Landeshauptstadt: Lenin-Statue soll ins Museum
Kulturausschuss: Wiederaufstellung an Hegelallee wäre „ein falsches Signal“
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Innenstadt - Die Lenin-Statue, die bis 2004 vor dem Haus der Offiziere in der Hegelallee stand, soll nicht wieder dort aufgestellt werden. Vielmehr wird der Oberbürgermeister beauftragt, mit dem jetzigen Eigentümer Dirk Onnen über eine Übergabe der Bronze-Statue an das Potsdam-Museum zu verhandeln. Dies empfahl der in dieser Frage maßgebende Kulturausschuss am Donnerstagabend. Die beiden Vertreter der Linkspartei.PDS stimmten gegen den entsprechenden – durch einen Änderungsantrag der Bündnisgrünen modifizierten – Antrag der CDU. Die endgültige Entscheidung trifft die Stadtverordnetenversammlung.
Im Vorfeld der Debatte referierte Albrecht Wiesener, Direktionsassistent am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF), zur wissenschaftlichen Einordnung der Person Lenins. Der nach eigener Aussage ehemalige Schüler der Potsdamer Lenin-Oberschule erinnerte an das späte DDR–Bild, wonach es zwar den „bösen“ Stalin gab, aber zuvor Lenin, „den Guten“. Diese Sicht besitze Beharrungskraft über 1990 hinaus, so Wiesener. In der westlichen Forschung gab es zwei Strömungen: Die Totalitarismusforschung, die die Sowjetunion als „ein zutiefst inhumanes Projekt“ ansah. Andere Forscher waren dem ZZF-Mitarbeiter zufolge bereit, dem von Lenin gegründeten Staat Entwicklungspotenziale zuzustehen und „bereitwillig Opfer in Kauf zu nehmen“. In den 90ern überwiege laut Wiesener die Auffassung, dass der bolschewistische Prozess von Anfang an von einer Gewaltkultur geprägt war.
Wiesener gab dem Ausschuss zu bedenken, dass es einen großen Unterschied macht, ob einer stehenden Lenin-Statue eine einordnende Plakette hinzugefügt wird, „oder ob man ihn wieder aufstellt“. Wiesener: „Das ist eine Setzung, ein Setzungsakt.“ Gegenwärtig befindet sich die Statue im Besitz des Investors Onnen, der die Bronzefigur eingelagert hat.
In der anschließenden Diskussion war die Mehrheit der Ausschussmitglieder der Ansicht, dass eine Schlagzeile wie „Potsdam stellt Lenin wieder auf“ mit den Worten Eberhard Kapustes „ein falsches Signal“ wäre. Deshalb sollte eine Wiederaufstellung unterbleiben. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) stellte einen Ergänzungsantrag, wonach „eine angemessene Präsentation durch das Potsdam-Museum“ zu prüfen sei. Dessen Chef Hannes Wittenberg erklärte gestern den PNN: „Wir nehmen ihn gern.“ Lenins Platz wäre zunächst das Depot.
Karin Schröter (Linkspartei.PDS) argumentierte gegen den Antrag: Lenin habe gegen Widersacher in den eigenen Reihen den Friedensvertrag von Brest-Litowsk durchgesetzt, der den Ersten Weltkrieg im Osten beendete, den Krieg „eines Kaisers, der Millionen in die Schlacht geführt hat“ – der deutsche Kaiser Wilhelm II. ZZF-Forscher Wiesener entgegnete, das Ende des Krieges sei der Beginn des Bürgerkrieges gewesen: „Die Durchsetzung der Sowjetmacht war nicht ohne terroristische Mittel zu haben.“
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