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Schöne Arbeit. Die Auszubildenden Sarah Schneider und Julian Lammek bereiten im Gewächshaus des Botanischen Gartens eine Orchideenausstellung vor.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Leidenschaft für Kompost, Klima und Kakteen

Ein äußerst angenehmes Arbeitsklima bei bis zu 24 Grad plus bieten die Gewächshäuser des Botanischen Gartens

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Zwei Stunden Kompost umsetzen vor dem Frühstück, das kommt schon mal vor, wenn man eine Ausbildung zum Gärtner für Zierpflanzenbau absolviert. Zehn Azubis erlernen derzeit diesen Beruf im Botanischen Garten, und das ist schon etwas Besonderes, finden Sarah Schneider, derzeit zweites Lehrjahr, und Julian Lammek, der im Sommer ausgelernt haben wird.

„Wir merken das, wenn wir uns während der Theorie-Ausbildung am Oberstufenzentrum Pritzwalk mit anderen Azubis, zum Beispiel aus großen Gartenbaubetrieben, austauschen. Die müssen manchmal tagelang Setzlinge eintopfen, womöglich noch an halbautomatisierten Anlagen“, sagt Lammek. Im Botanischen Garten, der aus mehreren Außenbereichen und elf spezialisierten Gewächshäusern besteht, ist die Arbeit hingegen sehr abwechslungsreich und beinhaltet ein breites Themenspektrum. 10 000 Arten wachsen hier, von der einheimischen Primel bis zum Bananenbaum, und von etwa 300 gilt es, bis zur Prüfung die lateinischen Bezeichnungen zu lernen. Zu Vermehrung, Aufzucht und Pflege der unterschiedlichsten Pflanzen kommt im Alltag die Besucherbetreuung dazu, Kassendienst, Führungen, Ausstellungen vorbereiten, Veranstaltungen durchführen.

„Wer hier nach drei Jahren ausgelernt hat, ist fit für jeden botanischen Garten, egal ob in München oder gar im Ausland“, sagt Ausbilderin Sabine Rüstig, die selbst einst hier lernte und seit 1986 fast 80 Azubis betreut hat.

In dieser Branche werde Nachwuchs händeringend gesucht, sagt die technische Leiterin Kerstin Kläring. Vielleicht hat auch deshalb Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger während der Grünen Woche den Botanischen Garten der Universität Potsdam als „Ausgezeichneten Ausbildungsbetrieb für Grüne Berufe“ geehrt, einer von zwölf Betrieben im Land Brandenburg. „Die sogenannten grünen Berufe sind insgesamt weniger nachgefragt als Jobs am Schreibtisch und in der Medienbranche“, findet Kläring, auch für das im August beginnende Ausbildungsjahr haben sich bisher erst wenige Schüler beworben. Der Gärtnerberuf ganz allgemein habe in jüngster Zeit leider an Ansehen verloren. Früher hätten die königlichen Gärtner selbstverständlich in Gebäuden im Schlosspark gewohnt und waren angesehene Leute.

Wer hier im Park lernen will, sollte einigermaßen fundierte Kenntnisse besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie mitbringen; es schadet auch nicht, wenn man rechnen kann, um zum Beispiel das richtige Mischverhältnis von speziellen Substraten, Erdmischungen, und die Beimengung von Dünger zu kalkulieren und hilft beim Umgang mit Computertechnik und den Anlagen für spezielle klimatische Bedingungen. Es ist ein modernes Arbeitsumfeld, in dem andererseits auch alte Techniken gepflegt und reichlich Spezialwissen vermittelt werden. Das findet Julian Lammek spannend.

Der Achtundzwanzigjährige ist nach Umwegen im Botanischen Garten gelandet, zuvor arbeitete er einige Jahre in einer Großküche. Ihm gefällt die Mischung von körperlicher Aktivität, dem Einsatz draußen bei Wind und Wetter einerseits und kniffeligen oder kreativen Tätigkeiten andererseits. „Erde Schaufeln ist eins, aber man sitzt auch mal über staubfeinem Saatgut, das sortiert werden muss.“ Vorstellungsvermögen und ein ästhetisches Bewusstsein ist für einen künftigen Gärtner ebenso wichtig, wer eine Sommerblumenrabatte anlegt, muss erahnen können, wie das Wochen später aussieht, wenn es fertig ausgewachsen ist.

Während Lammek sich am liebsten um die Sukkulenten kümmert und auch zu Hause jede Fensterbank mit Kakteen bestückt hat, sind Sarah Schneiders Lieblinge die Orchideen. Gerade wird eine Ausstellung mit den schönen Exoten vorbereitet. Leidenschaft gehört für sie mit zum Beruf, „und man muss auch mal bereit sein, etwas vermeintlich Unnützes zu lernen“, sagt sie, so habe sie sich kürzlich mit den verschiedenen Farb-Anteilen des Lichtspektrums beschäftigt, „sehr interessant“, findet sie.

Die Bewerbungsfrist für eine Ausbildung im Botanischen Garten endet am 24. Februar. Vorraussetzungen sind ein guter 10. Klasse-Abschluss oder das Abitur und großes Interesse an der Materie. Wer sich nicht sicher ist, ob das der Wunschberuf ist, kann ein Schnupperpraktikum absolvieren. Nach der Lehre steht der Weg offen für eine Meisterausbildung oder ein Gartenbaustudium. Mehr Information unter (0331) 9771950.

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