zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Lichter Hain statt kahler Wiesen

Rund um das Chinesische Haus werden die Lennéschen Gartenbilder wiederhergestellt

Stand:

Der Parkteil rund um das Chinesische Haus verändert sein Gesicht. Statt unbewachsener Wiesenflächen mit weitem Ausblick findet der Besucher künftig lichte, mit Bäumen und Sträuchern bepflanzte Haine. Das Teehäuschen wird dann von weitem nicht mehr frei, sondern im Durchblick zu sehen sein. Gleiches gilt für die Sichten von hier aus in den Park. Bei Spazierengehen auf den Wegen, die teilweise eine neue Führung erhalten haben, öffnen sich künftig aus jeder Biegung neue Perspektiven.

Damit führt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, wie der stellvertretende Gartendirektor Jörg Wacker erläuterte, diesen Parkteil auf die Gartenbilder zurück, die Peter Joseph Lenné hier Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen hat. Grundlage ist ein Parkplan aus dem Jahr 1853. Mittels Satellitennavigation wurden die damaligen Standorte der Bäume und Sträucher eingemessen und auf den Wiesen markiert. Die Arten und Sorten konnten nicht ermittelt werden, deshalb hat die Gartendirektion auf in der damaligen Zeit verwendete Gehölze zurückgegriffen.

Im Herbst wurden 569 Bäume und Sträucher gepflanzt, neben Linden, Ebereschen, Ahorn und Birken unter anderem Japanische Schnurbäume, Lederhülsenbäume, Flieder, Schneeball, Kornelkirschen und Christusdorn. Mit ihren unterschiedlichen Blattfarben setzen sie malerische Akzente. Die Gartenbilder werden sich erst in einigen Jahren voll erschließen, wenn die Jungbäume auf acht – zehn Meter Höhe aufgewachsen sind.

Bereits bepflanzt ist die östliche Wiese in Richtung des Parterres am Fuß der Terrassenanlage von Schloss Sanssouci mit der Tritonenbrücke im Bildvordergrund. Neue Bäume stehen auch auf der nordwestlichen Wiesenfläche. Durch Rodung beziehungsweise Auslichtung einer in den 1950er Jahren hinzugefügten Eibenhecke soll der Blick zum Belvedere auf dem Klausberg wieder geöffnet werden. Baum- und strauchlos zeigt sich dagegen noch die südliche Wiese Richtung Ökonomieweg. „Wir würden uns sehr über einen Sponsor freuen, der die 3000 bis 4000 Euro teure Finanzierung des Pflanzguts übernimmt“, sagt Jörg Wacker.

Die Rückführung des Parkbereichs auf die Lennésche Gestaltung hatten 2006 begonnen. Als erstes erneuert wurde der Rundweg, der vom Teehaus weg und zu ihm zurückführt. Sein ursprünglicher Verlauf war durch Suchgrabungen ermittelt worden. Als zweiter Bauabschnitt wurde der Streifen zwischen der nordöstlich des Chinesischen Hauses stehenden Dresdner Vase und dem Parkeingang Kuhtor in Angriff genommen. Dann folgte die Erneuerung des Wegebereichs direkt um den 1754 durch Büring errichteten Pavillon.

Als Friedrich der Große vor dem Bau des Chinesischen Hauses das Gelände aufkaufte, war es mit knorrigen Eichen bestanden, von denen sich einige bis heute erhalten haben. Der König ließ aus dem Wald durch seinen Obergärtner Krutisch und dessen Nachfolger Heydert einen „anglo-chinesischen“ Garten gestalten, mit Parterres vor den drei Kabinetten des Gebäudes. Diese Wiesenparterres ließ Peter Joseph Lenné bei der Umgestaltung zum klassischen Landschaftsgarten ab 1821 bestehen, öffnete aber weite Blicke unter anderem zur Großen Fontäne und zum Belvedere auf dem Klausberg.

Bei der Rückführung auf den Lennéschen Zustand werden die Besucher allerdings auf eine Attraktion verzichten müssen. König Friedrich Wilhelms IV. hatte unmittelbar nördlich vom Teehaus eine Fontäne in einem Wasserbecken von 18 Metern Durchmesser anlegen lassen, dessen Wasserspeier als Seepferdchen gestaltet waren. Schon um 1900 mussten die aus Zinkguss bestehenden Meerestierchen wegen Korrosion ins Depot gebracht werden, 1927 wurde auch das Wasserbecken ausgebaut. Aussicht auf Wiederherstellung besteht laut Wacker nicht.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })