zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Lepsius-Haus öffnet 2009

Kulturstaatsminister Neumann in Potsdam: Bund fördert Forschungsstätte zu Armenier-Völkermord

Stand:

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erwies sich als ein Freigeist jenseits der Parteidisziplin: Er begann seine Visite von Potsdamer Kultureinrichtungen gestern auf Einladung der Potsdamer CDU mit einem Besuch des Wohnhauses des Humanisten und Theologen Johannes Lepsius (1858-1926). Das Innere der Villa an der Großen Weinmeisterstraße ist eine Baustelle – so bekam Neumann einen Bauhelm in die Hand gedrückt. Darauf der Staatsminister lächelnd abwinkend: „Man braucht wohl eher einen Helm bei der Brandenburger CDU “

Ziel des Ministerbesuchs war das Lepsius-Haus vor allem deshalb, weil sich der Bund an den Kosten zum Innenausbau von 560 000 Euro mit 280 000 Euro beteiligt. 210 000 Euro übernimmt laut Peter Leinemann, Geschäftsführer des Lepsius-Haus-Vereins, die Stadt Potsdam und 70 000 Euro der Verein. Bis 2011 wird der Bund zudem jährlich – viermal insgesamt – 100 000 Euro für die Programm Arbeit zur Verfügung stellen. Im Lepsius-Haus soll künftig zur Person Johannes Lepsius geforscht werden, der den Völkermord an den Armeniern 1915/16 durch eine Publikation an der deutschen Zensur vorbei in Europa bekannt machte. Ferner sind der erste große Genozid im 20. Jahrhundert selbst – etwa 1,5 Millionen Armenier kamen im Osmanischen Reich gewaltsam zu Tode – sowie das türkisch-armenische Verhältnis Themen der neuen Forschungsstätte, die vom Lepsius-Experten Professor Hermann Goltz geleitet wird. Dazu wird sowohl das Privatarchiv des Hallensers als auch das originale Lepsius-Archiv nach Potsdam ziehen. Doch zuvor muss der Haushaltsausschuss des Bundestages auf seiner Sitzung am 17. September noch die Bundesmittel freigeben. Dann werde noch in diesem Jahr Baubeginn sein; Einweihung ist für Sommer 2009 anvisiert, so Leinemann. Kulturstaatsminister Neumann nannte das künftige Lepsius-Haus eine bedeutsame Forschungsstelle. „Versöhnung“, so Neumann mit Blick auf die türkisch-armenischen Beziehungen , „bedeutet wahrhaft und friedfertig aufklären“.

Während der Lepsius-Verein noch ein paar Tage auf die Freigabe seiner Bundesmittel warten muss, zeigte sich Heinz Berg bereits sehr zufrieden. Und das, obwohl der Verwaltungschef der Schlösserstiftung ungleich mehr aus den Kassen des Bundes und der Länder Berlin-Brandenburgs erwartet. „Wir haben den Zuwendungsbescheid“, erklärte Berg – für 155 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren. Insgesamt benötige die Stiftung 730 Millionen Euro für den Erhalt der preußischen Schlösser und Gärten. Zunächst kommen das Neue Palais, das Schloss Babelsberg und das Schloss Charlottenburg in den Genuss der zusätzlichen Sanierungsmittel, erläuterte der Verwaltungschef der Schlösserstiftung.

Weiterhin besichtigte Neumann die Ausstellung „Rohkunstbau“ in der Villa Kellermann. Er zeigte sich sehr beeindruckt von dem Kunstengagement von Ausstellungsmacher Arvid Boellert, der im Hauptberuf Arzt ist. Ob der Bund die nächsten „Rohkunstbau“ fördern kann, wie von Boellert dringend erhofft, schien jedoch fraglich. Ferner war Neumann in den Filmstudios Babelsberg gern gesehener Gast – schließlich konnte er bereits eine Woche zuvor die Verlängerung des Deutschen Filmförderfonds ankündigen, mit dem auch internationale Koproduktionen mit deutscher Beteiligung gefördert werden. Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })