zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Letzte Strafen nach Tram-Überfall Angeklagter muss zweieinhalb Jahre in Haft

Innenstadt - Wegen des so genannten Tramüberfalls von rund einem Dutzend Rechtsextremer auf den stadtbekannten linken Aktivisten Tamás Blénessy und seinen Freund Christoph B. sind gestern die letzten Mittäter verurteilt worden.

Stand:

Innenstadt - Wegen des so genannten Tramüberfalls von rund einem Dutzend Rechtsextremer auf den stadtbekannten linken Aktivisten Tamás Blénessy und seinen Freund Christoph B. sind gestern die letzten Mittäter verurteilt worden. Vor dem Amtsgericht wurde der 23-jährige David W. wegen gefährlicher Körperverletzung mit zweieinhalb Jahren Gefängnis bestraft. Der zur Tatzeit noch unter 21 Jahre alte Stefan W. erhielt eine zweijährige Haftstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zudem muss er Arbeitsstunden ableisten. Bereits im März waren in einem Aufsehen erregenden Prozess sechs erwachsene und fünf bis zu 21 Jahre alte Angehörige der rechten Szene aus Potsdam und Berlin am Landgericht zu Haftstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt worden. Der nun letzte Prozess am Amtsgericht war von der Staatsanwaltschaft aus Verfahrensgründen von den vorigen Verhandlungen abgetrennt worden.

Alle Verurteilten waren von den Gerichten für schuldig befunden worden, Tamás Blénessy und Christoph B. in der Nacht zum 3. Juli 2005 bei der Bäckerei „Braune“ in der Friedrich-Ebert-Straße brutal zusammengeschlagen zu haben. Christoph B. erhielt dabei mit einer abgebrochenen Bierflasche lebensgefährliche Schnittverletzungen am Hals, in seinem Gesicht sind noch heute Narben zu sehen. Blénessy dagegen erlitt eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde am Hinterkopf, nachdem die deswegen zu dreieinhalb Jahren Jugendhaft verurteilte Sandra C. ihm eine Bierflasche auf dem Kopf zerschlagen hatte. Die nun Verurteilten David W. und Stefan W. sollen sich nach Auffassung des Gerichts an den folgenden Tritten und Schlägen gegen die Opfer beteiligt haben. Die Rechtsextremen hatten von einer Tram aus den bekannten Linken Blénessy erblickt und die Notbremse gezogen. Im Überwachungsvideo der Bahn ist zu sehen, wie sich die Rechtsextremen vor der Gewalttat vermummen.

Tamás Blénessy zeigte sich gestern gegenüber den PNN „zufrieden“ über die Urteile. Nun werde zivilrechtlich zu prüfen sein, ob die Verurteilten weiteres Schmerzensgeld zahlen müssten. Die juristische Aufarbeitung des Falls wäre damit fast abgeschlossen. Jedoch liegen dem Bundesgerichtshof (BGH) noch Anträge auf Revision von vier Urteilen vor. Jedoch gilt es als unwahrscheinlich, dass diesen stattgegeben wird, weil das Gericht in dem Fall bereits andere Revisionsanträge abgelehnt hat. Der Überfall gilt als Höhepunkt einer Welle rechter Gewalt, die Potsdam im Sommer 2005 erlebte. Henri Kramer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })