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Immerhin: Am Samstag erstrahlte die Innenstadt bei der Aktion „Unterwegs im Licht“.

© Ralf Hirschberger/dpa

Forderung eines Lichtkonzepts für Potsdam: Licht für Potsdam

Schon lange fordern Experten ein Lichtkonzept für Potsdam - bisher vergeblich. Doch jetzt wächst der Zuspruch.

Stand:

Potsdam - Strom sparen durch effizientere Beleuchtung, gleichzeitig mit Licht wirkungsvoll Akzente setzen und die sogenannte Lichtverschmutzung reduzieren: Die Stadtfraktion der Grünen fordert einen Lichtmasterplan für Potsdam. Über einen entsprechenden Antrag sollen die Stadtverordneten bei ihrer Sitzung am morgigen Mittwoch beraten. Aus der Tourismusbranche und von Gewerbetreibenden kommt Zuspruch für das Vorhaben. Die Stadtverwaltung reagiert verhalten.

Die Grünen gehen davon aus, dass es bei der Stadtbeleuchtung aufgrund veralteter Technik großes Energieeinsparpotenzial gibt, wie Fraktionsmitglied Andreas Walter erklärte. Für einen Lichtmasterplan müssten verschiedene Interessen – etwa Tourismus, Denkmalschutz und Umweltschutz – transparent abgewogen werden. Zu hinterfragen sei etwa, wo und wie die Beleuchtung energieeffizient intensiviert werden und wo die Lichtbelastung reduziert werden kann.

Studenten: Potsdam verliert in der Dunkelheit seinen Charakter

Zuletzt hatten Studierende der Fachhochschule die Lichtsituation in der Innenstadt analysiert und waren zu dem Ergebnis gekommen, dass es Nachholbedarf gibt (PNN berichteten). Derzeit verliere Potsdam nach Einbruch der Dämmerung seinen Charakter, weil fast alle stadtbildprägenden Gebäude wie die Nikolaikirche wegen fehlender Beleuchtung „unsichtbar“ werden. Kritik gab es auch an der fehlenden Beleuchtung der Plätze – die Stadt verschenke so die Möglichkeit, für Potsdamer und Gäste attraktive Aufenthaltsräume am Abend zu schaffen. Am Bassinplatz war die fehlende Beleuchtung zuletzt auch sicherheitsrelevant geworden: Beim Aufzug der islamfeindlichen Pogida hatten gewaltbereite Gegendemonstranten im Schutz der Dunkelheit leichtes Spiel für Angriffe.

Die Grünen rechnen mit Kosten in Höhe von 25 000 bis 30 000 Euro für das Konzept. Sie verweisen auf ein neues Förderprogramm des Bundes, bei dem es um die Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen gehe und bis zu 65 Prozent der Kosten übernommen werden könnten.

IHK-Chef Schneider: "Licht zieht Menschen an"

Zuspruch für den Grünen-Vorstoß kommt unter anderem von Gastronomen und Gewerbetreibenden. Aus Sicht der Wirtschaft sei es wichtig, „dass eine Landeshauptstadt ihre Attraktionen ins rechte Licht setzt“, sagte Tilo Schneider, Regional-Chef Potsdam bei der Industrie- und Handelskammer (IHK): „Licht zieht Menschen an.“ Davon könnten Einzelhandel und Tourismus profitieren. Ohne ein mit allen Seiten abgestimmtes Konzept werde es aber nicht gehen.

Arndt Gilka-Bötzow, Kreischef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), begrüßte die Idee: „Es wäre dumm, wenn man die Möglichkeit einer Förderung durch den Bund nicht nutzt – und wenn im Zuge der Energieeffizienzmaßnahmen auch der Tourismus profitiert, umso besser“, sagte er auf PNN-Anfrage.

Händler unterstützen Licht-Konzept

Auch bei den Händlern gibt es offene Ohren für das Anliegen. Momentan sei keine Linie in der Beleuchtung zu erkennen, sagte Wolfgang Cornelius von der Händlergemeinschaft AG Innenstadt. Die teils auf Privatinitiative vorgenommene bunte Fassadenbeleuchtung halte er „für grundsätzlich falsch“. Auch Alice Paul-Lunow, die Sprecherin der Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel, spricht sich für einen Lichtplan aus: „Aus unserer Sicht ist das sehr sinnvoll.“ Gerade in den Wintermonaten könne die Stadt mit Licht besser in Szene gesetzt und attraktiver gemacht werden. Für die AG stehe das Thema 2016 ohnehin auf dem Programm, so Paul-Lunow: Geplant sei ein Projekt mit einem Lichtkünstler im Holländerviertel im Dezember.

Bei der Stadt reagierte man verhalten. Man lehne ein solches Konzept nicht ab, es sei aber als „freiwillige Aufgabe“ mit Zusatzkosten verbunden, so ein Stadtsprecher: „Wir müssten über Geld und Personal reden.“ Die Grünen hatten bereits 2013 mit der FDP einen Lichtplan gefordert – der Antrag wurde damals abgelehnt. Zuletzt hatte sich der in der Innenstadt aktive Bürgerverein „Freies Tor“ für ein Lichtkonzept ausgesprochen. Bei einer PNN-Online-Umfrage im Dezember stimmten 59 Prozent für die Idee, 41 Prozent dagegen. 

Mehr Informationen:

Die Orientierung fällt teilweise schwer: Design-Student Jürgen Zesche fuhr mit dem Rad durch Potsdams dunkle Innenstadt. Hier geht es zum Video >>

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