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Landeshauptstadt: Leidenschaft für Bits und Bytes

Teilnehmer des HPI-Schülerkollegs trafen Bundespräsident Gauck beim Zukunftspreis

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Sie heißen Delphi, Pascal oder Python. Dennis Kipping und Conrad Lempert wissen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt: Mit Programmiersprachen kennen sich die beiden Schüler des Helmholtz-Gymnasiums aus. Die Elftklässler belegen nicht nur den Informatik-Leistungskurs, sondern nehmen außerdem am Schülerkolleg des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) teil. Jeden zweiten Dienstag nehmen sie nach der Schule den Weg zum Campus Griebnitzsee auf sich, um gemeinsam mit anderen informatikbegeisterten Schülern aus Brandenburg und Berlin eineinhalb Stunden lang intensiv Computertechnologien zu erlernen. „Momentan programmieren wir Roboter mit Java“, erklärt Conrad. Die 20 Kursteilnehmer bringen die kleinen beweglichen Maschinen dazu, Hindernissen auszuweichen oder Kurven zu fahren – per Computerbefehl.

Dennis und Conrad sind bereits zum zweiten Mal beim Schülerkolleg dabei, das in diesem Schuljahr seine fünfte Auflage erfuhr. Mit dem kostenlosen Seminar lädt das HPI besonders begabte und interessierte Jugendliche ein, ihre Leidenschaft für IT auszuleben. Insgesamt 60 Schüler der Klassenstufen 7 bis 13 widmen sich in drei Arbeitsgemeinschaften verschiedenen Aspekten der Informatik. Etwa ein Viertel von ihnen sind Mädchen. Die Jugendlichen konstruieren Mikrochips, programmieren mobile Roboter, entwickeln Apps für Smartphones. „Wir können wirklich mit Anwendungen arbeiten, das ist IT zum Anfassen“, sagt Dennis. Unterstützt und angeleitet werden die Schüler von Studierenden und Dozenten des HPI sowie vier Lehrern.

Silvia Handke, Informatiklehrerin am Helmholtz-Gymnasium, ist als Betreuerin von Anfang an dabei. „Das Knowhow und die Technik, die das HPI zur Verfügung stellen, können Schulen so gar nicht leisten“, betont die Lehrerin, die sich selbst als „leidenschaftliche Informatikerin“ beschreibt. „Man kann sehr kompakt und zeitintensiv ein Thema über einen längeren Zeitraum bearbeiten“, beschreibt sie die Vorteile der HPI-Kurse. Nicht jeder, der sich für das Schülerkolleg bewirbt, bekommt auch einen Platz. „Die Bewerberzahlen sind etwa zwei- bis dreimal höher als die Plätze“, so Handke. Manche Teilnehmer nehmen weite Wege auf sich, um mit dabei sein zu können. So sind Schüler aus Frankfurt (Oder), Strausberg oder Jüterbog beteiligt. Diejenigen, die einen Platz ergattert haben, sind hochmotiviert – schließlich nehmen sie freiwillig und in ihrer Freizeit teil. „Für einen Lehrer ist das eine ideale Situation“, so Handke.

Auch die Schüler genießen die Treffen unter Gleichgesinnten. „Alle haben bereits die Grundlagen, und man kann sofort in anspruchsvollere Themen einsteigen“, beschreibt Conrad. In seiner Arbeitsgruppe ist er mit Abstand der Jüngste. In den vergangenen sieben Jahren hat er drei Klassenstufen übersprungen. Nun ist Conrad als 13-Jähriger in der elften Klasse und wird sein Abitur wohl mit 14 Jahren in der Tasche haben.

Seine ersten Webseiten hat er bereits programmiert. „Ich habe ein, zwei kleine Spielchen eingebaut, die aber nicht so gut laufen“, sagt der Schüler und lacht. „Mich interessiert, wie das alles funktioniert, was man als Nutzer nicht sehen kann und was man mit dem Programmieren alles anstellen kann“, sagt Dennis. Beim Basteln und Ausprobieren neuer Sprachbefehle kann es schon mal Mitternacht werden, bevor er ins Bett kommt. Dass sie später in der IT-Branche arbeiten werden, ist für Dennis und Conrad selbstverständlich. „Das Studium am HPI peilen wir beide schon an“, sagt Dennis. Und danach? Am liebsten eine Kombination von Informatik und Wirtschaft oder Forschung, sagt Dennis.

Die IT-Leidenschaft hat Conrad und Dennis nun auch eine überraschende Einladung ins Bundespräsidialamt gebracht: Als Teilnehmer des HPI-Schülerkollegs durften sie am gestrigen Abend an der Preisverleihung des Deutschen Zukunftspreises in Berlin durch Bundespräsident Joachim Gauck teilnehmen. Für den mit 250 000 Euro dotierten Preis waren drei Teams aus Jena, Göttingen und München nominiert, die technische Innovationen mit hohem wirtschaftlichen Potenzial entwickelt haben. „Vielleicht bietet sich ja die Gelegenheit, mit dem Bundespräsidenten ein paar Worte zu wechseln“, hoffte Dennis vor dem Treffen: „Ich würde ihn gern fragen, ob er als Politiker daran glaubt, dass bedeutende technische Innovationen global umsetzbar sind.“

Heike Kampe

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