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Keine Soljanka. Im „Minsk“ soll es eine bewegungsorientierte Kita geben. So will es der Landessportbund, der sein Angebot für den maroden Bau aus den 1970er-Jahren aufgestockt hat. Ob das genug ist, muss nun die Stadtpolitik entscheiden.

© Manfred Thomas

DDR-Architektur: Letzte Chance für das „Minsk“

Könnte das Terrassenrestaurant "Minsk" am Brauhausberg doch noch erhalten bleiben? Der Landessportbund hält an den Kita-Plänen für das Gebäude fest, der Hauptausschuss hat eine Entscheidung über den Erhalt vertragt

Stand:

Templiner Vorstadt - Das frühere Terrassenrestaurant „Minsk“ neben der Schwimmhalle am Brauhausberg könnte doch noch eine Chance bekommen. Kurzfristig hatte die LSB Sportservice GmbH, eine Tochter des Landessportbunds, ihr Angebot für das „Minsk“ erhöht. Statt der ursprünglich gebotenen 825 000 Euro sollten nun 1,5 Millionen Euro gezahlt werden, wie Geschäftsführer Robert Busch den PNN sagte. „Wir stehen weiter hinter dem Projekt“, so Busch. Wie die fast doppelt so hohen Kosten finanziert werden sollen, wollte Busch am Mittwoch noch nicht erläutern.

Nach Presseberichten aus der letzten Hauptausschusssitzung im Oktober habe die LSB-Tochter nachgebessert. Im Oktober hatten die Stadtwerke das Ergebnis eines Interessenbekundungsverfahrens für eine künftige Nutzung des völlig maroden Baus vorgestellt. Demnach war nur noch ein Bewerber ernsthaft im Gespräch. Allerdings wollten die Stadtverwaltung und die kommunalen Stadtwerke als Bauherr des geplanten Schwimmbads am Fuß des Brauhausberg mindestens 1,5 Millionen Euro einnehmen. Sollte der LSB bei seinem ursprünglichen Angebot bleiben, wolle die Stadtverwaltung beantragen, das Verfahren abzubrechen, hieß es damals.

Mit seinem erhöhten Angebot brachte der LSB offenbar auch Bewegung in die Stadtpolitik: Eigentlich sollte über die Zukunft des „Minsk“ am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordneten im nicht öffentlichen Teil der Sitzung gesprochen werden. Doch nach Bekanntwerden des LSB-Vorschlags wurde dieser Punkt von der Tagesordnung gestrichen, um das neue Angebot zu prüfen.

Hintergrund: Ursprünglich sollte das Haus abgerissen und so Platz für Wohnhäuser geschaffen werden – die Einnahmen aus den dafür nötigen Grundstücksverkäufen sollten für die Finanzierung des neuen Bades verwendet werden. Allerdings hat das „Minsk“ auch seine Fürsprecher. Das im Mai begonnene Interessenbekundungsverfahren war erst auf politischen Druck, besonders der Linken, zustande gekommen. Liefe es nun weiter, hätte die LSB-Tochter zwar noch keinen Zuschlag sicher, ihre Chancen würden aber steigen.

Als Argument für sein Konzept hatte der LSB auch den wachsenden Bedarf an Kitaplätzen in der Umgebung angeführt. Diese Sichtweise teilten auch die Linke und die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg. Der Standort sei ideal, weil in dem Umfeld in den kommenden Jahren viele neue Wohnungen entstünden – eine Kita aber derzeit nicht zur Verfügung stehe, so Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg.

Allerdings steht der Standort nicht im aktuellen Kita-Bedarfsplan der Stadt für die Jahre 2014 und 2015. Stattdessen sollen noch zusätzliche Kapazitäten in der Waldstadt geschaffen werden. Künftig sind zwei Standorte in der Heinrich-Mann-Allee mit 120 Plätzen und am Havelblick mit 90 Plätzen geplant. Die Stadt bezuschusst nur Kitas, die auch in der Bedarfsplanung aufgeführt sind. Diese Mittel hatte der LSB jedoch eingeplant, um die für Kauf und Umbau anfallenden Kosten zu refinanzieren.

Die LSB-Sportservice GmbH will in dem ehemaligen Terrassenrestaurant eine Kita mit bewegungs- und gesundheitsorientiertem Profil einrichten. Platz für 220 Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren soll es dort ab 2016 geben. Das Gebäude soll als Beispiel der Architektur der sozialistischen Moderne weitgehend erhalten bleiben. Die markanten Sichtbetonbänder sollen größtenteils wiederhergestellt und die vorspringenden Dächer der Terrassen mit einer Glasfassade geschlossen werden. „Dort könnten beispielsweise Spielbereiche sein“, sagte Busch. Im Inneren des Gebäudes soll ein Lichthof entstehen. Der bestehende Parkplatz soll einer Außenspielfläche weichen. Mit dem Betrieb von Kitas hat der Landessportbund Erfahrung. In Potsdam betreibt er bereits sechs Einrichtungen mit Platz für fast 700 Kinder.

Das Terrassenrestaurant „Minsk“ wurde 1977 nach etwa sechs Jahren Bauzeit als weißrussische Folklore-Gaststätte eröffnet – zu Ehren des 60. Jahrestages der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“. Mit dem Schwimmbad war es durch einen Säulengang verbunden. Im Obergeschoss befanden sich das Restaurant mit 90 Plätzen, eine Bar sowie eine Selbstbedienungsgaststätte. Für DDR-Verhältnisse war das fertige „Minsk“ aufwendig gestaltet: geflammter Marmor aus Russland für die Eingangshalle, Kupfer für die Lampen, edle Mooreiche für die dekorativen Schnitzereien. Nach der Wende machte das Restaurant dicht. Das Gebäude verfiel zusehends, es gab Vandalismus-Schäden. Im Jahr 2011 war ein von der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg gestellter Antrag auf Denkmalschutz vom Landesdenkmalamt abgelehnt worden.

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