Von Klaus Weise: Licht und Schatten
Felix Wolf holt zwei Rom-Tickets, Jaana Ehmcke verpasst trotz zweier Titel die WM
Stand:
Zwei aussichtsreiche Schwimmer hatte der Potsdamer SV bei den 121. Deutschen Meisterschaften in Berlin am Start, die sich Hoffnungen auf ein Ticket für die Weltmeisterschaften in Rom (18. Juli bis 2. August) machen durften. Doch nach der einzigen Qualifikation für das Championat schieden Rückenspezialist Felix Wolf und Langstrecken-Kraulerin Jaana Ehmcke mit höchst unterschiedlichen Gefühlen von der Hauptstadt. Der 19-jährige Abiturient erfüllte sich am Samstag den Traum vom WM-Debüt, gewann mit neuer persönlicher Bestzeit von 1:58,03 Minuten die 200 Meter Rücken und unterbot damit die harte Normzeit (1:58,22), die schon fast anderthalb Sekunden unter seiner bisherigen Topmarke vom DM-Silberplatz aus dem Vorjahr lag, noch mal klar.
Am Sonntag legte Wolf noch einmal nach, wurde auf der 200-Meter-Freistil-Strecke Vierter (1:48,89), und dürfte damit nach Lage der Dinge auf dem „Stiefel“ auch in der langen Freistilstaffel seine Fußabdrücke hinterlassen. „Das war das Sahnehäubchen für meine Meisterschaften, die fast gänzlich nach Wunsch verlaufen sind“, meinte er nach dem Rennen, das Paul Biedermann (Halle/S.) in Europarekord von 1:44,71 Minuten gewann.
Auch über 100 m Rücken, wo er wegen der Konzentration aufs Wesentliche als Vorlaufdritter auf eine Finalteilnahme verzichtet hatte, überzeugte Wolf mit Bestzeit, und über 200 Meter Lagen holte er Bronze. Selbst der stets gestrenge und kritische Trainer Jörg Hoffmann riss beim Zielanschlag der 200 Meter Rücken und parallelem Blick zur Zeitanzeige die Faust nach oben. „Felix hat genau das gemacht, was wir vorher besprochen haben.“
Was Hoffmann zuversichtlich macht, ist neben dem erwarteten muskulären und Kraftzuwachs in den nächsten ein, zwei Jahren auch die ganz klar erkennbare Leistungsentwicklung bei seinem Schützling. Von Hoffmann übernommen hat Wolf die selbstkritische Haltung zur eigenen Leistung. So meinte er denn auch nach Platz 4 und Bestzeit über 200 Meter Freistil: „Ich habe mir ein wenig mehr erwartet und auf der letzten Bahn eine bessere Zeit vergeben, weil ich zur falschen Seite atmen musste.“
Das Programm von zwei Strecken bei der WM sei ihm keineswegs zu umfangreich. Und der Trainer sagt: „Das ist eine ideale Chance zum Lernen, wann will er das denn sonst tun, wenn nicht jetzt?“
Weniger zufrieden als mit Wolf war Jörg Hoffmann trotz der zwei Meistertitel über 800 und 400 Meter Freistil mit Jaana Ehmcke. An den Normzeiten schwamm sie weit vorbei, die WM findet definitiv ohne sie statt. Auf der kürzeren der beiden Strecken versuchte sich die 22-jährige Sportsoldatin zwar für den schwachen Auftritt zum Auftakt zu rehabilitieren, griff auf den ersten 200 Metern couragiert an, aber am Ende kamen dann doch nur mittelmäßige 4:12,45 Minuten heraus. „Titel mit solchen Zeiten sind nichts wert, die sind nicht international konkurrenzfähig“, meinte sie. Hoffmann ließ ihren mehrwöchigen Krankheits- und Trainingsausfall nur als Teilentschuldigung gelten. „Da spielt auch die Einstellung eine große Rolle. Wenn ich von vornherein sage, das wird nichts, dann wird es auch nichts.“ Demnächst will er sich mit ihr zusammensetzen und über die Gestaltung der Zusammenarbeit reden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: