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&#Verschlissen. 30 Jahre rollten die Straßenbahnen über diese Gleise zur Glienicker Brücke und wieder zurück. Über die Sommerferien sollen sie ausgetauscht werden.

© A. Klaer;

Landeshauptstadt: Letztes DDR-Tramgleis wird erneuert

Land fördert Streckenabschnitt in der Berliner Straße / Sanierung der Humboldtbrücke weiter ungeklärt

Von Peer Straube

Stand:

Berliner Vorstadt - Das letzte Stück „Ostschiene“ in Potsdam wird erneuert. Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) übergab am gestrigen Freitag einen Fördermittelbescheid über insgesamt 3,6 Millionen Euro an seinen Parteigenossen, Oberbürgermeister Jann Jakobs. Mit dem Geld soll im Sommer der letzte noch aus DDR-Zeiten stammende Straßenbahngleis-Abschnitt saniert werden. Es handelt sich um das Teilstück in der Berliner Straße zwischen Mangerstraße und Glienicker Brücke. Die Gleise waren dort zuletzt Anfang der 80er Jahre ausgetauscht worden.

Mit einem Teil des Fördergeldes – 1,3 Millionen Euro – komplettiert der Verkehrsbetrieb ViP zudem seine Bahnstromversorgung. Es werden die drei letzten von dann 20 sogenannten Gleichrichterunterwerken gebaut. Diese Anlagen dienen der Rückeinspeisung von nicht benötigtem Strom ins Oberleitungsnetz. Über die technischen Voraussetzungen zur Umpolung verfügten allerdings nur die Combino- und die demnächst in Betrieb gehenden neuen Vario-Straßenbahnen von Stadler, so ein ViP-Mitarbeiter. Wenn das Netz der Gleichrichterwerke komplett ist, ließen sich jährlich zehn bis 15 Prozent an Strom einsparen, hieß es.

Die Bauarbeiten an dem 870 Meter langen Gleisabschnitt sollen im Sommer beginnen und im Oktober beendet sein. Zwei neue, behindertengerechte Bushaltestellen werden gebaut, das Gleisbett wird erschütterungsärmer, sodass die Lärmbelästigung für die Anwohner geringer wird. Während der Bauzeit müssen sich die Autofahrer auf Behinderungen einstellen. Der Tramverkehr kann zeitweise nur eingleisig geführt werden, für Autos soll weiterhin je eine Spur zur Verfügung stehen. Stadtauswärts sollen sie über den historischen sogenannten Reiterweg fahren, der jetzt vor allem als Anwohnerstraße neben der Berliner Straße verläuft und auch als Parkplatz dient. Das Parken wird dort während der Bauphase allerdings nicht möglich sein.

Der Straßenbahnast zur Glienicker Brücke gilt als einer der fahrgastschwächsten in Potsdam. Der Ausbau sei dennoch wichtig, sagte ViP-Prokurist Martin Grießner auf PNN-Anfrage. An dem Abschnitt lägen das Bundesvermögensamt, Standorte der Fachhochschule, das Oberstufenzentrum III sowie touristische Ziele wie die Villa Schöningen und die Glienicker Brücke. Zudem sei der Endpunkt der Linie ein Umsteigepunkt zum Berliner Nahverkehr. Wirtschaftliche Erwägungen beträfen immer das gesamte Streckennetz der Tram, so Grießner. Die Straßenbahn sei zudem das klimafreundlichste Verkehrsmittel.

Für den weiteren Ausbau des Tram- Streckennetzes – in Rede stehen bekanntlich Verlängerungen zu den Nedlitzer Kasernen, nach Golm und nach Teltow – sei Potsdam gut beraten, die Planungen zügig voranzutreiben und bald Fördermittelanträge zu stellen, mahnte Vogelsänger. Seit der Wende seien in die Erneuerung der Potsdamer Nahverkehrsinfrastruktur rund 340 Millionen Euro an Fördermitteln geflossen, sagte er. Der aktuelle Fördertopf des Bundes aus dem sogenannten Entflechtungsgesetz sei aber nur bis 2013 gefüllt. Für die Jahre ab 2014 prophezeite der Minister einen „härteren Verteilungskampf“, weil die Bundesgelder vermutlich weniger reichlich fließen.

Noch unklar ist weiterhin, wie und wann die zweite Hälfte der Humboldtbrücke saniert wird. Einen Förderantrag werde man erst stellen, wenn klar ist, wie hoch der Eigenanteil der Stadt sein muss, so Jakobs. Eigentlich müsste die Kommune sieben Millionen Euro selbst zahlen. Die Verwaltung lehnt das als zu hoch ab, weil die Humboldtbrücke Teil der L 40 ist, einer Landesstraße.

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