relativ harmlos. Gefährlich sind die Erreger vor allem, wenn sie über Wassertröpfchen eingeatmet werden. Daher werden Legionellen durch die zerstäubende Wirkung von Duschköpfen besonders leicht übertragen. Die Bakterien können lebensgefährliche Lungenentzündungen hervorrufen. Bei Wasserhähnen bestehe diese Gefahr nicht, so Parchent: „Entscheidend ist der feine Wassernebel, der beim Duschen entsteht.“
Die Entnahme der Wasserproben hatte am 18. Januar stattgefunden, die Analyse erfolgte am 5. Februar durch die von Semmelhaack beauftragte Objektus GmbH. Stadtsprecher Brunzlow lobte die Zusammenarbeit von Semmelhaack mit dem Gesundheitsamt: „Wir wurden zeitnah informiert und alle Maßnahmen wurden mit uns abgesprochen.“ Zu diesen Maßnahmen zählt eine sogenannte thermische Sanierung der betroffenen Trinkwasseranlage, bei der das Wasser im ganzen System auf über 70 Grad erhitzt wird, um die Bakterien abzutöten. Danach wird es eine Nachuntersuchung geben, deren Ergebnis dem Gesundheitsamt vorgelegt werden muss. Dies werde laut Brunzlow vermutlich Mitte März geschehen. Sollten bei der Nachuntersuchung weiterhin erhöhte Legionellenwerte gemessen werden, müsste die Erhitzung wiederholt werden. Wo die Legionellen herkommen, ist unklar. „Die Bakterien entstehen häufig durch stehendes Wasser in selten benutzten Leitungen, zum Beispiel wenn eine Wohnung länger leer steht“, sagt Arne Parchent. „Möglich ist auch, dass im Warmwasserbehälter eine zu geringe Temperatur herrscht.“ Eine Mieterin berichtete, dass sie in ihrer Wohnung seit Monaten häufiger kein warmes Wasser bekäme.
Hintergrund für die Trinkwasseruntersuchung ist eine seit dem vergangenen Jahr geltende Änderung der bundesweiten Trinkwasserverordnung. Laut dieser müssen alle Immobilienfirmen im Laufe des Jahres 2013 ihre Wohnungen einer Überprüfung auf Legionellen im Trinkwasser unterziehen. Wird eine Belastung festgestellt, sind die Firmen zu Gegenmaßnahmen und jährlichen Untersuchungen des Wassers verpflichtet. Wird keine Belastung festgestellt, muss alle drei Jahre geprüft werden.
Erstmals wurden in der Verordnung gesetzliche Grenzwerte festgesetzt: Ab einem Wert von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) auf 100 Milliliter gilt Trinkwasser als kontaminiert, das Infektionsrisiko ist allerdings gering. Als kritisch gilt ein Wert von 10 000 KBE auf 100 Milliliter, bei dem das Gesundheitsamt ein Duschverbot erlassen muss. Bei den in Drewitz entnommenen Proben wurden Maximalwerte von 6100 KBE auf 100 Milliliter festgestellt. Bei Werten unter 10 000 KBE sei es ausreichend, die Legionellen durch technische Maßnahmen wie Filter unschädlich zu machen, sagte Arne Parchent. Dass die erhöhte Legionellen-Belastung festgestellt wurde, ist laut Parchent nicht verwunderlich. Er sei sich sicher, dass bundesweit weitere Fälle auftreten: „Die Objektus GmbH und andere Firmen für Gebäudesicherheit schätzen, dass etwa zehn bis 15 Prozent aller Wohnbestände erhöhte Legionellenwerte haben werden. Aber das gilt für die Bestände aller Immobilienfirmen.“ Es könne daher auch nicht ausgeschlossen werden, dass es in Potsdam weitere Fälle von Legionellenbefall geben werde. „Die Untersuchungen laufen derzeit.“
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