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Landeshauptstadt: Letztes Lebewohl für Willy

Trauerfeier für den an Leukämie verstorbenen jungen Afrikaner / Fonds für Migranten geplant

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Babelsberg - Jaqueline Maffo hat den Kampf um die Rettung ihres Sohnes Willy und seine Einreise nach Potsdam verloren. Der an Leukämie erkrankte 16-Jährige starb am 8. Februar in der Universitätsklinik von Yaounde (Kamerun), nachdem für ihn am 4. und dann für den 10. Februar bereits der Flug nach Deutschland gebucht worden war. Die langjährigen Bemühungen der in ihrem Heimatland inhaftierten und gefolterten Frau, die 1995 bei ihrer Flucht den Sohn zurücklassen musste, waren in den letzten Monaten von vielen Potsdamern unterstützt worden. Sie folgten einem Spendenaufruf der Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes und der Ausländerseelsorge des Kirchenkreises.

Am Sonnabend sagten in der Friedrichskirche Landsleute und Spender Willy Kenne Sob ein letztes Lebewohl. Ausländerseelsorgerin Monique Tinney hielt in der ökumenischen Trauerfeier Rückschau auf das Leben des Jungen, der in Kamerun auf der Grabstätte seiner Familie beerdigt wurde, und auf die Bemühungen um seine Rettung. Ausschließlich aus kleineren Privatspenden waren dafür fast 25 000 Euro zusammengekommen. Sie hätten für die Einreise und für die Behandlung des 16-Jährigen ausgereicht, zumal das Bergmann-Klinikum einen Teil der Kosten übernehmen wollte. Willy habe bis zum letzten Augenblick an seine Rettung geglaubt und sogar noch damit begonnen, Deutsch zu lernen.

Auf der Trauerfeier sangen in Potsdam lebende Kameruner Kirchenlieder ihrer Heimat. In die Fürbitten wurde der Wunsch nach rechtlichen Regelungen aufgenommen, die die Familienzusammenführung von Flüchtlingen, vor allem was Kinder betrifft, erleichtern. Dann hätte Jaqueline Maffo nicht zehn Jahre und letztlich vergeblich auf ein Wiedersehen mit ihrem Sohn warten müssen.

Durch den frühen Tod Willys wurde die Spendensumme nur zu 5000 Euro für Behandlungen und andere Kosten ausgeschöpft. Flüchtlingsberatung und Ausländerseelsorge unterbreiteten den Spendern den Vorschlag, aus den restlichen Mitteln einen Fonds zur Unterstützung von Migranten zu bilden, die durch Krankheit, restriktive Gesetzesauslegung oder Familientrennung in eine Notlage geraten sind. Dazu wird zurzeit brieflich die Zustimmung der Spender eingeholt. Zudem liegen in der Friedrichskirche Einverständniserklärungen zur Unterzeichnung aus.

Erhart Hohenstein

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