Landeshauptstadt: Lernen, wie die Strukturen funktionieren
Modellprojekt für arbeitslose Migranten gestartet / 310 000 Euro Unterstützung aus dem EU-Sozialfonds
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Babelsberg – Ausländische Arbeitnehmer optimal für den deutschen Arbeitsmarkt fit zu machen, das ist das Ziel des Projektes „Prointegra Migration Point“, das Anfang Juli in Potsdam und Belzig startete. Je 20 arbeitslos gemeldete Personen mit Migrationshintergrund sollen in beiden Städten an dem Modellprojekt teilnehmen können, erklärt Monika Kadur, die das Projekt zusammen mit Fadia Foda initiiert hat, durchführt und evaluiert.
Finanziert wird das 15-monatige Modellprojekt mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds: Die Fördersumme betrage mehr als 310 000 Euro, so Kadur. Die EU-Gelder wurden vom Bundesarbeitsministerium im Rahmen des Xenon-Sonderprogramms „Beschäftigung, Bildung und Teilhabe vor Ort“ bewilligt. Projektpartner sind die Paga (Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender) sowie die Maia (Mittelmärkische Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit). Träger ist die Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft e.V. (BBAG).
Ab dem 20. August sollen die Teilnehmer ausgewählt werden, erklärt Kadur: Getestet werden sollen zunächst unter anderem die Sprachkenntnisse, Belastbarkeit und Teamfähigkeit.
Die Projektteilnehmer werden zwölf Monate lang intensiv gefördert: Nach einer genauen Erhebung ihrer Kompetenzen steht im ersten Monat die „Sensibilisierung für Personen mit Migrationshintergrund“ auf dem Programm, erklärt Kadur: Menschen- und Bürgerrechte, aber auch die Rechte und Pflichten im Arbeitsleben sollen den Migranten vermittelt werden: Denn sie kämen „sehr häufig aus autoritären Systemen“, erklärt Kadur. Um im Arbeitsleben erfolgreich zu sein, reichten gute Sprachkenntnisse nicht aus: Wichtig sei auch, dass man lerne, „wie hier die Strukturen funktionieren“. Dazu will sie mit den Migranten zum Beispiel Gewerkschaften oder politische Stiftungen besuchen.
Im Oktober – so der Plan – soll für alle Teilnehmer ein sechsmonatiges Berufspraktikum beginnen. Begleitet werden sollen sie dabei von „Mentoren“. Das könnten zum Beispiel ehemalige Mitarbeiter des Betriebs sein, erklärt Kadur. Parallel zum Praktikum sollen die Projektteilnehmer in der Fachsprache ihres Berufes geschult werden. Bei Praktikumsende sollen sie eine „ausführliche Tätigkeitsbeschreibung“ mit Einschätzung vom Arbeitgeber erhalten.
Darauf aufbauend sollen sie dann – in Absprache mit der Paga – weitergebildet werden. Am Ende soll es ein „Zertifikat“ für alle Teilnehmer geben. Bisher gebe es eine solche „arbeitsmarktfähige Zertifizierung“ nicht, so Kadur. Die Anerkennung ihrer Qualifikationen sei für ausländische Migranten ein großes Problem.
Die Ergebnisse des Modellprojekts will Kadur, die zusammen mit Fado seit mehreren Jahren in der Flüchtlingsarbeit tätig ist, publizieren. Wenn das Projekt erfolgreich laufe, werde sie die Bildung von „Migration Points“ auch in anderen Arbeitsämtern anregen, so Kadur.
Das nächste Treffen für Interessenten findet am Freitag, dem 10. August, von 11 bis 13 Uhr statt. Ort: Schulstraße 8b. Das Projekt steht offen für arbeitslos gemeldete Personen mit Migrationshintergrund.
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