
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Letztes Aufbäumen für eine Allee
Bürger demonstrierten gegen die geplante Rodung von mehr als 100 Linden am Ortsausgang von Bornim
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Bornim - Rund 50 Menschen haben am Samstag auf Einladung einer Bürgerinitiative gegen die bevorstehenden Baumfällungen an der Bundesstraße 273 demonstriert. Am Ortsausgang von Bornim versammelten sich die Protestierer, um die von Linden gesäumte Straße auf dem daneben verlaufenden Radweg bis zu Neumanns Erntegarten abzulaufen. Die Alleebäume auf diesem Straßenabschnitt, die nach Angaben der Stadt bis zu 100 Jahre alt sind, sollen noch in diesem Februar gefällt werden. Der Landesbetrieb für Straßenwesen hatte die Fällungen beantragt, weil ein Teil der Bäume umzufallen drohe und so ein Risiko für den Straßenverkehr bestehe. Viele Bäume seien im Wurzelbereich vom Brandkrustenpilz befallen (PNN berichteten).
Die Marquardterin Gitta Krukenberg, Gründerin der Bürgerinitiative gegen die beabsichtigten Rodungen, verwies am Samstag darauf, dass keineswegs alle zur Fällung vorgesehenen Alleebäume in ihrer Standsicherheit gefährdet seien. Krukenberg zitierte aus einem Schreiben der Stadtverwaltung, wonach lediglich zwei Prozent der insgesamt 113 Bäume nicht mehr standsicher seien. Weitere 16 Prozent sind den Angaben zufolge allerdings ebenfalls so stark geschädigt, dass ihre Reststandzeit auf weniger als drei Jahre eingeschätzt werde. Doch für die übrigen Bäume sei, so Krukenberg, eine deutlich längere Reststandzeit, teilweise von über zehn Jahren, prognostiziert worden. Daher sehe sie momentan keine Notwendigkeit, die gesamte Allee zwischen dem Ortsausgang Bornim und der Einfahrt zu Neumanns Erntegarten plattzumachen.
Dieselbe Ansicht vertritt der bündnisgrüne Stadtverordnete Andreas Menzel. Er forderte, die alten Bäume so lange wie möglich zu erhalten. Menzel hatte die Demonstranten zuvor mit einem Informationsblatt über den ökologischen Nutzen ausgewachsener Linden informiert. Eine 20 Meter hohe Linde mit einem Kronendurchmesser von zwölf Metern – solche Prachtexemplare dürfte es unter den zur Fällung bestimmten Bäumen allerdings nicht geben – verarbeitet demnach an einem Sonnentag 18 Kilogramm Kohlendioxid. Das sei der Ausstoß von zweieinhalb Einfamilienhäusern. Wolle man auch nur einen einzigen solchen Baum vollwertig ersetzen, müssten etwa 2000 junge Bäume mit einem Kronenvolumen von einem Kubikmeter gepflanzt werden, informierte Menzel die Demonstranten.
Axel Heinzel-Berndt, Mitarbeiter der Potsdamer Landesgeschäftsstelle des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), erläuterte auf der Demonstration allerdings, warum sogar die Umweltverbände der beabsichtigten Fällung zugestimmt hatten. Unter den Bornimer Alleebäumen gebe es zwar „auch vollkommen vitale Bäume“, doch im Interesse eines einheitlichen Landschaftsbildes habe man letztlich der Komplettrodung zugestimmt. Nur so könne auf lange Sicht der Tunneleffekt der Allee erhalten werden, denn die Ersatzbäume für einzelne abgängige Exemplare hätte man Heinzel- Berndt zufolge einen Meter hinter der bisherigen Baumflucht pflanzen müssen. Nun solle stattdessen auf dem betreffenden Straßenabschnitt eine einheitliche neue Allee mit jungen Bäumen angelegt werden. Für Menzel hingegen ist dies angesichts der ökologischen Verluste keine überzeugende Lösung: „Dieses preußische Reih und Glied ist nicht meins“, sagte Menzel. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm forderte am Samstag in Sachen Alleenschutz mehr Fingerspitzengefühl von den Verwaltungen. Diese sollten künftig sensibler mit den Baumstraßen als Kulturgut umgehen. Im konkreten Bornimer Fall wolle sie der Entscheidung zur Fällung der Bäume allerdings nicht widersprechen.
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