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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

Kolumne PYAnissimo: An die Nicht-Sozialdezernentin: Liebe Frau Buchholz

Imogen Buchholz, Sozialdezernentin in Altona, wollte die Nachfolgerin von Elona Müller-Preinesberger werden. Vielleicht ist es besser, dass sie es nicht wird. Denn in Potsdam ist das Karma gerade ganz schlecht.

Stand:

Liebe Frau Buchholz,

Sie haben es bestimmt schon gehört, dass man Sie hier in Potsdam nicht haben will. Als neue Sozialdezernentin. Trotz Platz eins in der Hitliste. Es ist wie in der Bibel, die ersten werden die Letzten sein. Und es war ja nur ein Vorschlag einer Expertenrunde. Ein teurer zwar – aber nicht bindend. Also nehmen Sie es nicht so schwer. Vielleicht ist es besser so. Für Sie. Hier in Potsdam ist zurzeit ganz schlechtes Karma. Also was die Einstellung zu verantwortungsvoller, ergebnisorientierter Arbeit (ich sage nur: stehender Fahrstuhl an der Alten Fahrt) betrifft. Von Führungsqualitäten des Personals ganz zu schweigen. Die, die da sind, werden entweder gerade gefeuert oder gehen von selbst. Oder reisen gar nicht erst an. Wie Herr Rausch, der das Bauamt auf Vordermann bringen sollte. Der hat den Braten gerochen und sich noch rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Headhunter müsste man sein.

Nee, bleiben Sie mal in Altona. Ist doch bestimmt schön dort. Jede Menge Wasser und sicherlich auch Uferwege. Ich persönlich hätte ja nichts gegen eine Hamburger Deern gehabt. Jemand, der nicht so viel labert und einfach macht. Der die Verwaltung mal mit dem Blick von außen betrachtet und eingefahrene Abläufe hinterfragt. Der neue Ideen mitbringt. Aber wir in Potsdam sind eben sehr speziell. Am wichtigsten scheint es den Stadtverordneten zu sein, dass jemand mit Lokalkolorit sich um das Ressort kümmert. Das Ordnungsamt gehört ja auch dazu, da muss man seine Pappenheimer schon kennen.

Ich kenne Mike Schubert, unseren Lokalkoloriten, jetzt nicht so genau. Im Grunde ist mir sein Name nur von Vorfällen, in denen es um ihn selbst ging, geläufig. Aber ich glaube, im Katastrophenmanagement macht er gute Arbeit. Potsdam wurde in der Vergangenheit weder von Überflutungen, Feuersbrünsten, Sandstürmen oder Erdbeben heimgesucht. Kann man nicht meckern. Auch wenn unsere Feuerwehrmänner die Bezahlung ihrer Überstunden einklagen müssen.

Vermutlich ist Mike Schubert als Katastrophenschutzexperte überqualifiziert

Schlimmer ist, dass in Potsdam Schulen und Kitas fehlen, wir uns stattdessen eine komplett unrentable Biosphäre leisten. Dass die Stadtwerke gerade führungslos herumeiern (ich glaube, dem Sozialdezernat ist ein Aufsichtsratsposten anhängig), und dass unser Bauressort quasi still gelegt ist. Vermutlich ist Schubert als Katastrophenschutzexperte für so eine Stadt geradezu überqualifiziert.

Sie hingegen bräuchten hier erstmal eine Wohnung. Ganz schlecht. In Potsdam ist nichts zu holen. Ich habe mir neulich ein Baugrundstück angeschaut. Wir waren gut 20 Leute, die den Makler, Typ Schnauzbart, lachsfarbene Hose und Spiegelsonnenbrille, wie Schmeißfliegen umkreisten. Das Grundstück zwischen Nutheschnellstraße und einem dubiosen Saunaclub (jaja...) ging noch am selben Nachmittag weg. Obwohl der Makler uns allen noch geraten hatte, dem Finanzierungsnachweis hübsche Familienfotos beizulegen. Das käme immer gut an bei den Eigentümern. Ich frage mich heute, was der wohl mit all den Fotos macht. Aber das ist nicht mehr Ihr Problem. Sie wissen es besser. Liebe Frau Buchholz, grüßen Sie Altona von mir.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.

Update 24. Juni: Wir haben Post aus Altona bekommen:

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