Sport: Letzter Schliff
Skullerinnen und Skuller vom Templiner See möchten am Wochenende ganz vorn mitrudern
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Von Michael Meyer
Die wohltuende Stille gestern Vormittag vor dem Potsdamer Bootshaus „Seekrug“ wurde nur von den Traineranweisungen unterbrochen, die über das Wasser des Templiner Sees schallten. Sie galten den Ruderinnen und Ruderern der Potsdamer RG, die in diesen Tagen den letzten Schliff für das kommende Wochenende bekommen. Dann werden bei den Deutschen Kleinboot-Meisterschaften auf dem Brandenburger Beetzsee die ersten wichtigen Weichen Richtung Nationalmannschaft 2009 gestellt. Die ersten 20 der Titelkämpfe qualifizieren sich für die zweite, entscheidende Regatta Ende Mai in Ratzeburg. Vorher werden aus ihren Reihen schon die Besatzungen für die Mannschaftsboote für die Internationale Hügelregatta Mitte Mai in Essen gebildet.
„Ich fühle mich gut für Brandenburg gerüstet und will den Eindruck des letzten Jahres grundlegend revidieren. So eine Niederlage will ich nicht noch einmal erleben“, meinte Stephanie Schiller, nachdem sie das Training beendet und ihren Einer in den Bootsschuppen getragen hatte. 2008 hatte die Schlagfrau des deutschen Doppelvierers nach krankheitsbedingtem Trainingsausfall nur das D-Finale erreicht, ehe sie sich im Nachhinein doch noch für Olympia in Peking qualifizierte. „In diesem Jahr will ich ganz vorn dabei sein. Die Vorzeichen dafür stehen gut“, meinte Schiller, die gerade von Marquardt nach Potsdam umgezogen ist und gestern ins siebente Semester ihres BWL- Studiums an der Potsdamer Uni einstieg.
Seit dem Wechsel ihrer langjährigen Bundestrainerin Jutta Lau Anfang Februar von Potsdam nach China übt die 22-Jährige, die Anfang April bei der Langstreckenregatta in Leipzig Vierte wurde, ebenso wie Christiane Huth und Juliane Domscheit mit in der Skull-Männer- Gruppe um Coach Bernd Landvoigt. „Mit der Zeit hat sich ein ganz gutes Geben und Nehmen zwischen den Frauen und Männern ergeben. Alle profitieren von- einander“, resümierte Landvoigt gestern auf dem Bootssteg vorm „Seekrug“. Bis zu den Titelkämpfen am kommenden Wochenende wird er noch die gemischte Trainingsgruppe betreuen. „Danach soll in Kürze eine Lösung präsentiert werden, wie die Skullerinnen wieder maximal trainiert werden“, sagte Kathrin Boron, die neue Leiterin des Ruder-Bundesstützpunktes Potsdam, den PNN dazu.
Als STephanie Schiller und die Doppelzweier- Olympiazweite Christiane Huth – für die nach langwierigen Rückenbeschwerden nun in Brandenburg schon den Einzug ins A-Finale positiv wäre – gestern ihre morgendliche Trainingseinheit beendeten, saß Juliane Domscheit noch in der Potsdamer Sportschule. Die 19-Jährige steckt im Abi-Prüfungsstress. „Ich habe trotzdem ordentlich trainiert, will am Sonntag ins Finale und dort gewinnen“, demonstrierte die Dritte der Frühjahrs-Langstrecke Selbstbewusstsein. Und das, obwohl sie am Freitagvormittag noch ihre vierstündige Deutsch-Prüfung schreibt, ehe sie zum Vorlauf am Nachmittag an den Beetzsee düst. Am Montag wartet dann die vierstündige Englisch-Arbeit auf sie.
Wesentlich konzentrierter können Clemens Wenzel und Hans Gruhne als Sportsoldat beziehungsweise angehender Bundespolizist für die Titelkämpfe trainieren. „Nur das C-Finale wie im vergangenen Jahr darf nicht noch einmal passieren“, meinte Gruhne gestern, nachdem er seinen Einer aus dem Wasser gehoben hatte. „Ich bin gut gerüstet und will das jetzt in Brandenburg zeigen.“ Gleiches erklärte Wenzel nach der 15-Kilometer-Trainingsfahrt am Havelufer. „Diesmal will ich ins A-Finale“, so der B-Endlauf-Erste von 2008.
Als Bernd Landvoigts Schützlinge schon zum Umkleiden im „Seekrug“ verschwunden waren, drehte Annika Weiße noch ihre letzte Runde. Die 26-Jährige aus Neuenhagen bei Hoppegarten, die von Uta Salomon trainiert wird, ist Quereinsteigerin. Sie kam erst 2007 vom Tennis zum Rudern, „weil im Tennis die Ergebnisse nicht mehr so klappten“, so die Skullerin der PRG, die im Ruderboot inzwischen schon B-Kader ist. „Mal sehen, wie es jetzt läuft. Vielleicht kann ich ja eine Überraschung landen“, sagte Weiße, ehe auch sie ihren Einer im Bootsschuppen verstaute und nur die Stille auf der Havel blieb.
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