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Der letzte seiner Art. Vier Mühlenspeicher gab es einst, einer steht noch. Auch er muss nun abgerissen werden, weil die Statik laut Investor einen Erhalt nicht zulässt. Allerdings sollen er und zwei weitere, bereits abgerissene Speicher äußerlich weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut werden.

© Andreas Klaer

SPEICHERSTADT POTSDAM: Letzter Mühlenspeicher wird geschleift

Groth-Gruppe: Abriss und Neubau sind aus statischen Gründen nötig. Sabine Kunst entschied im Denkmalzwist zugunsten des Investors

Von Peer Straube

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Templiner Vorstadt - Im mittleren Teil der Speicherstadt fällt auch der letzte der einst vier historischen Mühlenspeicher. Das Gebäude müsse wegen „unüberbrückbarer statischer Probleme“ abgerissen werden, weil die Standfestigkeit nicht mehr gewährleistet sei und damit eine Sanierung nicht infrage komme, teilte der Eigentümer, der Berliner Investor Klaus Groth, am Montag mit.

Die Groth-Gruppe will im mittleren Teil der Speicherstadt wie berichtet für 80 Millionen rund 270 Wohnungen bauen, die sich im Wesentlichen auf acht Neubauten verteilen, allerdings auch auf die historischen Mühlenspeicher. Davon gab es einst vier, von denen eigentlich drei erhalten bleiben sollten. Schon vor Jahresfrist hatte Groth erklärt, die Statik zweier Speicher erlaube eine Sanierung nicht mehr, sie würden stattdessen abgetragen und neu aufgemauert. Der dritte Speicher soll durch einen mehr zum Wasser hin ausgerichteten Neubau ersetzt werden. Der vierte galt bislang als standfest genug für eine Sanierung – offenbar ein Irrtum. Es seien „verschiedene Gutachten“ eingeholt worden, die alle ergeben hätten, dass ein Abriss des Speichers erforderlich sei, so Groth. Er werde aber neu aufgebaut und zwar so, „dass schließlich kaum ein Unterschied zum ursprünglichen zu bemerken sein wird“, versicherte Groth.

Auch wenn mancher der alten Bausubstanz nachtrauern mag – unter Denkmalschutz standen die Gebäude nicht. Der Abriss sei daher als Nachtrag zur bereits erteilten Baugenehmigung gestattet worden, sagte Stadtsprecherin Regina Thielemann auf PNN-Anfrage. Weder denkmalrechtliche Belange noch eine Erhaltungssatzung hätten gegen einen Abriss gesprochen, „sodass die Genehmigung zu erteilen war“, so Thielemann.

Eingebunden waren die Denkmalpfleger dennoch in das Bauvorhaben, denn im südlichen Teil grenzt das Groth-Projekt an die historische Speicherstadt mit Persius-, Schinkel- und Boelckespeicher. Erst Ende letzter Woche hatte der Bauträger, die Prinz von Preussen Grundbesitz AG, die Fertigstellung des denkmalgeschützten Ensembles vermeldet. Als letztes der historischen Objekte wurde der Persiusspeicher fertiggestellt. Der davor liegende Persiusplatz wird an seiner Nordseite von Groth-Neubauten flankiert. Bei der Frage nach deren Höhe lagen zuletzt die Denkmalbehörden von Stadt und Land über Kreuz. Das Landesdenkmalamt hatte die Reduzierung eines der Gebäude auf drei Geschosse plus Staffelgeschoss gefordert, die anderen Neubauten sollten wie geplant vier Vollgeschosse plus Staffelgeschoss haben dürfen. Das Denkmalamt der Stadt sah die Notwendigkeit zur Geschossreduzierung bei dem fraglichen Gebäude nicht.

Brandenburgs Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos), die solche Streitfälle unter Denkmalpflegern als höchste Instanz entscheiden muss, gab jetzt der städtischen Denkmalbehörde recht. Die Beschränkung der Bebaubarkeit für lediglich ein Gebäude sei „denkmalrechtlich nicht zulässig“, sagte ein Ministeriumssprecher auf PNN-Anfrage. Allerdings verband Kunst ihr Votum mit indirekter Kritik an den Baumassen: Die anderen Fünfgeschosser, die von keinem Denkmalamt beanstandet worden seien, beeinträchtigten den Persiusspeicher in seiner Wirkung auch vom Wasser aus bereits derart, dass die Abstockung nur eines Baukörpers keine gegenteilige Wirkung mehr entfalten würde.

Noch offen ist, ob Groth den Zuschlag auch für die nördliche Speicherstadt erhält. Sowohl die Pro Potsdam als auch Groth selbst hielten sich auf Anfrage bedeckt. Die kommunale Baugesellschaft, die das rund sieben Hektar große Areal ausgeschrieben hatte, erklärte lediglich, die Sichtung der Angebote sei abgeschlossen, die Verhandlungen mit den Bietern liefen noch. Auf dem Areal ist Platz für weitere 300 Wohnungen. Für die mittlere Speicherstadt hatte Groth wie berichtet rund 8,5 Millionen Euro an die Pro Potsdam gezahlt.

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