Landeshauptstadt: Lernen im Kornfeld
Susann Müller lädt ins Grüne Klassenzimmer ein und macht Ferienkinder mit dem Rohstoffgarten bekannt
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Susann Müller lädt ins Grüne Klassenzimmer ein und macht Ferienkinder mit dem Rohstoffgarten bekannt Von Hella Dittfeld „Ich war eine Kartoffel“ steht auf der Einkaufstüte, die man für eine Plastikprodukt halten könnte. Die Hort-Kinder aus der Kita „Froschkönig“ zwischen sechs und zehn Jahren schauen Susann Müller ziemlich ungläubig an. Doch die bekräftigt, dass sowohl Tüte wie Einweg-Bestecke und -Becher aus Kartoffelstärke entstanden sind und dass sie sich auf dem Kompost mit der Zeit in ihre natürlichen Bestandteile auflösen. Die Kinder, die sich auf bunten Kissen unter einem blauen Sonnenschirm niedergelassen haben, befühlen die Naturprodukte, raspeln eine Kartoffel, um Stärke zu gewinnen und probieren die Maisknete aus, formen sie zu Männchen,Tieren und einem Blütenkranz. Susann Müller dirigiert die Aktivitäten der Kinder mit viel Geschick. Sie ist offensichtlich ein pädagogisches Talent, hat Landwirtschaft studiert, wurde 2001 beim Entwicklungsträger Bornstedter Feld in der Bundesgartenschauphase angestellt und lädt dort seitdem ins Grüne Klassenzimmer ein. Das bekam in diesem Jahr ein neues „Labor“ im Freien dazu, einen Rohstoffgarten auf 270 Quadratmetern. Er wurde im März dieses Jahres professionell angelegt, doch die 36 verschiedenen Nutzpflanzenarten hat Müller selbst ausgesät und ihr Wachstum überwacht. Geplant ist nun noch, Tische und Stühle und einen größeren festen Schirm gegen Sonne und Regen aufzustellen. Die Gestaltung des Rohstoffgartens wurde durch Fördermittel des Ministeriums für ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg möglich. „Es war der Wunsch vieler Lehrer, dass wir im Grünen Klassenzimmer mehr über nachwachsende Rohstoffe vermitteln“, erzählt die junge Umweltpädagogin. Das gehöre zum Unterrichtsstoff und sollte möglichst plastisch dargestellt werden. Nun gibt es diese Rohstoffe zum Anfassen. Die Lütten können sich hinter der hochgewachsenen Gerste verstecken, sie machen Bekanntschaft mit Topinampur, der gerade seine ersten sonnenblumenartigen Blüten entfaltet. Dass aus den Knollen Zucker gewonnen wird, ist allen „Froschkönig“-Kindern neu. Das Getreide können sie dagegen schnell zuordnen. Weizen wird zu Kuchen, Gebäck und Nudeln, der Roggen zu Brot, Haferkekse werden fröhlich weggeknuspert, die Gerste zu Bier. Das wird natürlich nicht verkostet. Mit dem perückenartigen Bündel Flachs wird sofort herumgealbert. Eine blonde Perücke, die auf dem Acker wächst. Das ist doch etwas. Aber nicht nur die Kinder besuchen mittlerweile den Rohstoffgarten gern, um sich mit den vielzitierten, aber manchmal etwas abstrakt behandelten nachwachsenden Rohstoffen vertraut zu machen. Auch Erwachsene entdecken erfreut Raps, Senf und Ringelblume wieder. Wird im Grünen Klassenzimmer locker, aber doch gezielt Wissen vermittelt, so soll in den Ferien der Spaß nicht zu kurz kommen. Susann Müller hat sich für ihren am Montag eröffneten Ferientreff im Volkspark das Thema „Alter Fritz“ ausgesucht. Schließlich geht auf sein Konto die Einführung der Kartoffel, die heutzutage nicht nur gegessen wird, sondern eben auch in Verpackungen steckt und ein vielseitiger Stärkeproduzent ist. Die Kinder dürfen einen Steckbrief mit ihren Vorlieben ausfüllen und sie mit denen des Preußenkönigs vergleichen. Tessa zum Beispiel mag Pferde lieber als Hunde, sie zieht die Birne den Kirschen vor und würde im Sommer gern auf Mallorca wohnen. Im Winter aber steht Potsdam auf Platz 1 als Lieblingswohnort. Nachdem die Kinder einen „Staatsschatz“ gesucht haben, in der Wiese mit einer Lupe Schmetterlingen und Grashüpfern nachgejagt sind, eine „Rohstoff“-Pause eingelegt haben, darf auch noch um die Wette per Becher Wasser geangelt werden. Am 8. August beginnt wieder der Unterricht im Grünen Klassenzimmer und wird bis 15. Oktober fortgesetzt. Er findet täglich von 9 bis 11 Uhr statt. Es werden unterschiedliche Themen in den Bereichen „Rohstoffe vom Feld“ und „Pflanzen, von denen wir leben“ angeboten. Wie Susann Müller sagte, kommen jährlich etwa 160 Schulklassen vorwiegend aus Potsdam und dem Umland ins Grüne Klassenzimmer, aber auch Berliner Schulen haben das Potsdamer Angebot für sich entdeckt. Eine Unterrichtseinheit im Grünen Klassenzimmer kostet 13 Euro, ein Euro pro Begleitung, Anmeldungen sind unter Tel.: (0331) 27 19 80 oder Email an etbf-potsdam@t-online.de erwünscht.
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